Rudolf Pazeller übergibt das Schlosshotel Chastè an seinen Sohn. Das ist einer von drei Gründen, warum in Tarasp/GR diesen Sommer Feierlaune herrscht.
111, 55 und 4 – das sind keine Lottozahlen, sondern drei neue Meilensteine in der Geschichte des Schlosshotels Chastè in Tarasp/GR. Vor 111 Jahren eröffnete Anton Pazeller in seinem Elternhaus die «Pension zum Schloss» mit vier Gästezimmern.
Seit 55 Jahren ist Rudolf Pazeller (77), Antons Enkel, Direktor des Schlosshotels Chastè. Unter seiner Führung und Bauherrschaft hat sich der ehemalige Bauernhof mit Pension in ein renommiertes Viersternehotel mit 18 Arvenzimmern und Junior-Suiten verwandelt.
Obschon die Hotelanlage über die Jahrzehnte portionenweise umgebaut und erweitert wurde, wirkt der Gebäudekomplex wie aus einem Guss. «Das war mir beim Bauen immer wichtig», erklärt Rudolf Pazeller. Er ist für die meisten baulichen Veränderungen verantwortlich. Seit 1979 führt er den Betrieb zusammen mit seiner Frau Daniela. Bereits seit 2012 unterstützt ihr Sohn Gian-Andrea Pazeller die beiden. Jetzt hat das Paar das Haus vollständig an seinen Sohn übergeben. Damit trägt nun die vierte Hoteliersgeneration die Verantwortung für das traditionsreiche, inhabergeführte Schlosshotel.
Der Name lässt sich durch die Nähe des Hauses zum Schloss Tarasp erklären. Ganz so alt wie jenes ist das Schlosshotel Chastè zwar nicht, doch sein Herzstück, das Bauernhaus, in dem Rudolf Pazeller aufwuchs, ist seit 500 Jahren im Besitz seiner Familie.
Gian-Andrea Pazeller hat vor, das historische Hotel im Stil seines Vaters weiterzuführen. Das bedeutet: Traditionelles erhalten. Neuerungen moderat, nachhaltig und der wirtschaftlichen Situation angepasst umsetzen.
Der 42-Jährige hat bereits Ideen für solche Neuerungen. Zum einen sollen Küche und Restaurant eine neue Ventilation erhalten, zum anderen ist ein zweites Haus für die Mitarbeitenden vorgesehen. «Die Gäste liegen uns am Herzen. Unsere Mitarbeitenden aber ebenso», sagt Gian-Andrea Pazeller. Er fügt an: «Sie sollen in einer schönen Unterkunft wohnen. Allerdings ist die Finanzierung eines Mitarbeiterhauses eine anspruchsvolle Aufgabe.»
Eine Tradition, die zur Feier des 111-Jahr-Jubiläums aufleben darf, ist der «Table d’hôte», heute Chef’s Table genannt. Jeden Donnerstag bittet Rudolf Pazeller in die Museumswohnküche. Dort empfängt er bis zu zwölf Gäste und nimmt sie während eines Dinners mit auf eine Zeitreise. Der lange Tisch ist mit Platztellern aus Zinn eingedeckt. Es gibt Speisen wie früher, die aber nach heutigem Geschmack und mit modernen Kochmethoden zubereitet sind. Zur Unterhaltung der Gäste plaudert Rudolf Pazeller aus dem Nähkästchen und erzählt Anekdoten. Etwa wie er 1971 für den Schah von Persien und dessen Gäste in Persepolis (Iran) kochte. Das fünf-gängige Chef’s-Table-Menü kostet passend zum Jubiläumsjahr 111 Franken.
(Riccarda Frei)
Ursprünglich war das Schlosshotel Chastè in Tarasp/GR ein Bauernhof. Die Liegenschaft befindet sich seit 500 Jahren und 22 Generationen im Besitz der Familie Pazeller. Die Verwandlung des Bauernhofs ins heutige Schlosshotel begann 1912. Über die Jahre und Generationen wurde das Haus etappenweise um- und ausgebaut. Heute verfügt es über elf Arvenzimmer und neun Junior-Suiten. Das Schlosshotel Chastè ist Mitglied bei Relais & Châteaux sowie bei der Tafelgesellschaft zum Goldenen Fisch. Sein Restaurant ist mit 16 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet.