Fine-Dining im Industriegebiet. «The Dining Room» in Cham beweist, dass das kein Widerspruch sein muss.
Das Anfang Oktober eröffnete Restaurant The Dining Room liegt etwas versteckt in einem Industriegebiet in Cham/ZG. Jedoch ist der Standort, der unmittelbar an der Autobahn mit Anbindung an Zürich und Luzern liegt, strategisch gar nicht mal so schlecht. Ebenfalls strategisch clever ist das Konzept des «Esszimmers», das es so, auch in der weiteren Umgebung, kein zweites Mal gibt. Weshalb aber hat das junge Gastro-Duo Johanna Hagen (25) und Christopher Knippschild (31) auf die Karte «Risiko» gesetzt?
Johanna Hagen, Co-Geschäftsführerin «The Dining Room»
«Die Möglichkeit, uns im stilvollen ‹Sense of Delight›-Showroom von Kaviar-Vertriebshändler Jürg Kappeler einzumieten, war eine Chance, die wir packen wollten. Hinzu kommt, dass sich das Gesamterlebnis unseres Konzepts von ‹normalen› Restaurants abhebt», ist Co-Geschäftsführerin und Gastgeberin Johanna Hagen überzeugt. Die gemütlichintime Atmosphäre, auch dank einer überschaubaren Anzahl Gäste, erinnere an das eigene Wohnzimmer. «Die offene Küche, in der die Gäste Chefkoch Chris zuschauen dürfen, macht das Dinieren zu einem Erlebnis», so Hagen.
Alle vier Wochen wird ein neues Fünfgangmenü serviert. Chris Knippschild: «Die Menüentwicklung startet auf dem Papier und wird in groben Zutaten skizziert. Danach definiere ich, welche Texturen passen und verarbeitet werden. Anschliessend werden die Gerichte probegekocht und feinjustiert.» Der Chef möchte keine kulinarische Richtung ausschliessen, setzt den Fokus aber auf die asiatische Küche, die viel Umami bietet – also eine zusätzliche Wahrnehmung neben süss, sauer, salzig und bitter. Darüber hinaus liebt er Saucen und Sude, die den meisten seiner Gerichte noch das gewisse Etwas verpassen.
Auch wenn man es vermuten könnte, ist das Betreiber-Duo privat kein Paar. Sie sind Freunde, Geschäftspartner und teilen dieselbe Vision von gehobener Gastronomie. Die diplomierte Hôtelière-Restauratrice sammelte vor ihrem Studium an der EHL Swiss School of Tourism and Hospitality Erfahrungen in der Luxushotellerie. Zuletzt war sie im Privatclub Shed in Zug tätig, wo sie auf ihren jetzigen Geschäftspartner traf.
Chris Knippschild absolvierte seine Ausbildung im Romantik Hotel Residenz am See in Meersburg (DE). Danach arbeitete der Deutsche im «The Dolder Grand» und «Atlantis by Giardino» in Zürich sowie in Fine-Dining-Restaurants wie dem «Gustav» unter Antonio Colaianni und dem «Mesa» unter Sebastian Rösch sowie im «Shed». «Stolz bin ich auch auf meine Arbeit im Drei-Sterne-Michelin-Restaurant Maaemo in Oslo (NO)», so der Chef. Zudem war er in der Sat1-TV-Show The Taste zu sehen, in der er mit Tim Raue im Finale kochte.
Auf die Frage, warum sie als Jungunternehmer den Schritt in die Selbständigkeit ohne Investor gewagt haben, antwortet Johanna Hagen: «Wir wissen, es wird ein harter Weg. Jedoch verzichten wir aktuell bewusst auf finanzielle Unterstützung und setzen ganz auf Unabhängigkeit.»
Der «Dining Room» kann auch für Firmen- und Privatanlässe gebucht werden. Und einmal monatlich planen die beiden Events wie Kochkurse oder themenspezifische Menüs.
(Andrea Decker)
16 an der Tafel 4 an der Küchenbar
Mo.–Sa., 18.30 bis 23 Uhr
18.30 Uhr, Apéro
19 Uhr, Dinner
Dezember: Sieben-Gang-Silvester-Menü
Januar: Four-Hands-Dinner mit Franco Körperich aus dem «Löwen» in Menzingen/ZG