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Wo bleiben die Berner Weine?

Die beiden Berner Weinbaugebiete am Bieler- und Thunersee werden in Berner Gaststätten zu selten angeboten.

Berner Winzer überzeugen mit der Qualität ihrer Weine. (zvg)

«Im Kanton Neuenburg ist es obligatorisch, dass Restaurants lokale Weine anbieten», sagt Cécile Luterbacher, Co-Organisatorin von «Bärner Winzer z Bärn», der Weinpräsentation in der Halle des Berner Rathauses. «Im Wallis wäre es auch ohne Gesetz undenkbar, in der Beiz keinen Fendant, Dôle, Petite Arvine oder Heida zu bekommen.» Nur die Berner Wirte neigten dazu, ihre eigenen Produkte gering zu schätzen.

Tue Gutes ...

«Der Kanton Bern fördert den Weinbau», sagte Michael Gysi in seiner Ansprache. «Im Weinbau wurden grosse Fortschritte erzielt und immer mehr Reben werden biologisch kultiviert», erklärte der Vorsteher des kantonalen Amtes für Landwirtschaft.

«Der anfänglich  neutrale ‹Troublant› hat in der Flasche eine schöne Frucht entwickelt.»

Matthias Rindisbacher, iIhaber der Weinmanufaktur Bern

Zudem sind Piwi-Sorten im Vormarsch. Sie machen am Bielersee sechs Prozent der Produktion aus, am Thunersee 30 Prozent. Piwi sind neugezüchtete Rebsorten mit erhöhter Widerstandsfähigkeit gegen Pilzkrankheiten. Das ermöglicht eine deutliche Reduktion des Gebrauchs von Pflanzenschutzmitteln im Rebberg.

... und rede laut darüber

«Es ist ‹harzig›, in der Stadt Bern für Berner Wein zu werben», sagt Cécile Luterbacher. Sie ist Biologin, Winzerin und angehende Agronomin. Ihr Anliegen wäre es, dass sich auf der Weinkarte jedes bernischen Gastrobetriebs mindestens ein lokales Gewächs fände. Dafür tut die Branche einiges: Von 2007 bis 2016 wurde in einer kantonalen Selektion der «Berner Staatswein» erkoren, den die Regierung an offiziellen Anlässen ausschenkte. 2017 wurde die Selektion in «Berner Wein des Jahres» umbenannt. Zudem sind Berner Winzer an verschiedensten ­Anlässen in der Stadt präsent. Seit drei Jahren, jeweils Anfang November, auch mit dem Anlass «Bärner Winzer z Bärn».

Ein Exot unter den Weinbauern ist Matthias Rindisbacher. Der Architekt ist nach rund vier Jahrhunderten der Erste, der in der Stadt Bern wieder Wein anbaut. Auf dem sogenannten Wyssloch beim Zentrum Paul Klee pflanzte er 2017 auf 1,4 Hektaren Sauvignac-Reben. Letztes Jahr hat Rindisbacher von der Weinmanufaktur Bern zum ersten Mal rund 3500 Flaschen ‹Troublant› gekeltert.

(Gabriel Tinguely)


Ein Kanton – zwei Weinbaugebiete

Das grössere Berner Weinbaugebiet liegt am Bielersee. Über 60 Winzerinnen und Winzer bewirtschaften eine Fläche von gut 220 Hektaren Reben. Dazu zählen die Südosthänge des Bielersees von Vingelz über Tüscherz-Alfermée, Twann, Ligerz bis nach Schafis und La Neuveville sowie die Rebberge der St. Petersinsel und der Weinbaugemeinden Erlach, Tschugg, Gampelen und Ins. Chasselas, Pinot Gris, Sauvignon Blanc und Pinot Noir als Hauptsorten werden von zahlreichen Spezialitäten ergänzt. Das kleinere Weinbaugebiet liegt am Thunersee in Thun, Spiez, Oberhofen und Hilterfingen. Neben Riesling-Sylvaner und Pinot Noir gedeihen am Thunersee zahlreiche Piwi-Sorten.