Bier ohne Alkohol ist längst salonfähig. Doch es gibt auch immer mehr Destillate ohne Alkohol. Doch was ist genau damit gemeint?
Rum, Gin, Whisky: Haben diese Getränke keinen Alkoholgehalt, dürfen sie die Bezeichnung Spirituose nicht mehr tragen. Die Erklärung ist einfach und vom Gesetz geregelt: «Spirituosen sind alkoholhaltige Flüssigkeiten, die zum menschlichen Genuss bestimmt sind und einen Mindestalkoholgehalt von 15 Volumenprozent aufweisen.» Diese Definition ist auf der Website des Eidgenössischen Departementes des Innern festgehalten. Bier ist an der gleichen Stelle wie folgt definiert: «Bier ist ein alkoholisches, kohlensäurehaltiges Getränk aus Wasser, gemälztem oder nicht gemälztem Getreide, Hefe und Hopfen, das durch alkoholische Gärung gewonnen wird.» Deshalb darf alkoholfreies Bier weiterhin Bier genannt werden.
Der Trend in der Getränkeindustrie heisst «non alcoholic distilled spirits». Zu Deutsch: alkoholfreie Destillate. Aus dem Begriff Spirituosen entsteht das Wort Destillat, das sich auf das Heruntertropfen des kondensierten Dampfs in einer Brennblase bezieht. Und das bleibt bei der Herstellung alkoholfreier Destillate gleich wie bei der alkoholhaltigen Variante. Im Gegensatz dazu wird Bier normal gebraut und danach der Alkohol entzogen.
Mittlerweile gibt es kaum eine Destillerie und keinen Spirituosenimporteur, die nicht mindestens ein Produkt ohne Alkohol im Sortiment haben. So hat jüngst der Getränkehersteller Diageo nach den Gin-Destillaten Tanqueray 0,0 % und Gordon’s 0,0 % seine Palette mit dem Rum Captain Morgan 0,0 % erweitert. Der Geschmack von Rum wurde mit Gewürzen nachempfunden.
Auf den Zug der alkoholfreien Destillate aufgesprungen ist auch die Diwisa AG aus Willisau/LU. «Wir haben Mitte 2019 damit begonnen, die niederländische Marke Fluère in der Schweiz zu verkaufen», sagt Dominik Babst, Brandmanager Premium Brands. «Mit seinen alkoholfreien Destillaten bietet Fluère eine geschmackvolle Alternative zu bekannten Spirituosenkategorien.» Mit Fluère Bitter könne zum Beispiel ein klassischer alkoholhaltiger Bitter ersetzt werden. «Dies kommt vor allem im Aperitif-Bereich gut an», weiss Dominik Babst. Es gibt von Fluère verschiedene Geschmacksrichtungen: Raspberry, eine Pink-Gin-Alternative, den rumähnlichen Spiced Cane und Smoked Agave, eine Tequila-Alternative.
Doch Dominik Babst macht die Erfahrung, dass in der Gastronomie selten ein Nullpromille-Apéro angeboten wird. «Das ist schade, denn die Produkte sind qualitativ sehr gut und einfach im Handling», wirbt er für die Produkte. So könne das Destillat einfach mit einem Filler aufgefüllt werden und schon sei ein Cocktail servierbereit.
(Ruth Marending)
Die Luzerner Gin-Firma Lakeside Valley hat ein pflanzliches Konzentrat entwickelt. Dieses gibt jedem Getränk den Geschmack von Alkohol, ohne tatsächlich Alkohol zu enthalten.