Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

Im Restaurant arbeiten

Die Menschen werden mobiler, ihre Arbeitsplätze und Arbeitszeiten auch. Fürs Gastgewerbe eröffnen sich dadurch neue Geschäftsfelder und die Möglichkeit, Räume besser auszulasten.

Der Coworking Space im Hotel Schani ist 24 Stunden offen. Die Coworker dürfen hier Mitgebrachtes essen oder sich mit Speis und Trank an der Hotelbar eindecken. Sie ist ebenfalls rund um die Uhr geöffnet. (Bild: Hotel Schani)

Am Tisch im Café sitzen drei Frauen vor einem Laptop. Schauen sie Urlaubsbilder an oder stellen sie einen Businessplan zusammen? Wer weiss das schon, denn im Online-Zeitalter zerfliesst die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit wie Butter in der Pfanne.

Nicht nur verschmelzen Arbeit und Freizeit immer mehr, auch der Anstellungsgrad verändert sich. Gemäss einer Untersuchung werden 2020 über 40 Prozent der Arbeitenden in den USA als Freelancer tätig sein. Für die Schweiz liegen gemäss dem Wirtschaftsberatungsunternehmen Delicott noch keine Zahlen vor, doch auch hier wird der Freelancer-Anteil steigen. Die Gründe liegen auf der Hand: Für Firmen, gerade für Start-ups, ist es billiger, auf Festangestellte zu verzichten. So können sie Infrastruktur- und Lohnkosten sparen. Bei Bedarf engagieren sie die benötigten Fachleute einfach für die Dauer des Projektes.

Freelancing entspricht aber auch dem Lebensgefühl der Digital-Natives-Generation. Es bietet den nach 1980 Geborenen die gewünschten Freiräume in Bezug auf Arbeitszeit, -intensität, -ort und -inhalt.

Freelancing entspricht aber auch dem Lebensgefühl der Digital-Natives-Generation. Es bietet den nach 1980 Geborenen die gewünschten Freiräume in Bezug auf Arbeitszeit, -intensität, -ort und -inhalt.

Gastfreundlichkeit gepaart mit Arbeitswissenschaft

Das Konzept für diesen Betrieb entstand in enger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation. «Bei uns kann gearbeitet, kommuniziert, gefeiert und geschlafen werden», fasst Anita Komarek das Konzept zusammen.

Herzstück des «Schani» ist die grosszügige, offene Hotellobby mit der Bartheke, die gleichzeitig die Réception ist. Mit gemütlichen Sitzecken, Sofa und Bibliothek gibt es bereits in der Lobby zahlreiche Möglichkeiten zum kreativen Arbeiten. Wer mehr Privatsphäre möchte, kann sich an einen der 20 Arbeitsplätze im «Your Space», dem hoteleigenen Coworking Space, zurückziehen. Dank der Arbeitsplätze ist es gelungen, vermehrt externe Gäste und Einheimische ins «Schani» zu holen.

Hochleistungs-WLAN ist Pflicht

Während der Aufenthalt und die Nutzung des ultraschnellen WLANs in der Lobby kostenlos sind, wird für den Arbeitsplatz im «Your Space» eine Gebühr erhoben. Dafür stehen einem Büromaterial, Farbdrucker, Laminiergerät und weitere Geräte zur Verfügung. Die Gebühr richtet sich nach der Nutzungsdauer und dem gewählten Zusatzangebot. Der Tagespass kostet 10 Euro, die Monatskarte 350 Euro. Im Monatspreis sind ein fix zugeteilter Tisch, ein ab- schliessbarer Spind, vier Getränke pro Tag, Nespresso-Maschine, Flipchart und Pinwand inbegriffen. Gute, leistungsfähige Infrastruktur und Räume, in denen man sich wohl fühlt, sind das eine; Coworker, die sich gegenseitig beflügeln und ergänzen, sind das andere. «Das Wichtigste beim Coworking ist die Community», findet Anita Komarek. Deshalb finden im «Schani» regelmässig Veranstaltungen für die Coworker-Gemeinschaft statt.

Dass die Gemeinschaft beim Coworking sehr wichtig ist, bestätigt auch Claudia Schären von der Effinger Kaffeebar & Coworking Space in Bern. Das «Effinger» wurde im März 2016 eröffnet und hat sich bereits gut im Quartier etabliert. «Wir waren sehr positiv erstaunt, wie rasch und gut unser Angebot angenommen wurde.» Wie im «Schani» steht es auch im «Effinger» den Coworkern frei, ob sie ihre Mahlzeiten mitbringen oder vor Ort beziehen. Hier gilt aber klar die Regel: Mitgebrachtes isst man in der Lounge und nicht in der Kaffeebar. Die Lounge ist ein offener Raum zwischen Kaffeebar und Coworking Space. Tagsüber zählt sie zum Arbeitsbereich, ab 17 Uhr ist sie Teil der Kaffeebar. Diese Durchlässigkeit passt perfekt zum Coworking-Gedanken, der Dinge einfach entstehen und eine Eigendynamik entwickeln lässt. Claudia Schären rät Wirten und Hoteliers: «Wenn Sie wenig genutzte Räume haben, bieten sie diese doch einfach mal als Pop-up-Coworking-Space an und schauen was passiert.» Lange zuwarten sollte man damit aber nicht, sonst ist die Chance vertan.

Gratis Büroinfrastruktur für Ferienwohnungsbesitzer

Einen solchen Pop-up-Coworking-Space betreibt Arosa Tourismus seit 2015. Damit die Ferienwohnungsbesitzer nicht zwingend am Sonntag zurück ins Unterland müssen, stellt ihnen Arosa Tourismus in seinen Räumen einen Arbeitsplatz zur Verfügung. Sie können hier kostenlos E-Mails checken, an ihren Projekten arbeiten, Drucker und Fotokopierer benutzen und einen Kaffee trinken. «Die Nachfrage ist noch sehr gering», sagt Tourismusdirektor Pascal Jenny. Obwohl der Service kaum beworben worden sei, gäbe es aber trotzdem den einen oder anderen Stammgast. Jenny plant, die Ferienwohnungsbesitzer demnächst an die Gratisarbeitsplätze im Tourismusbüro zu erinnern.

Welle 7 schlägt erst kleine Wogen

Noch hat auch der Coworking Space im Konzeptcenter Welle 7 am Bahnhof Bern freie Kapazitäten. Die Welle 7 wurde erst im August 2016 eröffnet und befindet sich in der Anfangsphase. Einzelgäste können daher spontan im Deck 3 vorbeikommen, für Gruppen empfiehlt sich dennoch eine Reservation der Arbeitsplätze und -räume. Bekanntlich macht ja Arbeiten hungrig. Im Parterre des Konzeptcenters steht zum Stillen der kulinarischen Bedürfnisse ein Food Court zur Verfügung. Gastronomie und Coworking Space profitieren so voneinander.

Die Idee, in Restaurants und Kaffeehäusern zu arbeiten, ist nicht neu. Das wurde schon lange vor der Erfindung des Internets gemacht. So schwärmte der Schriftsteller Stefan Zweig: «Es (das Kaffeehaus) stellt eine Institution besonderer Art dar, die mit keiner ähnlichen der Welt zu vergleichen ist. Es ist eigentlich eine Art demokratischer, jedem für eine Schale Kaffee zugänglicher Klub, wo jeder Gast für diesen kleinen Obolus stundenlang sitzen, diskutieren, schreiben, Karten spielen, seine Post empfangen und vor allem eine unbegrenzte Zahl von Zeitungen und Zeitschriften konsumieren kann.» Der Coworking-Gast tut im Jahr 2017 genau dasselbe, nur eben online.

(Riccarda Frei)


Coworking Spaces

Effinger Kaffeebar und Coworking Space, Bern

Das «Effinger» bietet verschiedene Coworking Packages an. Die Preise variieren nach Dauer und Angebot zwischen 30 (Tagespass Einzelperson) und 700 Franken (ein Monat Vollzeitzugang für eine Firma). Die Community-Mitglieder betreiben den Coworking Space gemeinsam. Die Kaffeebar hingegen wird separat geführt, ist aber räumlich und organisatorisch mit dem Coworking Space verbunden. <link http: www.effinger.ch>www.effinger.ch

Welle 7, Bern

Das Konzeptcenter enthält neben Läden, Restaurants, Take-aways und Seminarräumen auch einen Coworking Space. Dieser erstreckt sich über vier Etagen. Die Arbeitsplätze sind stunden- und tageweise mietbar. <link http: www.welle7.ch>www.welle7.ch

Workeria – Coworking Space im Technopark

Am 1. April 2017 ist im Technopark in Winterthur die Workeria, ein 200 m2 grosser Coworking Space, eröffnet worden. Sie bietet 24 Arbeitsplätze, vier Sitzungszimmer und zahlreiche Zusatzleistungen. Zum Beispiel können Briefkasten und Platz im Archivraum gemietet werden. Die Preise variieren zwischen 36 (Tagespass) und 460 Franken (Monatspass mit Zutritt zum Coworking Space rund um die Uhr). <link http: www.workeria.ch>www.workeria.ch und <link http: www.tpw.ch>www.tpw.ch

popupoffice.ch

Das Portal popupoffice.ch bietet über 100 Coworking Offices und Meetingräume in sechs Schweizer Städten im Abo an. Suchende wie Anbieter können sich hier registrieren. <link http: www.popupoffice.ch>www.popupoffice.ch