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Die Zukunft wird pflanzlich

Am 19. Europäischen Trendtag des Gottlieb Duttweiler Instituts GDI in Rüschlikon/ZH wurde es den 300 Teilnehmenden klar: Der kommende globale Megatrend heisst Biophilie.

Pflanzen als Datenspeicher oder als Grundlage für ökologische Textilien - vieles, was vor zehn Jahren nicht denkbar gewesen wäre, ist heute möglich. (Bild ZVG)

So wie die Digitalisierung derzeit alle Bereiche unseres Lebens beeinflusst und verändert, wird dies in naher Zukunft die Biophilie/Biotechnologie, tun. Rund 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben sich am 8. März am 19. Europäischen Trendtag im GDI in Rüschlikon/ZH von Spezialisten erklären lassen, wie Pflanzen, Pilze und Bakterien künftig unseren Alltag prägen werden.

Lukas Jezler, CEO am GDI, sagte in seiner Begrüssungsrede: «Wir kratzen erst an der Oberfläche dessen, was in Sachen Biotechnologie möglich sein wird.» Er prophezeit: «Wir werden in der Biotechnologie rasante Entwicklungen erleben. Wir können mittels Biotechnologie Probleme und Schäden beheben, die wir dem Ökosystem in den letzten Jahrzehnten zugeführt haben.»

Als Beispiel aus dem Foodbereich nennt der die Herstellung von Laborfleisch. Dessen Produktion benötigt weniger Wasser und Landfläche als die derzeitige Fleischproduktion und generiert auch weniger CO2. Einen Schritt weiter geht Tobias Rees, Gründer und CEO von Transformation oft the Human. Er ist überzeugt, dass wir in Zukunft, durch Biotechnologie, Fabriken bauen, welche die Umwelt nicht mehr schädigen, sondern schonen und mehr CO2 abbauen, als sie verursachen.

Der Baum, dein Haus und Datenspeicher

Cyrus Clarke, Gründer von «Grow your own Cloud», arbeitet daran, die stromfressenden Megadaten-Rechenzentren zu ersetzen, indem er Pflanzen als Datenspeicher nutzt. «DNA ist das älteste, bewährteste und verdichtetste Informations-Speichermedium das es gibt. Deshalb speichern wir Daten in einer DNA und injizieren diese in Bäume»

Auf Bäume setzt auch der Architekt Ferdinand Ludwig, Professor für Green Technologies an der Technischen Universität München. Er pflanzt und formt junge Bäume so, dass im Laufe deren Wachstums nutzungsfähige Hauswände und Dächer entstehen, die laufend weiterwachsen. Als Vorbilder dienen ihm die lebenden Brücken (Living Bridges) in Meghalaya, Bangladesh.

Umdenken — dann ist plötzlich alles möglich

Pilze, aus denen Ledertaschen gemacht werden. Pelze, die im Labor aus Karotten gebraut wurden. Mikroorganismen, die umweltfreundlich Textilien färben. Schimmelpilze, die schneller als Menschen oder künstliche Intelligenz die optimalsten Verkehrswege ermitteln. Oder Fleisch, für das kein Tier sterben musste. All das ist in naher Zukunft so alltäglich wie heute das bargeldlose Bezahlen im Club oder das Öffnen der Hotelzimmertür mit dem Smartphone. Beides konnte sich noch vor zehn Jahren kaum jemand vorstellen.

Bei der Digitalisierung ist der Rahmen der Möglichkeiten durch die menschliche Vorstellungskraft und Erlebniswelt limitiert. Oder, wie es Aza Raskin, Mitgründer und Präsident von Earth Species Project in seiner Präsentation auf den Punkt brachte: «Unsere Fähigkeit zu verstehen, ist limitiert durch unsere Fähigkeit zu erkennen und wahrzunehmen.»

Deshalb wird bei der Biottechnologie nicht nur das Wissen, die Eigenschaften und Fähigkeiten von Menschen, sondern auch die von Tieren, Pflanzen, Mikroorganismen und anderen biologischen Elementen berücksichtigt. Das macht den Spielraum für Entwicklungen unendlich gross und eröffnet komplett neue Welten.

(Riccarda Frei)