Vom verschlafenen Bergdorf zum mondänen Touristenort

Die Familie Seiler schrieb in Zermatt Hotelgeschichte. Dazu ist ein Buch erschienen.

Stephan Seiler ist ein Urenkel von Catharina und Alexander Seiler-Cathrein. Seine Herkunft ermöglicht es ihm, auf unveröffentlichte Briefe, Gästebucheinträge und Bilder aus dem Hotel- und Familienarchiv zurückzugreifen. «Bereits in jungen Jahren musste ich einige Sommersaisons in unserem damaligen Hotel in Gletsch/VS mitarbeiten, und ich wusste bald, dass auch ich Hotelier werden würde», erinnert sich der 1960 geborene Nachfahre der Hotelpioniere. «Die Schulferien verbrachte ich meistens in unserem Chalet in Zermatt. Ehrfürchtig ging ich damals an den Hotels Monte Rosa und Mont Cervin vorbei, welche für uns Kinder tabu waren.»

Hotellerie als Familiensache

Alles begann 1853, als Alexander Seiler (1820–1891) die einzige Herberge in Zermatt mit zwölf Betten pachtete. Zusammen mit seiner Frau baute er in den Folgejahren ein Hotelreich auf. Die Seiler Hotels umfassten im Todesjahr von Catharina Seiler-Cathrein elf Hotels in Zermatt und Gletsch, wovon sechs im Besitz der Familie und fünf gepachtet waren. Mit dem Hotel Riffelalp erbaute Seiler 1884 das höchstgelegene Grand Hotel der Alpen.

Alexander Seiler 1882 mit Gästen, Bergführern und Angestellten. (Familie H. Seiler)

Das «Goldene Zeitalter des Alpinismus» und die Erstbesteigung des Matterhorns 1865 machten Zermatt und die Seiler Hotels weltberühmt. Allen voran das Stammhaus Monte Rosa wurde zum Basislager für die zumeist britischen Alpinisten. Zahlreiche Einträge in den Gästebüchern und Zeitungsberichte zeugen von der zuvorkommenden Gastfreundschaft des Ehepaars Seiler. Nach dem Hinschied des Gründerpaares übernahmen die Kinder, die zuvor schon in den einzelnen Betrieben als Direktoren wirkten, die Hotelunternehmung.


«Meine Urgrosseltern konnten mit ihren Gästen langjährige Freundschaften aufbauen.»

Stephan Seiler, Urenkel und Buchautor


«Ich gehöre zur vierten Generation der Hotelgründer, aber unser Familienzweig besass seit 1950 keine Aktienanteile mehr an den Seiler Hotels Zermatt.» Er selbst arbeitete nach der Hotelfachschule in Zürich und in Bern. 1986 zog es ihn nach Südamerika. Seit seiner Rückkehr im Jahr 1999 arbeitet er im MICE-Geschäft.

Als 2014 die letzte Enkelin des Hotelgründers verstarb, hinterliess sie fünf Kartonschachteln mit Briefen und Dokumenten der Hotelgründer. Durch den Verkauf der Seiler Hotels Zermatt AG an die «Aevis Victoria/Reybier»-Gruppe im Jahr 2019 reifte in Stephan Seiler der Wunsch, aus diesen Unterlagen ein Buch zu veröffentlichen.

(Ruth Marending)


Buchtipp

Das Buch über die ­Hoteliersfamilie Seiler ­erscheint in der Buchreihe Schweizer ­Pioniere und ­Technik.Stephan Seiler, 168 Seiten 90 Bilder, Fr. 33.00

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