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Landgastronomie urban gestalten

Traditionelles in Frage zu stellen, machte den verschlafenen «Hirschen» zum Place to be in Plaffeien/FR.

Der «Hirschen» in Plaffeien, dem Zentrum des oberen Sensebezirks im deutschsprachigen Teil des Kantons Freiburg, ist ein stattliches Gebäude. Dennoch ereilte ihn das Schicksal zahlreicher Landgasthöfe: Trotz exzellentem Standort war das Haus nur schlecht beleuchtet und häufig geschlossen. Raphael Siffert und sein Team, welche mit dem Rock Café in Freiburg und dem «Planet Edelweiss» in Mariahilf/FR bereits zwei erfolgreiche Gastrokonzepte realisiert hatten, haben den Betrieb 2018 übernommen. Seither spielt die Musik im «Hirschen» im wahrsten Sinne des Wortes. Erzählt Raphael Siffert die Geschichte des Gastro- Pubs, spüren die Zuhörer den Beat.

Restaurant: Im Gastro-Pub in Plaffeien/FR sind Gäste an 365 Tagen im Jahr von früh bis spät willkommen. «Das ist nicht einfach, aber machbar», sagt der kreative Kopf und Verwaltungsrat Raphael Siffert. (Bilder Nicole Schafer)

Rockballade in drei Strophen

Die erste Strophe handelt vom Gastro-Pub, dem grossen Gastraum mit der langen Theke der Begegnungsbar, dem Gastroteil und dem Pubteil mit Hochtischen. Dazwischen stellt der renovierte runde Stammtisch unter einem glitzernden Kristallkronleuchter. Traditionelles in Frage.

Angeboten werden mehrere Biere im Offenausschank. Darunter ein IPA und das dunkle Guinness. Um Letzteres entstand gar ein Klub, der regelmässig im Gastro-Pub einkehrt.

Kulinarische Spezialitäten des Hauses sind neu interpretierte Pastetli, regionales Highland Beef sowie Fingerfood-Platten für zwei Personen oder eine ganze Familie. Glace gibt es in Portionenbechern von Anbieter Kalte Lust, welcher auch die Coupe-Karte ersetzt. «Wir arbeiten viel mit Komponenten. Das erleichtert die Mise-en-place, verhindert Food Waste und hält die Kosten tief», sagt Raphael Siffert.

Alleinstellungsmerkmale werden zum Refrain

Details sind Raphael Siffert wichtig. So hängen im Gastro-Pub keine fünf Bilder von Hirschen, sondern ganze 80 moderne Hirschporträts. Regionale und nationale Zeitungen in deutscher und französischer Sprache sind sauber in Ständer gereiht – auch am Sonntag. Zudem hat er für die Jasser ein Sideboard für Karten, Tafeln und Kreiden anfertigen lassen. Ein Alleinstellungsmerkmal sind auch die Öffnungszeiten. Das Angebot steuert die Nachfrage. «Oft sind die Montage und Dienstage umsatzstärker als die Samstage», sagt Raphael Siffert.

In der zweiten Strophe geht es um die 17 Gästezimmer. Mit wenig Aufwand wurden sie aufgefrischt. Viele sind für längere Zeit an Handwerker vermietet. Ab acht Uhr gibt es im Gastro-Pub ein reichhaltiges Frühstücksbuffet. Wer früher frühstücken möchte, findet ein frisches Angebot in Selbstbedienung im Frühstücksraum. Dieses wird von den einheimischen und internationalen Gästen geschätzt. Als Folge stiegen die Bewertungen auf den wichtigsten Buchungsplattformen auf Höchstwerte. Ein Alleinstellungsmerkmal sind getestete Wanderrouten ab dem «Hirschen».

Garage-Bar: Als einziger Gastronomiebetrieb in der Region verfüg der «Hirschen» über ein Patent B Plus mit längeren Öffnungszeiten. 

Die dritte Strophe rockt das Nachtleben. Zwischen Disco, Klub und Konzertlokal ist die Bar in der Garage an den Wochenenden bis drei Uhr geöffnet. Ein weiterer Place to be in Plaffeien, den alle Generationen rege nutzen.

Neue Songs im Zeitgeist

Ausgebremst von Corona geht das «Hirschen»-Team ein paar weitere Projekte an. So soll neben der Weiterentwicklung des Gastro- Pubs das Bankettgeschäft angekurbelt werden. Der First-Floor-Saal mit Palmen und dem Strandbild an der Wand bietet Platz für bis zu 80 Personen. Auch da steht das Wohl der Gäste im Vordergrund. Deshalb werden bei voraussichtlich lauten Anlässen die Zimmer wegen Lärmemissionen nicht vermietet. Im Package können Bankettgäste jedoch zu günstigen Konditionen übernachten.

Dann gibt es die Idee für einen Biergarten. Auf Raphael Sifferts Neuinterpretation darf man gespannt sein.

(Gabriel Tinguely)


Fakten und Zahlen

Investitionssumme

500 000 Franken.

Fixkosten

700 Franken pro Tag ohne Mitarbeiter- und Warenkosten.

Mitarbeitende

9 Hundert-Prozent-Stellen verteilt auf 20 Mitarbeitende,davon drei in der Küche.

Plätze

80 im Gastro-Pub,50 auf der Terrasse,80 im First Floor (Saal),12 im Sitzungszimmer,12 im Frühstücksraum,bis 150 in der Garage-Bar.


Mehr Informationen unter:

hirschen.pub