Früher galt Wermut als Heilmittel. Heute kennt man ihn eher als Mixgetränk. Auch pur getrunken ist er ein grosser Genuss.
Negroni oder Martini Dry sind die Getränke, die mit Wermut in Verbindung gebracht werden. Dass es auch anders geht, erlebt man in der Bar De Tapas in Winterthur/ZH. Hier können Gäste bis zu 30 verschiedene Wermuts im Offenausschank probieren. Da das «De Tapas» auch eine Bodega ist, können die Gäste den Wermut vor Ort kaufen – die Auswahl besteht aus weit über 100 verschiedenen Varianten aus unterschiedlichen Ländern.
«Wir bieten in der Schweiz die grösste Auswahl an Wermut», erklärt Álvaro Chenevard, Inhaber des «De Tapas». An Wermut schätze er, dass es ein unkompliziertes Getränk sei. «Der Geschmack von Wermut, wenn man ihn mit einem Orangenschnitz und einer Olive serviert, ist allumfassend.» Je nachdem sei der Wermut süss oder bitter, mit der Frucht komme noch etwas Säure dazu und mit der Olive die Salzigkeit. «So serviert, bietet Wermut ein Umami-Erlebnis.»
Den mit Gewürzen und Kräutern aromatisierten und aufgespriteten Wein genoss man schon im Altertum. Damals galt er auch als Heilmittel. Seinen Namen verdankt der Wein dem Wermutkraut, das durch seine bitteren Aromastoffe den Geschmack prägt. «1786 hat Antonio Benedetto Carpano das Getränk in Turin zubereitet. Er gilt als Erfinder von Wermut, wie man ihn heute kennt. Und er war sehr erfolgreich damit», erklärt Álvaro Chenevard. Das habe auch damit zu tun, dass er das Getränk in Glasflaschen abfüllen konnte, die es früher noch nicht gab. Mittlerweile gibt es unzählige verschiedene Geschmacksrichtun-gen. «Es kommt dabei darauf an, welche Kräuter man für die Zubereitung verwendet», erklärt der Wermutfachmann weiter. Wermuts aus Frankreich seien oft trocken, während diejenigen aus Italien eher auf der süssen Seite seien. «Wer sich einen umfassenden Überblick über die Vielfalt von Wermut verschaffen möchte, sollte einmal das ‹Museu del Vermut› im spanischen Reus besuchen», rät Álvaro Chenevard. Dieses beherberge die grösste Wermut-Sammlung der Welt.
(Daniela Oegerli)