Die Gastkolumne – diese Woche von: Helena Adams, Präsidentin der Prüfungskommission der Berufsprüfung Hotellerie-
Hauswirtschaft, und Mitglied des bvhh
In der Schweiz sind qualifizierte und erfahrene Berufsleute gefragt. Nicht nur bei den Arbeitgebern sind sie Mangelware, sondern auch in den Fachschulen als Dozenten und Experten an den Prüfungen. Traditionell wäre es so, dass ausgebildete, erfahrene Berufsleute ihr Wissen und Können an den Nachwuchs weitergeben, indem sie ausbilden. Keine Zeit, keine Ressourcen und kein Interesse sind häufige Rückmeldungen auf entsprechende Anfragen. Betrachtet man die Situation an den Berufs- und Fachschulen kritisch, unterrichten sehr wenige bis keine aktiven Berufsleute die Klassen. In die Lücke springen Ehemalige und Berater, die den aktiven Berufsalltag schon lange hinter sich gelassen haben. Die Prüfungskommissionen sind deshalb noch mehr gefordert, genügend aktive Berufsfrauen und -männer zu gewinnen, die fähig sind und Zeit haben, sich den anspruchsvollen Kompetenz-Prüfungen zu widmen. Der Entwicklung der höheren Fachprüfungen ist grosse Sorge zu tragen. Unser Wirtschaftsmodell und, wie unsere Politiker nur zu gerne betonen, unser wirtschaftlicher Erfolg basieren auf den dualen Aus- und Weiterbildungen, die noch immer zwingend auf Herzblut und Freiwilligenarbeit angewiesen sind. Immer weniger Arbeitgeber sind gewillt, ihre guten Berufsleute für die Aus- und Weiterbildung zur Verfügung zu stellen, geschweige denn sie dafür zu entschädigen. Noch gibt es genug Interessierte mit Engagement für ihren Beruf. Sie leisten für die fachliche Bildung wertvolle Freiwilligenarbeit als Experten und Mitglieder von Qualitätssicherungskommissionen. Mit den zunehmenden Ansprüchen an die Arbeitgeber, Berufsschulen und Prüfungskommissionen wird das heutige Modell aber nicht zukunftsfähig sein. Die Arbeitgeber und die Politiker sind gefordert, diese bis heute hervorragende Leistung der aktiven Berufsleute zu würdigen und ein tragfähiges Modell für die Zukunft zu entwickeln.