Die junge Generation übernimmt und geht neue Wege. Was dabei herauskommt, ist überraschend anders.
In der Schweiz sind Weine aus Spanien im Aufwind. Gemäss der weinwirtschaftlichen Statistik des Bundesamtes für Landwirtschaft stiegen die Importe im Jahr 2022 um vier Prozent. Zeitgleich büssten die Platzhirsche Italien mit minus sieben Prozent und Frankreich mit minus neun Prozent Marktanteile ein.
So erfolgreich wie die jungen spanischen Weinmacher ist das Weinhaus Pamisa SA in Grolley/FR. Gegründet im Jahr 2000 vom Spanier Juan Miguel San Juan und seiner Schweizer Ehefrau Rosemary Hofmann setzt sich der Name des Unternehmens aus den Vornamen ihrer Kinder Patrick, Miguel und Sandra zusammen.
Miguel San Juan, Co-Direktor Pamisa SA
Seit 2009 arbeitet Miguel San Juan im Familienunternehmen. 2011 ist sein Bruder Patrick dazugestossen und Schwester Sandra hilft bei Degustationsevents mit. «Wir haben alle keine Weinausbildung genossen», sagt Miguel San Juan. «Doch wir sind mit Wein aufgewachsen. Mein Vater wurde in La Rioja geboren und importierte Rioja-Weine bereits bevor er Pamisa gründete.»
Die Brüder San Juan studierten beide Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Universität Freiburg. Danach arbeitete Miguel im Vertrieb von Investmentfonds. Auch Bruder Patrick war mehrere Jahre in der Finanzberatung und im Bankensektor tätig. Von ihrer Arbeit im Weingeschäft und als Lieferanten der Gastronomie sind sie bis heute begeistert.
«Alles, was ich über Wein weiss, habe ich in persönlichen Kontakten von den Winzerinnen und Winzern gelernt», sagt Miguel San Juan. Das waren viele und immer wieder kommen neue dazu. Eine Entdeckung der Brüder San Juan ist die Bodega Cerrón, ein Familienweingut in der Region Jumilla. Begeistert ist Miguel San Juan auch vom Projekt Envínate auf der Vulkaninsel Teneriffa. «Vier Freunde pflegen alte Rebstöcke und ihre Weine gelten als Offenbarung im spanischen Weinmilieu», so Miguel San Juan. Ein weiteres Beispiel ist das erst 2014 gegründete Weingut von Isaac und Manuel Cantalapiedra in Castilla y León. «Früher verkauften sie die Trauben. Heute produzieren sie ausserhalb der DO Rueda grossartige, biodynamische Weissweine aus Verdejo-Trauben.» Für viele junge Winzer seien die Regeln der DOs zu strikt. «Sie steigen aus und deklarieren ihre Weine als Vino d’España. Das ist schade, auf den Weinkarten nicht einfach zu deklarieren und somit schwerer zu verkaufen.»
Schade findet Miguel San Juan auch, dass viele Winzerinnen und Winzer es nicht als notwendig erachten, ihre Weine als Bio zu deklarieren. Dies obwohl aufgrund der klimatischen Voraussetzungen zahlreiche Bodegas längst nach biologischen oder gar biodynamischen Richtlinien arbeiten. Ein Weingut, das bio-zertifiziert ist, befindet sich in der «Goldmeile» der DO Ribera del Duero: Die Bodega Valdemonjas liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zu «Monasterio» und «Vega Sicilia».
Miguel San Juan, Co-Direktor Pamisa SA
Mit acht Hektaren ist Valdemonjas ein eher kleines Weingut. Trotzdem werden die vielen unterschiedlichen auf 750 Meter über Meer gelegenen Parzellen separat vinifiziert. «Das Werk von Alejandro Moyano, seinem Sohn Alexis und der Beratung durch den Önologen Luca D’Attoma sind mehrere faszinierend komplexe und spannungsvolle Weine», schwärmt Miguel San Juan.
«Überhaupt bietet Spanien viele elegante Weine. Dies durch die Nähe zum kühlenden Atlantik oder der hochgelegenen Regionen wie La Rioja oder Ribera del Duero», erklärt Miguel San Juan. «Die Frische und Eleganz der Weine in Kombination mit Reife, aber ganz ohne gekochte Frucht, machen sie zu optimalen Essensbegleitern.»
(Gabriel Tinguely)