In einigen Restaurants, die gut besetzt sind, ist der Lärm zuweilen unerträglich, in anderen nicht. Die Gründe dafür sind komplex.
Wer kennt es nicht, man sitzt in einem Restaurant und der Lärmpegel ist so hoch, dass man sein Gegenüber nicht mehr versteht. Dafür versteht man, worüber der Gast, der einige Tische weiter sitzt, lautstark referiert. «Der Schall verhält sich wie ein Gummiball. Wenn er auf einer Oberfläche aufschlägt, wirft es ihn in irgendeine Richtung zurück», erklärt Patrick Wyss, Geschäftsführer der Dewaisol AG in Bern. Da sich die Gäste bei schlechter Akustik immer lauter unterhielten, verdopple sich der Lärm stündlich.
Kurt Eggenschwiler, Akustiker
Die Lärmquellen sind nicht nur die Gäste, sondern auch Kaffeemaschinen, Geschirrspüler oder andere Geräte. Und der Lärm sei nicht nur für die Gäste ein Problem, auch die Mitarbeitenden leiden unter der ständigen Beschallung. «Ab einem gewissen Störgeräuschpegel steigt die Fehlerquote und führt zu Ermüdung», sagt der Akustiker Kurt Eggenschwiler. Die Richtwerte im Arbeitsgesetz greifen im Gastraum leider nicht. Mit der Norm SIA 181/1 «Raumakustik», die bald in Kraft trete, können zu hohe Lärmpegel reglementiert werden.
Nicht nur im Gastraum kann der Lärm ein Problem werden, auch in der Küche ist es zuweilen unerträglich laut. Da zeigt sich exemplarisch, dass «falsche» Oberflächen den Schall multiplizieren. «In der Regel besteht die ganze Kücheneinrichtung aus Metall, und die Böden sind ebenfalls hart, da springt der Schall von einer Oberfläche zur nächsten», gibt Patrick Wyss zu bedenken.
Die Raumdecke ist ideal, um Schallschutzelemente anzubringen, sind sich die beiden Fachmänner einig. «Das ist die grösste Fläche, an der am meisten Schall abprallt. Zudem steht so nichts im Weg, was die Servicemitarbeitenden bei der Arbeit behindert.» Es gebe relativ kostengünstige Schallschutzelemente, die einfach zu montieren seien. Teppiche seien hingegen keine guten Schallschlucker. Zudem verzichten viele Gastronomen aus hygienischen Gründen darauf. «Holz alleine an den Wänden oder an der Decke ist ebenfalls nicht optimal als Schallschlucker», sagt Kurt Eggenschwiler. Holztäfer vermeide zwar das Wummern bei tiefen Tönen, also Bässen, man müsse aber zusätzliche Materialien wählen, welche bei mittleren und hohen Tönen Lärm schlucken. Diese seien oft aus diversen Schichten gefertigt.
Viele Menschen haben die Fähigkeit, ein gewisses Mass an Lärm auszublenden. Mit dem Alter lässt diese Fähigkeit jedoch nach. «Es ist eine Tatsache, dass jede Ablenkung einen negativen Einfluss auf das Geschmacksempfinden hat», bringt es Kurt Eggenschwiler auf den Punkt. Wenn ein Gastraum zu laut sei, wirke sich dies auf den Appetit aus, die Gäste konsumieren deutlich weniger und verlassen das Lokal früher.
(Daniela Oegerli)
Gegen zu viel Lärm helfen unter anderem: Polstersessel, Vorhänge, Pflanzen, Tischdecken oder Stellwände.