Während der Pandemie sind regionale Produkte noch mehr in den Fokus gerückt. Gleichzeitig ist die Sehnsucht nach Exotischem gewachsen. Daraus ist der Foodtrend Local Exotic entstanden.
Die Kiwi wird in der Schweiz zwar nicht in Massen angebaut. Doch wer sucht, findet ein paar Gebiete. Zum Beispiel am Genfersee. In Allaman/VD baut die Domaine de la Pêcherie die aus China stammende Pflanze seit dreissig Jahren biologisch an. Mit jährlich 400 Tonnen Kiwis ist die Ernte im internationalen Vergleich jedoch klein. Grösster Produzent war 2020 mit über zwei Millionen Tonnen Kiwis China.
Auch eine andere exotische Pflanze gedeiht in der Schweiz: Ingwer. Im zürcherischen Steinmaur erntet Stephan Müller pro Jahr rund 17 Tonnen Bio-Ingwer. Geschäftsinhaber Stephan Müller führt den Familienbetrieb seit 1980 in sechster Generation. Die erste Ausbeute von Ingwer betrug vor fünf Jahren noch ungefähr 230 Kilogramm. Heute ist die Ernte auf 16 bis 17 Tonnen angewachsen. Die Hälfte davon wird frisch verkauft, die andere Hälfte zu Direktsaft gepresst. Abnehmer sind der Detailhandel, die Gastronomie und Verarbeiter wie beispielsweise die Firma Tröpfel in Mammern/TG, die ihren «Kingwer» mit dem jungen Ingwersaft würzt. Auch Stephan Müller hat eigene Getränke kreiert mit «Ingwer Gxundheit», «Summerbrise» und «Ingwer Shots». Neben Ingwersaft ist in den Getränken Süssmost und Aroniasaft enthalten.
Auch das Superfood Chia gibt es neu in der Schweiz. Der St. Galler Saatzuchtgenossenschaft ist es nämlich gelungen, die Pflanze an unser Klima anzupassen. Entdeckt wurde dies von Christoph Gämperli, Agronom und Geschäftsführer der St. Galler Saatzuchtgenossenschaft in Flawil/SG. Bereits früher hat er mit der Züchtung der blauen St. Galler Kartoffel, auch «Blaue St. Galler» genannt, von sich reden gemacht. Nun hat er sich dem Chia-Samen angenommen. Chia ist eine Salbei-Art, die ursprünglich aus Zentralamerika, vor allem Mexiko, stammt. Für die Azteken waren die Samen der Pflanze ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
Der Anbau breitet sich heute nicht nur in Südamerika aus, sondern auch in den USA, Australien und Indien werden die Samen angebaut. Gämperli säte 2015 mehrere Millionen Chiapflanzen aus und fand darunter eine, die bei uns bestens gedeiht. Er meldete die neue Sorte zur Sortenprüfung beim Büro für Sortenschutz des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) an und liess sie unter dem Namen «Pablo» beim Büro für Sortenschutz eintragen und beim Bundesamt für geistiges Eigentum als die Marke «Swiss Chia» schützen.
In den letzten drei Jahren bauten sechs Landwirte der Saatzuchtgenossenschaft den Schweizer Chiasamen auf zehn Hektaren an. Im Durchschnitt ergab es einen Ertrag von etwa einer Tonne je Hektare. «Vieles ist noch in der Versuchsphase», so Gämperli. Der Anbau von Chia in der Schweiz dürfte jedoch trotz der Vermarktungsanstrengungen der St. Galler Saatzuchtgenossenschaft eine Nische bleiben.
(Ruth Marending)