Die Plattform Circunis will Lebensmittelüberschüsse zurück in den Kreislauf bringen und Anbieter mit potenziellen Käufern vernetzen.
Alles begann vor bald fünf Jahren mit überschüssigen Bananen: Der Verein «Mehr als zwei» suchte damals Produzenten, die freie Ressourcen hatten, um die ungenutzten Früchte zu haltbaren Produkten zu verwerten. Das Projekt war ein Erfolg. 37,5 Tonnen Bananen wurden bis heute gerettet und verarbeitet – zu getrockneten Bananenstangen oder gefrorenen Halbfabrikaten für die Gastronomie.
«Wir haben dabei gemerkt, dass es sehr viel Aufwand braucht, um ein solches Projekt zu realisieren», erzählt Olivia Menzi, Vorstandsmitglied im Verein Mehr als zwei. «Wir haben beschlossen, das Ganze grösser zu denken und eine systemische Grundlage zu schaffen, um Lebensmittelüberschüsse und Nebenprodukte zurück in den Kreislauf zu bringen.»
So entstand die Idee zu Circunis: «Wir wollen Anbieter und Abnehmer zusammenbringen», erzählt Olivia Menzi. «Lebensmittelüberschüsse gibt es überall, es wird aber aufgrund einer gewissen Hemmschwelle selten darüber geredet.» Auf Circunis sollen sie nun sicht- und greifbar werden.
In einem Vorprojekt im Herbst 2022 stellte sich heraus, dass die Idee funktionieren kann: «Wir haben mit einem Prototyp zu Demonstrationszwecken gearbeitet, konnten aber bereits erste Vernetzungen herstellen», erzählt Menzi, die heute bei Circunis als Geschäftsführerin amtet.
Nachdem die Finanzierung geklärt wurde – Circunis wird unterstützt vom Migros Pionierfonds und der Seedling Foundation –, konnte im vergangenen Oktober die definitive Umsetzung des Projekts starten. Und seit Ende April ist die Plattform nun live. Gestartet ist Circunis mit einem Angebot von über 60 Tonnen an überschüssigen Lebensmitteln: von Karottenscheiben über Rahmspinat bis hin zu pikanter Paprika in der Dose.
Die Plattform steht allen Betrieben und Organisationen offen, die Lebensmittel produzieren, handeln oder verarbeiten. Neben Produzenten aus Landwirtschaft, Industrie und Handel auch Betrieben der System- und Care-Gastronomie. Wer auf das Produktangebot Zugriff haben möchte, muss sich registrieren. Die Betriebe zahlen eine Jahresgebühr, die sich nach deren Umsatz richtet. Auf der niedrigsten Stufe beträgt diese 250 Franken.
«Danach sind wir lediglich die Vermittler und nehmen keine weitere Kommission», erklärt die Geschäftsführerin. Sei jemand an einem Angebot interessiert, kontaktiere er den Anbieter direkt und bespreche die Liefermenge und Konditionen.
(Alice Guldimann)
Der Verein Mehr als zwei besteht seit 2019 und hat seinen Sitz in Zürich. Er hat zum Ziel, einen sinnvollen Umgang mit Nahrung und das Vermeiden von Lebensmittelverlusten zu fördern und setzt entsprechende Projekte um.