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«Kommunizieren sie auch ihr Scheitern»

Selina Wälti ist Expertin für nachhaltige Hotellerie. Sie verrät, wie man das Thema ­am besten kommuniziert ­– und wann man ­es besser sein lässt.

Selina Wälti betreibt die Luzerner Firma Knallgrün, ist Nachhaltigkeitsverantwortliche im Grand Resort Bad Ragaz und Dozentin an der Hochschule Luzern.(ZVG)

Sie beraten Hotelbetriebe im Bereich Nachhaltigkeit. Gibt es Fehler, die Betriebe in diesem Bereich immer wieder machen?
Das grösste Problem sehe ich darin, dass Hotels das Thema nicht ganzheitlich angehen. Die meisten konzentrieren sich darauf, Veränderungen einzuführen. Dabei vernachlässigen sie es, die Mitarbeitenden in den Prozess einzubinden, wodurch das Thema gegen aussen nicht gelebt wird. Ein weiterer Fehler ist, dass oft kaum kommuniziert wird. Aber wenn man Nachhaltigkeitsmassnahmen nicht erklärt, nehmen die Gäste oft an, dass diese aus Kostengründen vorgenommen wurden.

Wie kann man dem entgegenwirken?
Immer mehr Hotels geben dem Gast etwas zurück, um diesen Vorwurf zu entkräften. Etwa in Form eines Gutscheins für die Hotelbar oder einer Preisreduktion, wenn auf eine tägliche Zimmerreinigung verzichtet wird. Es ist wichtig, dem Gast die Wahl zu lassen. Wobei die nachhaltige Entscheidung mit weniger Aufwand und eventuell einer Belohnung verbunden sein sollte.

Investitionen in Nachhaltigkeit kosten Geld – das kann sich nicht jeder Betrieb leisten.
Das stimmt, gerade wenn es um bauliche oder energetische Veränderungen geht. Es gibt aber auch diverse Anpassungen, die gar nichts kosten. Viele Handlungsabläufe werden nie hinterfragt, etwa das Einschalten der Sauna um acht Uhr, obwohl die Gäste diese erst um zehn Uhr nutzen. Viele kleine Massnahmen summieren sich auch zu einem sinnvollen Beitrag.

Zum Beispiel?
Man kann die Teller am Buffet verkleinern – bei einer Reduktion von einem Zentimeter verringert sich die Fläche bereits um acht Prozent. Bei Betriebskosten von 24 Franken pro Kilogramm kann die Verringerung von Food Waste viel Geld sparen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, die Bettwäsche weniger oft zu wechseln.

Wie kommuniziert man unaufdringlich, aber effektiv?
Das Wort Nachhaltigkeit sollte nicht zu oft verwendet werden, denn es kann eine ablehnende Haltung auslösen. Man sollte über bereits erzielte Erfolge berichten und sich gleichzeitig für das Mitwirken des Gasts bedanken. Und nicht zuletzt sollte man auch kommunizieren, wo man derzeit noch scheitert. Das erhöht die Glaubwürdigkeit.

Gibt es Massnahmen, die man besser nicht kommuniziert?
Durchaus. Ein Beispiel sind wassersparende Düsen in der Dusche. Kommuniziert man dies, gibt es mit Sicherheit Gäste, die das Gefühl haben, ihre Haare nicht richtig auswaschen zu können. Kommuniziert man nicht, wird es hingegen kaum Reklamationen geben.

Ist Nachhaltigkeit für Hotels derzeit noch «nice to have» oder schon ein «Must-have»?
Früher oder später wird sie aufgrund der sich verändernden Gesetze sicher zum Must-have. Wer sich jetzt schon auf den Weg macht, hat den Vorteil, die Anpassungen schrittweise einführen zu können und von Subventionen zu profitieren. Es ist aber schön zu sehen, dass viele Betriebe sich ihrer Verantwortung bewusst werden und erkennen, wie stark sie von einer intakten Umwelt abhängig sind. So gesehen ist Nachhaltigkeit definitiv heute schon ein Muss, um auch morgen zu überleben.

(Angela Hüppi)


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