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«Eier sind nicht nur zum ‹Tütschen› gut»

An Ostern haben Eier Hochsaison. Doch das ganze Jahr über kann nicht auf das wertvolle Nahrungs­mittel verzichtet werden.

Bruno Stadelmann setzt auf eine nachhaltige Eierproduktion. (ZVG)

Eier sind zu Ostern besonders gefragt. Bruno Stadelmann, Sie sind Eierproduzent. Gibt es aktuell genügend Schweizer Eier auf dem Markt?
Bioeier gibt es genügend. Freilandeier sind saisonbedingt etwas knapp. Das trifft auch auf Industrieeier und solche zum Färben zu.

Haben Eier weitere saisonale Höhepunkte?
Neben Ostern gibt es an Weihnachten mit dem Guetzlibacken eine zweite Hochsaison für Eier. Dazwischen ist der Sommer die absatzschwächste Zeit.

Können die Hennen so gezüchtet werden, dass sie vor allem zu Ostern viele Eier legen?
Nein, das können wir züchterisch nicht beeinflussen. Die Hennen legen das ganze Jahr über gleich viele Eier. Deren Verfügbarkeit spricht der Handel mit den Produzenten ab. In den Sommermonaten werden viele Herden erneuert.

Welches sind aktuell die grössten Herausforderungen für Eierproduzenten?
Aktuell ist dies sicher die Vogelgrippe und der Teuerungsschub. Auf der Kostenseite treiben gesellschaftliche Ansprüche die Preise weiter hoch. Dabei sind die Konsumentinnen immer weniger bereit, höhere Preise zu bezahlen. Die Vogelgrippe stellt die ganze Freilandhaltung in Frage. Da wissen wir Geflügelhalter nicht, wie es weitergeht.

Wie dramatisch ist die Situation mit der Vogelgrippe?
In der Schweizer Wirtschaftsgeflügelhaltung haben wir aktuell keine Vogelgrippefälle. Die Situation ist jedoch angespannt. Denn in umliegenden Ländern breitet sich die Vogelgrippe aus. Auf unseren Betrieben haben wir funktionierende Hygienekonzepte. In überdachten Höfen sind die Ausläufe geschützt, so dass die Hennen täglich Auslauf haben, jedoch nicht in Kontakt mit Wildvögeln kommen können. Unser Fokus liegt auf dem Schutz der Tiere.

Gemäss Bundesamt für Landwirtschaft dürfen Eier immer noch als Freilandeier deklariert werden, obwohl die Hennen wegen der Vogelgrippe nicht ins Feie dürfen. Ist das nicht Etikettenschwindel?
Nein, die Hennen sind nicht im Stall eingepfercht. Sie haben Auslauf an die frische Luft. Halt einfach nur im überdachten Bereich. Nicht überdachte Freilandflächen müssen bewirtschaftet und gepflegt werden, damit sie dann bereit ist, wenn die Gefahr der Vogelgrippe vorbei ist.

«Am liebsten esse ich ein Spiegelei auf Rösti am Sonntag zum Frühstück.»

Wie viele Eier legen Ihre Hennen am Tag?
Wir sammeln jeden Tag rund 7000 Eier ein. Unsere Jahresproduktion würde für 4500 Vier-Personen-Haushalte reichen. Schweizer Eier haben einen Marktanteil von knapp 70 Prozent.

Womit füttern Sie Ihre Hennen und woher stammt das Futter?
Wir füttern ein Mischfutter mit verschiedenen Komponenten. Für unsere Natura-Plan-Eier stammen diese zu 100 Prozent aus europäischem Anbau. Für die gesamte Schweizer Eierproduktion stammen 90 Prozent des Futters aus der Schweiz und Europa. Wichtig ist: alle Komponenten sind zertifiziert und deren Herkunft und die Produktionsweise offengelegt. Da sind wir in der Tierernährung weiter als in der Humanernährung.

Was sollte man über Eier wissen?
Das Ei ist ein hoch komplexes Nahrungsmittel, das alle lebensnotwendigen Nährstoffe wie Fett, Protein, Mineralstoffe und Vitamine enthält. Zudem ist es vom Stall bis in die Küche sicher verpackt. Und Eier lassen sich mit vielen Speisen kombinieren.

Wie essen Sie Eier am liebsten?
Am Sonntagmorgen als Spiegelei mit Rösti.

Was passiert mit den Hennen, wenn diese keine Eier mehr legen?
In erster Priorität werden Legehennen zu Lebensmitteln verarbeitet. Ein Beispiel sind Suppenhühner. Für mich als Produzent ist es wichtig, dass wir möglichst viele Suppenhühner verkaufen können. Denn Suppenhühner haben genauso wertvolle Proteine wie Poulets. Lange Zeit nicht sehr gefragt, wurden sie von Gastronomen wiederentdeckt. Wir bieten Bratwurst, Burger, Fleischkügeli und Fleischkäse an. Viele dieser Produkte entsprechen den Kundenwünschen.

Wo können Gastronomen diese Produkte beziehen?
Direkt bei uns auf rundumsei.ch. Wir freuen uns über jeden Kunden, der mit Suppenhühnern und Produkten von uns arbeitet, unsere Geschichte weiterträgt und so die Nachhaltigkeit fördert. Es ist zudem ein wichtiges Anliegen diverser Labels, dass auch die Legehennen zu Lebensmitteln verarbeitet werden.

Nebst Legehennen halten sie auch Weiderinder. Wie passen diese beiden Tierarten zusammen?
Die beiden Tierarten sind nicht aufeinander angewiesen. Doch wir sind im Luzerner Hinterland in Willisau zuhause. Dort sind die Hügel vorwiegend mit Gras bewachsen. Weiderinder in Mutterkuhhaltung ist prädestiniert zur Umwandlung von Gras in tierische Proteine, die die Menschen nutzen können.  

Wie gross ist Ihre Rinderherde?
Zwölf Mutterkühe mit je einem Kalb.

Wie vermarkten Sie das Natura-Beef aus Mutterkuhhaltung?
Einen Teil vermarkte wir direkt, beliefern Coop und über Traitafina auch die Gastronomie. Auch regional findet man Natura-Beef in verschiedenen Läden.

(Gabriel Tinguely)


Zur Person

Bruno Stadelmann ist Landwirt mit Meisterprüfung und Geflügelmeister. Nebst Legehennen hält er auf seinem Hof in Willisau/LU Weiderinder in Mutterkuh­haltung. Er produziert für das Coop Natura Farm Label.


Mehr Informationen unter:

rundumsei.ch