Im Hotel Giardino in Ascona/TI verschönt er den Gästen ihren Aufenthalt. Claudio Caser ist überzeugt: «Uns Concierges wird es immer brauchen.»
Er war zweimal Concierge des Jahres und ist Mitglied sowie ehemaliges Vorstandsmitglied des Berufsverbands Hotel, Administration & Management. Zudem war Claudio Caser der jüngste Präsident von Les Clefs d’Or Suisse. Dieses Amt bekleidete er 13 Jahre lang. Neben den Ehrenämtern ist Claudio Caser seit bald 40 Jahren die gute Seele der Gästebetreuung im Hotel Giardino in Ascona.
Wer sich so stark für seinen Beruf einsetzt, muss wohl seinen Traumberuf gefunden haben. Auf die Frage, ob er diesen Beruf wieder wählen würde, antwortet Claudio Caser, der immer ein Lächeln und einen humorvollen Spruch auf den Lippen hat, ungewöhnlich ernst: «Das weiss ich nicht. Ich habe meinen Beruf ja gar nicht gewählt. Er fiel mir zu.»
Dass aus ihm einer der bekanntesten Concierges des Landes wurde, ist das Resultat von Zufällen. Ursprünglich sollte der Südtiroler Bub Anwalt oder Arzt werden. Um sein Taschengeld aufzubessern, jobbte Claudio Caser als 14-jähriger Gymnasiast in den Sommerferien im Parkhotel Mondschein in Bozen (IT), einem Design Hotel wie es das «Giardino» ist. «Ich war wortwörtlich der Springer. In zwei Monaten habe ich zwei Paar Schuhe durchgelaufen.» Selber durfte Claudio Caser nicht vor den Gast. Er beobachtete aber fasziniert das Geschehen am Hotelempfang. Das fiel dem Direktor auf und nach einem Gespräch unter vier Augen war klar: Es wird keinen Dr. Claudio Caser geben.
Der Deutsch und Italienisch aufgewachsene Teenager lernte Hotelfachmann, absolvierte einen Sprachaufenthalt in Lausanne und suchte sich einen Job in einem Schweizer Hotel. «Anfang der 80er-Jahre war es schwierig, als Ausländer eine Stelle am Empfang zu ergattern. Diese Jobs waren den Schweizern vorbehalten.» Er habe über 90 Bewerbungen getippt. Eines Tages war ein rosarotes Couvert in seiner Post. Hans Leu, der legendäre Hoteldirektor, eröffnete das «Giardino» in Ascona und bot Claudio Caser eine Stelle als Réceptionspraktikant an.
Eines Tages sagte Hans Leu zum Praktikanten: «Ab heute bist du Concierge.» Claudio Caser lacht, wenn er an sein jüngeres Ich denkt. «Ich wusste nicht, was ein Concierge tut, geschweige denn wie man das schreibt.» Er sei deshalb zum Concierge des Hotels Eden Roc gegangen und habe diesen über seinen Beruf und die damit verbundenen Aufgaben ausgefragt. Der Rest ist Geschichte.
Wie der Beruf so fielen Claudio Caser auch seine Ehrenämter zu. «Ich habe sie nicht gesucht, aber es ergaben sich Chancen, und die habe ich ergriffen.» Er, der auch privat sehr gerne reist, kam als Präsident von Clefs d’Or Suisse in der ganzen Welt herum. Profitiert habe er auch von seinem Engagement im damaligen Berufsverband Hotelempfang. Dies vor allem im Bereich Weiterbildung. Das Wichtigste, was ihm die Ehrenämter eingebracht haben, sei ein grosses, tragfähiges, internationales Netzwerk. Ein solches sei für jeden Concierge unerlässlich.
Heute ist Claudio Caser gewöhnliches Mitglied in den beiden Verbänden. «Es ist Zeit, dass ich mich mehr um mich, Familie und Freunde kümmere», findet der 61-Jährige. Sein Privatleben sei in den letzten vier Jahrzehnten doch etwas zu kurz gekommen.
Auf den Kontakt zu den Gästen möchte der Chef Concierge deswegen nicht verzichten. Im Auftrag des Hotels Giardino pflegt er die Kontakte besonders intensiv, denn die Gäste können ihn als privaten Tourguide mieten.
Während andere sich sorgen, dass künstliche Intelligenz und Avatare Concierges überflüssig machen, ist Claudio Caser überzeugt: «Uns Concierges wird es immer brauchen. Wir dürfen uns aber nicht gegen neue Technologien sträuben, sondern müssen uns mit ihnen vertraut machen und sie für unsere Aufgaben im Dienst am Gast zu nutzen wissen.»
Konkrete Pläne für die Zeit wenn er im Rentenalter ist, hat Claudio Caser keine. «Concierge ist kein Beruf, sondern eine Lebenseinstellung. Ich bin immer und überall Concierge – das wird sich nie ändern.» Obwohl ihn Gäste und Freunde ständig dazu drängen, ein Buch über seine Erlebnisse zu schreiben, hat er dazu keine Lust. Viel lieber würde er ein Drehbuch für eine TV-Hotelserie schreiben. Einen Titelvorschlag gibt es bereits. Er lautet: «Drama de Luxe».
(Riccarda Frei)