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Es arbeiten so viele wie noch nie zuvor

Am Lebensmitteltag, welchen Bioinspecta organisiert, ging es unter anderem um Fälschungen, Mängel und Kontrollen.

Natalie Rüedi zeigt am Lebensmitteltag in Luzern den Fachkräftemangel auf. (Nicolas Kyramarios)

Rund 150 Personen aus der Lebensmittelbranche trafen sich am letzten Donnerstag im Hotel Schweizerhof in Luzern zum Lebensmitteltag. Zu den Referentinnen und Referenten gehörten unter anderen Christoph Moschet, stellvertretender Abteilungsleiter Analytik und Lebensmittelüberwachung des Interkantonalen Labors der beiden Appenzell und Schaffhausen, Daniel Imhof, Betriebsleiter und Kantonschemiker im Laboratorium der Urkantone, und Natalie Rüedi, Personalverantwortliche bei der Emmi Gruppe.

Kein Gefühl, sondern eine Tatsache

Ein Thema, das auch in der Lebensmittelbranche unter den Nägeln brennt, ist der Fachkräftemangel. «Als Fachkräftemangel bezeichnet man den Mangelzustand einer Volkswirtschaft, in dem eine bedeutende Anzahl von Arbeitsplätzen für Arbeitnehmende mit bestimmten Qualifikationen nicht besetzt werden kann. Weil auf dem Arbeitsmarkt keine entsprechend qualifizierten Fachkräfte zur Verfügung stehen», ­zitierte Natalie Rüedi eingangs ihres Referats. «Es ist nicht nur ein Gefühl, es ist eine Tatsache», bringt es die Personalverantwortliche und Mitglied der erweiterten Konzernleitung bei der Emmi Gruppe auf den Punkt.

Investitionen in die Aus- und Weiterbildung

Es arbeiteten noch nie so viele Menschen in der Schweiz wie derzeit. Und 75 Prozent der Unternehmen hätten bereits jetzt Mühe, ihre Stellen zu besetzen. Als Gründe nannten sie unter anderem die Demografie. Es treten weniger Menschen in den Arbeitsmarkt ein als aus. Und die technologische Entwicklung sei ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel. «Viele hatten vor einem Arbeitsplatzverlust wegen der digitalen Transformation Angst. Jedoch ist das Gegenteil eingetreten.» Es entstünden zahlreiche neue Tätigkeitsfelder, für die es jedoch keine Fachkräfte gäbe.

Lebensmittelbetrug sollte man publik machen

Daniel Imhof, Betriebsleiter und Kantonschemiker im Laboratorium der Urkantone, zeigte anhand des Pferdefleischskandals, der vor zehn Jahren Schlagzeilen machte, wie man Lebensmittelbetrug auf die Spur kommt. Bei Stichproben entdeckte eine deutsche Supermarktkette, dass eine Lasagne statt Rindfleisch Pferdefleisch enthielt. Darauf wandten sich die Verantwortlichen an die Medien und dieser Betrug kam an die Öffentlichkeit.

«Lebensmittelbetrug muss aber nur gemeldet werden, wenn er gesundheitsgefährdend ist», erklärte der Kantonschemiker. Es sei enorm schwierig, solchen Fällen auf die Spur zu kommen. Oft kämen sie ans Licht, weil Betroffene aus dem Umfeld Anzeige erstatteten wie beispielsweise beim Skandal um Carna Grischa. Da wurde Fleisch aus dem Ausland als Schweizer Fleisch deklariert. Diesen Betrug machte ein Mitarbeiter publik.

Ein guter Indikator für Betrug sind plötzliche Gewinne, die in den Bilanzen der betroffenen Firmen auftauchen und nicht erklärbar sind. Oder wenn Produkte viel zu günstig angeboten wer-den. Er würde es begrüssen, wenn alle Betrugsfälle in der Lebensmittelbranche öffentlich gemacht würden. «Bis anhin sind Lebensmittelbetrüger anonym, das muss sich ändern.» Zudem plädiert Daniel Imhof dafür, dass die Bussen für solche Vergehen höher angesetzt werden. Im Moment seien sie viel zu tief.

Ebenfalls um Qualität ging es im Vortrag von Christoph Moschet. Der stellvertretende Abteilungsleiter Analytik und Lebensmittelüberwachung des Interkantonalen Labors der beiden Appenzell und Schaffhausen, zeigte auf, was nötig ist, damit das Wasser in der Schweiz sauber bleibt. Je nach Quelle des Trinkwassers brauche es keine oder eine mehrstufige Aufbereitung. «Das Grundwasser benötigt in der Regel keine Aufbereitung. Das Seewasser hingegen muss mittels eines mehrstufigen Verfahrens aufbereitet werden.» Zu den Verfahren gehörten beispielsweise Ultrafiltration, Ozonung oder Umkehrosmose. Letztere benötige jedoch viel Energie.

Nicht erklärbare Gewinne bedeuten häufig Betrug.

Er erklärte, dass die Trinkwasserqualität in der Schweiz sehr gut sei. Doch der Klimawandel bereite ihm und anderen Verantwortlichen für die Wasserqualität Sorgen. Trockenheit oder Starkregen führten zum einen zu einer Verknappung und zum anderen zu einer Verschmutzung des Trinkwassers. «Auch darum müssen wir dem Gewässerschutz grösste Beachtung schenken.» Dazu gehöre, dass die Industrie oder die Landwirtschaft auf den Einsatz von Chemikalien oder Schadstoffen entweder verzichte oder geeignete Massnahmen ergreife, dass diese nicht im Boden versickern.

Ein positiver Aspekt betreffend die Trinkwasserqualität ist, dass der Pro-Kopf-Verbrauch in der Schweiz seit 1985 um 40 Prozent gesunken ist und der absolute Verbrauch um etwa 20 Prozent reduziert wurde. «Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Leute sensibilisiert sind», erklärt Christoph Moschet. Und die Qualität der Leitungen sei viel besser als früher, was zu viel weniger Verlust führe.

(Daniela Oegerli)


Lebensmitteltag

Der Lebensmitteltag wird von Bioinspecta und der SQS Schweizerischen Vereinigung für Qualitäts- und Management-Systeme organisiert. Die bereits neunte Ausgabe findet am Donnerstag, 18. April 2024, in Luzern im Hotel Schweizer­hof statt.

Mehr Informationen unter:

lebensmitteltag.ch