Nach der Wahl ist vor der Wahl. Erst vor wenigen Tagen wurden die National- und Ständeräte bestimmt und schon steht die nächste Wahl an. Die für das Präsidium von Hotelleriesuisse.
Neun Jahre lang war Andreas Züllig Präsident von Hotelleriesuisse. Der Bündner war dadurch der wichtigste Hotelier des Landes. Sowohl in der Politik wie auch in der breiten Öffentlichkeit war er das Gesicht dieses Arbeitgeberverbands und damit auch Aushängeschild für die ganze Hotellerie. Andreas Züllig führte den Verband zielstrebig, besonnen und umsichtig. Dies nicht nur durch Rekordjahre, sondern auch durch eine der dunkelsten Zeiten der Schweizer Hotellerie: die Corona-Jahre mit ihren Lockdowns.
Nun tritt Andreas Züllig wegen Amtszeitbeschränkung von diesem ehrenvollen, aber auch arbeitsintensiven und herausfordernden Amt zurück. Am 22. November wird in Basel seine Nachfolge gewählt.
(Riccarda Frei)
Welche drei Hashtags charakterisieren Sie am besten?
Marie Forestier: #Zuhörerin, #Teamplayerin, # Hotelière
Urs Bircher: #Stratege, #Leadership, #Gastfreundschaft
Was prädestiniert Sie für das Amt?
Wir leben in einer komplexen, vielschichtigen und unsicheren Welt. Wir sind überzeugt, dass es in diesem Umfeld ein Co-Präsidium braucht, das möglichst viele Sichtweisen einbringt. Durch unsere Vielfalt finden wir bessere Antworten auf Fragen, die sich in unserer Branche stellen. Ein Co-Präsidium erlaubt es, die Bedürfnisse unserer Mitglieder noch besser zu erkennen und auf die Kulturen einzugehen. Zudem sind wir beide selber Hotelier/Hotelière. Verbunden mit unseren strategischen Fähigkeiten ist dies die optimale Ausgangslage fürs Präsidium.
Wenn Sie die Wahl gewännen, welche Schwerpunkte würden Sie setzen?
Das Thema Fachkräftemangel müssen wir bedingungslos angehen. Dazu gehört auch die Integration und die Ausbildung von noch unqualifizierten Personen. Wir wollen das Image der Branche auf dem Arbeitsmarkt stärken. Die Hotellerie ist die Branche der Zukunft: wertschätzend, sinnvoll und nachhaltig.
Als Präsidententeam werden Sie viele Entscheidungen treffen müssen. Welche war bisher Ihre Beste?
Marie Forestier: Mein Entscheid, in der Hotellerie zu arbeiten.
Urs Bircher: Beruflich ist es aktuell der Entschluss, mit Marie Forestier für das Co-Präsidium von Hotelleriesuisse zu kandidieren. Bereits in der Vorbereitungsphase zur Wahl zeigt sich, dass gemischte Teams bessere Resultate erreichen und die Arbeit mehr Spass macht.
Blicken wir in die Zukunft. Was soll man am Ende Ihrer Amtszeit über Ihre Präsidentschaft sagen?
Mit dem Co-Präsidium ist unsere Branche einmal mehr einen Schritt vorausgegangen. Es ist beachtlich, welchen Mehrwert das Co-Präsidium von Marie und Urs den Mitgliedern und dem Verband gebracht hat. Heute ist Hotelleriesuisse ein starker Branchenverband für die ganze Schweiz: sicht-, hör- und spürbar.
Welche drei Hashtags charakterisieren Sie am besten?
#glaubwürdig, #kompetent, #nahbar
Was zeichnet Sie für dieses Amt aus?
Als aktiver Hotelier mit Einblick in die nationale und internationale Ketten- und Individualhotellerie bringe ich einen reichen Erfahrungsschatz mit. Ich verfüge über Führungskompetenzen aus diversen strategischen Gremien und habe mir als Präsident des Regionalverbandes Zürich das Rüstzeug für die Verbandsarbeit angeeignet.
Welche aktuellen Entwicklungen in der Branche befürworten Sie?
Es ist erfreulich, dass sich innerhalb der Branche vermehrt Kooperationen bilden. Die Vielfalt in der Schweizer Hotellerie ist unser Erfolgsrezept und unsere Stärke. Wir müssen aber noch besser darin werden, voneinander zu lernen und zusammenzuarbeiten. Nur so können wir gemeinsam wachsen und uns im internationalen Wettbewerb behaupten.
Und welcher Entwicklung stehen Sie skeptisch gegenüber?
Während der Pandemie durften wir auf die finanzielle Hilfe des Staates zählen. Das war in jener Situation richtig und wichtig. Unser Fokus, auch in der Verbandsarbeit, muss in Zukunft wieder darauf liegen, dass unsere Branche wirtschaftlich erfolgreich und wettbewerbsfähig ist. Dafür benötigen wir einen aktiven Verband und von der Politik gute Rahmenbedingungen.
Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit der Hotel & Gastro Union als Sozialpartner?
Die Union wird für uns ein ganz wichtiger Partner bleiben. Gerade bei Bildungsprojekten und in der Ausgestaltung eines neuen L-GAV ist es entscheidend, dass wir Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände im Interesse der gesamten Branche konstruktiv zusammenzuarbeiten.
Was soll man am Ende Ihrer Amtszeit über Ihre Präsidentschaft sagen?
Martin von Moos hat die Dinge umgesetzt, die er im Wahlkampf versprochen hat. Als aktiver Hotelier war er immer nah an der Branche und den aktuellen Herausforderungen.
Welche drei Hashtags charakterisieren Sie am besten?
#vielfältig, #politisch, #unabhängig
Was zeichnet Sie für das Amt aus?
Mein politisches Fingerspitzengefühl, meine Flexibilität und meine Neutralität. Dank 30 Jahren Politikerfahrung verfüge ich über ein breites Netzwerk und kenne die Stellschrauben der nationalen Politik, was für den Präsidenten eines Branchenverbandes unabdingbar ist. Ohne eigenes Hotel bin ich geistig, örtlich und zeitlich maximal flexibel. Ich kann in der Verbandsführung eine Perspektive einnehmen, welche die der acht Hoteliers im Vorstand optimal ergänzt.
Welche Schwerpunkte würden Sie setzen, wenn Sie gewählt würden?
Ich knüpfe an die erfolgreiche Arbeit von Andreas Züllig an. Meine weiteren Prioritäten sind: Arbeitsrecht, das neue Arbeitszeitmodelle begünstigt; starke Berufsbildung; Raumplanungsgesetz, das den touristischen Bedürfnissen Rechnung trägt, und Zweitwohnungsgesetz, das erlaubt, Geschäftsmodelle zu fördern und Strukturwandel zu begleiten.
Welche Entwicklung in der Branche befürworten Sie und welche nicht?
Mir gefällt, dass mit Lösungen wie «Swisstainable» übergreifend zusammengearbeitet wird. In Sachen Fachkräfte müssen wir Initiativen wie «Top-Ausbildungsbetriebe» als Vorbild nehmen und laufend in die nächste Generation investieren. Weiter kommen wir nur, wenn wir Kräfte bündeln. Deshalb wehre ich mich gegen isoliertes Handeln von Verbänden oder Akteuren und eine Haltung des Bewahrens.
Was soll man am Ende Ihrer Amtszeit über Ihre Präsidentschaft sagen?
Claude Meier hat den Verband mit den notwendigen Impulsen versehen. Dank seiner Offenheit konnte sich Hotelleriesuisse als Stimme der Branche etablieren und massgeblich Mitgliederzuwachs verzeichnen. Dies ist unter anderem auf eine moderne Bildungsstruktur, einen zeitgemässen L-GAV, mutige politische Vorstösse und den Draht zur nationalen Wirtschaft zurückzuführen. Durch sein Engagement ist die Mitgliedschaft zu einem echten Gütesiegel geworden.
Marie Forestier / Urs Bircher
Seit 2013 ist Marie Forestier Direktorin des Hôtel Bon Rivage in La Tour-de-Peilz/VD. Sie ist seit 2020 im Vorstand von Hotelleriesuisse. Seit Januar amtet sie dort als Vize-Präsidentin. Auch Urs Bircher ist Vorstandsmitglied von Hotelleriesuisse. Dies seit 2018. Der SHL-Absolvent ist zudem auch Vorstandsmitglied oder/ und Präsident von mehreren Stiftungen und Unternehmen wie etwa der Schweizerischen Gesellschaft für Hotelkredit.
Claude Meier
Seit 2016 ist Claude Meier als Direktor von Hotellerie-suisse tätig. Weil er sich beruflich weiterentwickeln und vermehrt strategische Aufgaben übernehmen möchte, hat er sich entschieden, die operative Führung des Verbandes im Verlaufe des Jahres 2024 aufzugeben.
Martin von Moos
Seit rund 15 Jahren ist Martin von Moos Geschäftsführer und Verwaltungsrat der Hotels Sedartis in Thalwil/ZH und Belvoir in Rüschlikon/ZH. Er ist unter anderem im Vorstand von Zürich Tourismus und präsidierte bis vor kurzem erfolgreich den Regionalverband Hotelleriesuisse Zürich.