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Der Balanceakt zwischen Ökologie und Ökonomie

Nachhaltigkeit ist schön und gut – aber sie muss auch rentieren. Wie das funktioniert, zeigte der Zentralschweizer Tourismustag.

  • Die Kartause Ittingen ist bekannt für ihr Null-Kilometer-Menü mit eigenen Produkten. (Schweiz Tourismus/Ivo Scholz)
  • Die Standseilbahn Schwyz–Stoos beheizt mit ihrer Abwärme und Bremsenergie die Bahnstation, einen Shop sowie die Stoos-Lodge. (Stoosbahnen)

Nachhaltigkeit: Ein Thema, das in aller Munde ist – und vielleicht gar schon ein wenig abgelutscht? Keineswegs, stellte Timo Albiez, stellvertretender Direktor der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern SHL, bei der Begrüssung zum diesjährigen Zentralschweizer Tourismustag fest. «Nachhaltigkeit ist ein Balanceakt, der nach wie vor viel Zunder birgt.» Denn: Die meisten Gäste behaupten, nachhaltig verreisen zu wollen. Doch sobald dies etwas kostet, sieht es bei vielen wieder anders aus.

Ein Stups in die richtige Richtung

Dieses Paradox nennt sich im Fachjargon Attitude-Behaviour-Gap und beschreibt die Lücke zwischen Einstellung und Verhalten. «Zugespitzt formuliert: Die Gäste erzählen viel, machen aber wenig.» So fasste es Wirtschaftspsychologe Jörn Basel in seinem Referat zusammen. Die Lösung? Sogenanntes Nudging, also ein sanftes Anstupsen. 

«Nachhaltigkeit kostet. Doch was kostet es, nichts zu tun?»

Bruno Lifart, Stoosbahnen

Dabei geht es nicht darum, Verbote aufzustellen oder die Gäste zu bevormunden. Sondern darum, die nachhaltige Option sichtbarer, einfacher und bequemer zu gestalten. «Menschen sind kognitive Faulenzer. Sie gehen meist den Weg des geringsten Widerstands», so Basel. Nudging kann beispielsweise darin bestehen, das Vegi-Menü als Menü Nummer eins auszuzeichnen, am Buffet zur Vermeidung von Food Waste kleinere Teller zur Verfügung zu stellen oder mittels einer Ampel den CO2-Verbrauch verschiedener Angebote anzugeben. Jörn Basel betonte: «Beim Nudging geht es nicht darum, die Menschen zu manipulieren. Sondern darum, ihnen zu helfen, das zu tun, was sie eigentlich sowieso tun möchten.»

Vom Phantasten zum Pionier

Es folgten einige Beispiele für gelebte Nachhaltigkeit aus der Praxis. Bruno Lifart, Planer und Erbauer der Stoosbahnen in Morschach/SZ, erläuterte den harzigen Weg zu mehr Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen. Die Idee, die neue Stoos-Lodge durch Abwärme und Bremsenergie der ebenfalls neu gebauten Standseilbahn zu beheizen, stiess zunächst auf viel Skepsis. «Wir wurden von vielen als Phantasten bezeichnet.» Das Rezept: informieren, informieren, informieren. Heute ist das Projekt Realität und spart zirka 41 000 Liter Heizöl pro Jahr. «Ja, Nachhaltigkeit kostet», führte Lifart aus, «aber was es kostet, nichts zu tun, wird sich erst noch zeigen.»

Auch die Kartause Ittingen in Warth/TG hat sich Nachhaltigkeit gross auf die Fahne geschrieben. Von einem Balanceakt will Procurator Heinz Scheidegger aber nichts wissen: «So darf man das als Gastgeber nicht sehen. Nachhaltigkeit muss man leben, das spürt der Gast.» Dank des eigenen Landwirtschaftbetriebs bietet die Kartause unter anderem ein Null-Kilometer-Menü mit eigenen Produkten an und engagiert sich für die Erhaltung alter Sorten. Scheidegger ist überzeugt: «Die Nachfrage nach nachhaltigen Angeboten steigt, insbesondere im Seminarbereich. Ich glaube, dass man langfristig nur als nachhaltiger Betrieb überleben kann.»

(Angela Hüppi)


Zentralschweizer Tourismustag

Der Zentralschweizer Tourismustag wird von der Hochschule Luzern, Luzern Tourismus und der SHL organisiert. Die nächste Ausgabe findet am 21. November 2024 statt.

Mehr Informationen unter:

hslu.ch