Am 31. August ist Blue Moon. So nennt man den zweiten Vollmond innerhalb eines Kalendermonats. Der Erdtrabant fasziniert die Menschen seit Urzeiten. Nicht nur Mystiker, Künstler, Gärtner und Wissenschaftler interessieren sich für den Mond und seine Wirkung. Auch gewitzte Produzenten und Gastgeber wissen die Kraft der unterschiedlichen Mondphasen für sich zu nutzen.
Er wird in Liedern besungen, seit Menschengedenken verehrt und neuerdings von reichen Weltraumtouristen umrundet. Der Mond wirkt seit über 4,5 Milliarden Jahren anziehend – und das längst nicht nur auf das Wasser in den Weltmeeren. Bauern und Gärtner, die sich dem biologisch-dynamischen Landbau verschrieben haben, schwören auf den Einfluss, den der Mond auf ihren Ernteerfolg hat (siehe Buchtipp).
Auch Dario Cadonau, Spitzenkoch und Inhaber des In Lain Hotel Cadonau in Breil/GR, achtet auf den Mond und dessen unterschiedliche Phasen. So setzt er im Frühling die Kräuter in seinem Küchengarten bei zunehmendem Mond. «Es hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass die Kräuter dann buschiger und robuster werden», sagt er. Auch bei der Rasenpflege nimmt der Hotelier auf den Mond Rücksicht. «Das Vertikutieren sowie die Nachsaat machen wir immer bei abnehmendem Mond.»
Er sei weder besonders grün noch esoterisch angehaucht oder abergläubisch, sagt Dario Cadonau über sich selber. Er lege aber grundsätzlich grossen Wert auf Nachhaltigkeit. «In diesem Sinn haben wir von Anfang an immer bewusst auf verschiedene Dinge und Details geachtet», erklärt der mehrfach ausgezeichnete Gastgeber und ergänzt: «Darum haben wir für den Bau unseres Hotels im Jahr 2010 einheimisches Holz gewählt, das den Mondphasen entsprechend geschlagen wurde.» Mit Holz kennt sich Dario Cadonaus Familie aus. Sie betreibt seit über 40 Jahren die In Lain Holzmanufaktur in Breil, welche quasi die Stammmutter des Hotels ist. Der Name In Lain ist Programm: Das romanische «Lain» bedeutet übersetzt «Holz». Dementsprechend wurde das kleinste Fünf-Sterne-Superior-Hotel der Schweiz ausschliesslich aus naturbelassenem Massivholz gebaut. Dies in traditioneller Bauweise: ohne Schrauben und Nägel, dafür mit viel handwerklichem Geschick, Leim, Zapfen und Zinken.
«Mondholz hat besondere Qualitäten hinsichtlich seiner Stabilität. Es schwindet und quellt weniger und verhält sich ruhiger. Das hat deutliche Vorteile, auch im Unterhalt», erklärt Dario Cadonau. Wichtig sei, das Holz roh zu lassen und nicht mit Lack, Öl oder Beize zu behandeln. «Wir pflegen unsere Möbel und Böden mit Seifenwasser und waschen alles mit Lappen und Bürste – so wie früher.» Auch wenn das In Lain Hotel Cadonau nicht explizit damit wirbt, dass die Zimmer aus Arven-Mondholz gebaut sind, erhält es viele positive Rückmeldungen zum Schlafkomfort und zur Qualität des Schlafes. Das kommt nicht von ungefähr. Gemäss Naturheilkunde hat Arvenholz eine positive Wirkung auf die Atmung. Seine ätherischen Öle senken die Herzfrequenz und fördern so einen tiefen, erholsamen Schlaf.
(Riccarda Frei)
384 400
Kilometer beträgt die mittlere Entfernung zwischen Mond und Erde. Der Mond ist 81-mal leichter als die Erde.
28. Oktober
In der Nacht vom 28. auf den 29. Oktober 2023 ist die nächste partielle Mondfinsternis zu sehen. Die nächste totale Mondfinsternis gibt es vom 13. auf den 14. März 2025 zu erleben.
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Menschen haben bisher den Mond betreten. Der letzte, der auf dem Mond spazierte, war 1972 Eugene Cernan, Astronaut der Apollo 17.
Bis 20 Meter
können sich die Ozeane bei Ebbe und Flut heben oder senken. Der Mond wirkt dabei wie ein Magnet, der das Wasser anzieht. Bei Neu- und Vollmond ist die Anziehungskraft grösser, und es entsteht eine sogenannte Springtide. Bei abnehmendem oder zunehmendem Halbmond ist die Anziehungskraft – und damit die Flut – kleiner. Man spricht dann von einer Nipptide.
Miese Laune und schlechter Schlaf sind zwei negative Folgen, an denen Mondfühlige oft leiden. Dass manche Menschen bei Vollmond länger brauchen, bis sie eingeschlafen sind, weniger tief und weniger lang schlafen, ist wissenschaftlich belegt. Zum Beispiel durch eine Studie, die 2013 im Fachblatt «Current Biology» publiziert wurde. Nicht wissenschaftlich belegt ist der positive Einfluss, den Mondholz auf die Schlafqualität hat. Dennoch haben diverse Hoteliers Zimmer aus Mondholz in ihren Häusern gebaut und damit durchweg gute Erfahrungen gemacht.
Nicht nur das In Lain Hotel Cadonau in Brigels/GR setzt auf Arven-Mondholz-Zimmer (siehe Hauptartikel). Auch im Hotel Hauser in St. Moritz/GR ist das bei abnehmendem Mond gefällte Holz im Einsatz. Allerdings sorgt hier nicht nur Arven-Mondholz für angenehmen Duft und harmonisches Wohngefühl. Im «Hauser» wurde auch Mondholz von Lärchen verbaut. Dieser Baum ist typisch für das Engadin und lässt das Tal im Herbst golden erstrahlen.
Beim Bau der Berglodge 37, eines nachhaltigen Seminarzentrums in den Eggbergen oberhalb von Altdorf/UR, wurde auf beste natürliche Materialien geachtet. Weil es Feuchtigkeit gut reguliert und zu einer strahlungsarmen Umgebung beiträgt, wurden die Wände und Möbel aus Mondholz gefertigt. Die Hotelzimmer werden gezielt als Mondholz-Zimmer beworben und vermarktet.
Ob als Marketinggag oder aus der Überzeugung, möglichst naturnah zu arbeiten, gibt es in der Schweiz diverse Kaffeeröster, die Vollmondkaffee herstellen. Einer davon ist die Hemmi Kaffee AG in Geroldswil/ZH. Ihr Vollmondkaffee besteht aus 100 Prozent Arabica-Bohnen. Sein Geschmack wird als sehr rund und angenehm beschrieben. «Wir wollen mit diesem Kaffee den Kunden eine Freude machen, welche die Auswirkungen des Vollmonds spüren und schätzen», sagt Mario Schläpfer. Er ist dipl. Marketingmanager HF und Assistent der Geschäftsleitung bei der Hemmi Kaffee AG.
Der Mond beeinflusst nicht erst beim Rösten den Kaffee. Bereits das Wachstumsmuster der Kaffeepflanzenkeimlinge folgt den Schwerkraft- und Lichteinflüssen des Mondes. 2020 haben französische Forscher zudem herausgefunden, dass geringe Lichtmengen des Mondes ausreichen, um eine Bandbreite von Genaktivitäten in den Kaffeepflanzen auszulösen, die auf Stress hinweisen. Warum das Mondlicht die Kaffeepflänzchen stresst, ist allerdings noch nicht erforscht.
Die Blätter für den Rimpocha Full Moon Tea werden ausschliesslich in klaren Vollmondnächten gepflückt. Dadurch soll sich die mystische Energie des Mondes auf den Tee übertragen und die innere Ruhe des Teetrinkenden stärken. Geerntet wird der biologisch angebaute Vollmond-Tee im Adrash Muna Tea Garden in Darjeeling,Indien.
Bier wird seit Jahrtausenden gebraut. Es besteht zu 90 Prozent aus Wasser, dem Element, das mit Ebbe und Flut auf den Mond reagiert. Noch heute schwören verschiedene Brauereien auf die Kraft des Mondes. Darunter auch die Brauerei Locher in Appenzell/ AI. Sie stellt ein Vollmond- und auch gleich ein Leermond-Bier her.«Wir sind überzeugt, dass die Mondphasen zusammen mit der biologischen Herkunft des Hopfens und des Malzes dem Bier einen besonderen Geschmack verleihen», sagt Matthias Willi, Ressortleiter Marketing. Zu den Mondphasen und der Geschichte des Vollmondbiers hat die Brauerei in ihrem Quöllfrisch-Blog unterhaltsame Beiträge publiziert.
Die Brauerei Ganter in Freiburg im Breisgau (DE)stellt nicht nur seit zehn Jahren Vollmondbier her. Sie weiss das Schwarzbier mit Namen «Magisch Dunkel» in Zusammenarbeit mit Schauspielern von Historix-Tours auch für touristische Events zu nutzen. Ein Schauspieler schlüpft in die Rolle des Bruders Albertus. Dieser Mönch nimmt die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte des Bierbrauens sowie auf einen Rundgang durch die Brauerei mit Abendessen im historischen Kessel-haus. Als Höhepunkt wird gemeinsam mit Bruder Albertus das Vollmondbier gebraut.
Maria Thun beobachtet seit über 50 Jahren, wie sich Pflanzen unter dem Einfluss des Mondes und der Planeten verhalten. Ihr Wissen und ihre Erfahrungen hat sie im Buch «Gärtnern nach dem Mond» zusammengefasst. Mit zahlreichen Fotos dokumentiert sie die unterschiedlichen Ernteergebnisse.
«Gärtnern nach dem Mond – Aussaattage, Pflanzzeiten, Erntetage» Maria Thun, Kosmos Verlag ISBN 978-3-440-17205-6 Fr. 29.90