In gut acht Wochen beginnen die Qualifikationsverfahren (QV). Lernende befürchten, dass sie dafür zu wenig Praxiserfahrung haben.
Unbegründet ist diese Angst nicht. Die meisten Restaurants befanden sich die Hälfte der letzen zwölf Monate im Lockdown. Die Konkurrenz im Gastgewerbe ist gross, aber der Zusammenhalt auch. Das zeigen die zahlreichen spontan entstandenen Hilfsprojekte für Lernende, deren Ausbildungsbetriebe geschlossen sind. Darunter das «Lernenden Hotel» in Luzern (HGZ 2) oder der Corona-Support, den die Hotel & Gastro Union anbietet (HGZ 3).
Etliche Spitäler haben Lernende von Restaurants aufgenommen und bilden sie weiter aus. Es gibt auch Wirte wie René Kaufmann vom «Rössli» in Illnau/ZH, die in eigener Initiative tätig werden. Der Zukunftsträger 2016 und Gastrostern 2017 hat seinen Lernenden Praktika bei einem Konditor und einem Floristen ermöglicht. Hotels wie der «Hirschen» in Wildhaus/SG beispielsweiseüberlassen ihren Lernenden sogar die Betriebsführung. Dadurch können sie Erfahrungen sammeln und ihr Selbstvertrauen stärken.
Auch die Branchenverbände, Berufsfachlehrer und Behörden unterstützen die Lernenden beim Stopfen von Lockdown-Lücken. In den Kantonen Aargau und Solothurn haben sie gemeinsam ein Projekt auf die Beine gestellt. Es richtet sich an alle Lernenden der zwei- oder dreijährigen Grundbildungen und umfasst sämtliche gastgewerblichen Berufe.
Die vor dem QV Stehenden erhalten zudem die Chance, Arbeitstechniken und -abläufe mit Instruktoren einzuüben und Prüfungssituationen durchzuspielen. Die Teilnahme ist für die Lernenden gratis. Die Kosten werden von Bund, Kantonen und Branchenverbänden getragen.
Seit dem 1. März umfasst dieses Programm auch viertägige Praxiskurse für angehende Köche und Restaurantfachleute im ersten und zweiten Lehrjahr. Betreut werden sie von den Coaches Zana Selig, Service, und Felix Iseli, Küche. Kursort ist das Restaurant der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW in Olten/SO.
«Zuerst gibt es einen Theorie-Block und dann geht es ab in die Küche oder ins Restaurant. Unter anderem werden die Gerichte für das gemeinsame Abendessen zubereitet», erklärt Thomas Nussbaumer. Er ist Leiter Gastronomie bei der FHNW in Olten und wie Felix Iseli Mitglied des Zentralvorstands der Hotel & Gastro Union. In seiner Funktion als Chefexperte hat Nussbaumer auch ein Projekt im Kanton Baselland unterstützt. Es besteht aus einwöchigen Praxis-Einsätzen im ÜK-Zentrum und themenspezifischen Besuchen bei Küchenchefs, die Lernenden Fachtipps geben.
In Zürich wiederum wurde das Projekt «Gastroporto» lanciert. Seit dem 22. Februar können Lernende aller Lehrjahre gratis an fünftägigen Intensivkursen teilnehmen. Wie praktisch überall werden die Kosten auch hier von der öffentlichen Hand und den Branchenverbänden getragen.
Wie diese Beispiele zeigen: Hilfsangebote für Lernende bestehen. Nun müssen sie aber auch genutzt werden.
(Riccarda Frei)
Sicherheit durch Infos
Die Bildungsverordnung genau lesen und sich entsprechend vorbereiten. Wenn möglich, sich mit den Gegebenheiten am Prüfungsort vertraut machen.
Innere Einstellung ändern
Das QV ist keine Strafe. Es ist die Chance, endlich zu zeigen, was man kann. Prüfungsexperten sind keine Monster. Sie stehen Prüflingen meist wohlwollend gegenüber. Es ist keine Katastrophe, einen Fehler zu machen. Wichtig ist, sich nicht aus dem Konzept bringen zu lassen und weiter sein Bestes zu geben.
Sich Gutes tun
Bei allem Lernen die Entspannung nicht vergessen. Ausreichend schlafen, ausgewogen essen und sich Zeit für Hobbys nehmen. Entspannungs- und Mentaltechniken helfen, während der Prüfung cool und fokussiert zu bleiben.
Den Schrecken nehmen
Was ist das Schlimmste, das passieren kann? Die Prüfung nicht zu bestehen, wäre zwar schade – aber es macht weder die Ausbildungszeit noch das Gelernte wertlos. Zudem kann man das QV nach einem Jahr wiederholen.