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Christian Gressbach «Echtheit ist unsere Stärke»

Im Interview erklärt Christian Gressbach, wie er Toggenburg Tourismus neuen Schub verleihen will.

Christian Gressbach möchte mit einer Studie den Gast kennenlernen. (ZVG)

HGZ: Sie sind seit Anfang Juli in einem 40-Prozent-Pensum als Geschäftsführer von Toggenburg Tourismus tätig. Was wollen Sie als Erstes anpacken?

Christian Gressbach: Ich möchte durch Umfragen und Analysen mehr über unsere Gäste erfahren. Wer sie sind, was sind ihre Bedürfnisse, welche Motive haben sie, ins Toggenburg zu reisen – dieses Wissen über den Gast ist mir sehr wichtig. Damit können wir den richtigen Gast gezielt ansprechen und seinen Bedürfnissen gerecht werden.

Sie haben durch Ihre Lehrtätigkeit am Institut für Tourismus und Freizeit (ITF) einen grossen Wissensstand im Tourismusmarketing. Was ist in Ihren Augen das Wichtigste, um als Destination erfolgreich zu sein?

Eine Tourismusdestination darf kein Gemischtwarenladen sein. Es braucht drei oder vier strategische Geschäftsfelder, für die man sie kennt und schätzt. Dabei gilt es, auf Themen zu setzen, die auf Bestehendem aufbauen. Etwas Aufgesetztes wird nie funktionieren. Das Toggenburg wird nie eine High-Society-Destination.

Sondern?

Unsere konstanten Werte sind Echtheit, Natürlichkeit und eine «Heile Welt». Diese drei sind sozusagen in Stein gemeisselt und werden sich auch in absehbarer Zeit nicht verändern, weil sie hier tief verwurzelt sind. Unser strategischer Fokus liegt deshalb auf: Klangerlebnissen auf dem Klangweg, Winter- und Naturangebote wie Wandern und Klettern. Auch die Geschäftsfelder Meeting/Incentives, Gruppenreisen und Familienerlebnisse bearbeiten wir.

Was ist dabei das Wichtigste?

Ich wünsche mir, dass man im ganzen Tal den Tourismus positiver wahrnimmt. Mein Ziel ist es, dass nicht jeder in seinem Gärtchen denkt und wir alle gemeinsam das perfekte Gästeerlebnis kreieren – vom Moment, in dem der Gast vom Toggenburg erfährt bis zum Moment, in dem er glücklich nach Hause fährt.

Wo gilt es hier anzusetzen?

Am ehesten wohl bei der Dienstleistung. Wir Schweizer sind gut im Schaffen, aber weniger gut im Dienen. Manchmal ist man sich zu schade, den Gast auf ein Podest zu stellen. Im serviceorientierten Handeln haben wir noch Steigerungspotenzial und sicher auch bei der Infrastruktur.

Wo sehen Sie die grössten Stärken des Toggenburgs?

Wandern ist glücklicherweise wieder ein grosses Thema. Hier spielt das Alter keine Rolle. Es sind die gleichen Angebote für Familien, Senioren und Junioren. Der Klangweg ist schweizweit einmalig und die Wanderwege im Churfirsten-Gebiet zählen zu den schönsten im Land. All das müssen wir nicht neu erfinden, sondern immer wieder von Neuem erzählen. Wir brauchen nicht 50 Angebote, sondern ein paar wenige Highlights, die laufend weiterentwickelt werden.

Als Dozent an der HTW Chur bilden Sie die Tourismusexperten der Zukunft aus. Was geben Sie diesen jungen Menschen mit auf den Weg?

Das Wichtigste im Tourismus ist nicht die Kommunikation, sondern das Change Management. Sich schnell Veränderungen anpassen zu können, das ist die wichtigste Fähigkeit.

Was hat sich in der Tourismuswerbung verändert?

Früher hatte das «Potential Marketing», also die vorgelagerte Bewerbung der Destination, erste Priorität. Heute hat das «Process Marketing» diesen Status, das heisst das Marketing während des Aufenthalts. Wenn der Gast vor Ort ist, hat man die besten Chancen, ihn zu überzeugen. Gelingt dies, erzählt er automatisch positiv von seinem Aufenthalt und inspiriert neue Gäste, hierher zu reisen. Zudem müssen künftige Touristiker lernen, nicht nur Geschichten zu erzählen, sondern die Gäste in diese einzubeziehen, vom Storytelling zum Storyinvolving.

(Ruth Marending)


Mehr Informationen unter:

www.toggenburg.ch