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Die Schweizerische Hotelfachschule Luzern jubiliert

Am 1. März feierte die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern ihr 115-jähriges Bestehen. Grund genug, einen Blick zurück, aber auch einen Blick in die Zukunft dieser Bildungsinstitution zu werfen.

Die Deutsche Post führte im Jahr 1909 den bargeldlosen Postscheckverkehr ein. Im selben Jahr wurde das international einheitliche Notsignal «SOS» lanciert. Als Anerkennung für seine Verdienste um die Entwicklung der drahtlosen Telegrafie wurde Ferdinand Braun mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet, und der Schweizer Künstler Hans Erni erblickte das Licht der Welt.

Während am Himmel noch Zeppeline schwebten und Paare zu Melodien von Richard Strauss übers Tanzparkett glitten, wurde in Luzern eine Hotelfachschule gegründet und eröffnet.

Ein mutiger Schritt mit grosser Symbolkraft

Ins Leben gerufen wurde die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern von der Union Helvetia, wie die Hotel & Gastro Union damals noch hiess. Die Gründung einer eigenen Schule war ein bedeutungsvoller und zukunftsweisender Schritt. Besonders bemerkenswert daran war, dass ihn eine Arbeitnehmerorganisation wagte.

Zeitgemässes Bildungsinstitut: Blick ins heutige Ausbildungsrestaurant der SHL Schweizerischen Hotelfachschule Luzern. (Bilder zvg)

Mit der Eröffnung ihrer Hotelfachschule zeigten die Angestellten im Gastgewerbe einmal mehr, wie engagiert und weitsichtig sie sich für ihre Berufe, die Qualität und Anerkennung ihrer Arbeit und damit für die Branche als Ganzes einsetzten. Sie waren damit einmal mehr ihrer Zeit und auch ihren Arbeitgebern voraus.Zwar gab es in Lausanne seit 1893 bereits die EHL Ecole hôtelière de Lausanne, doch in der Deutschschweiz fehlte bis dato ein Bildungsinstitut für Berufsleute in der Hotellerie und im Gastgewerbe. Die Schweizerische Fachschule für das Gastgewerbe in Zürich (Belvoir) wurde nämlich erst 1925 – also 14 Jahre später als die SHL – gegründet.

Ebenfalls später wurden die Hotelfachschulen in Passugg/GR und in Thun/BE eröffnet. Die Erstgenannte wurde im Jahr 1966 gründet und die Letztere nahm den Unterricht 1986 auf.

Stolz und Strahlkraft

Kein Wunder waren Freude und Stolz bei der Eröffnung der SHL Schweizerischen Hotelfachschule Luzern am 1. März 1909 gross. Hermann Bieder war von 1892 bis 1916 Generalsekretär der Union Helvetia. Er war auch Mitgründer und gleichzeitig erster Direktor dieser neuen Hotelfachschule.

Über die verbandseigene Ausbildungsstätte schrieb Hermann Bieder damals voller Stolz und etwas überschwänglich: «Jetzt ist der Hotelangestellte Berufsmann geworden und die Dienstboten­eigenschaft, die ihm da und dort zugeschoben wird, darf er nun mit Recht zurückweisen. Unsere Fachschule wird ein Hort der Intelligenz werden, und ihre Kraft wird hinausleuchten in die Welt des Hotelvolkes.»

Meilensteine der SHL-Geschichte

Wie die Zukunft zeigen sollte, leuchtete die Kraft der SHL nicht nur über dem Hotelvolk. Durch konstante Weiterentwicklung bewahrte und verstärkte die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern ihre Strahlkraft über die Jahre sogar noch und gelangte selbst ausserhalb der Branche zu internationalem Ruhm.

Um dies zu erreichen, hat die SHL seit 1909 etliche Hürden überwunden, viele Meilensteine erreicht und auch selber gesetzt. Ein besonders wichtiger Marker in ihrer Schulgeschichte und der Geschichte der gastgewerblichen Weiterbildungen ist die Anerkennung der SHL durch die Schweizer Regierung als erste Höhere Fachschule Hotellerie Gastronomie. Dieser Meilenstein wurde im Jahr 1989 erreicht.

In den 50er-Jahren waren Frauen an einer Hotelfachschule in der Minderzahl. Heute ist das Verhältnis ausgewogen

Die Anerkennung durch den Bund war für die SHL Schweize­rische Hotelfachschule Luzern gleichzeitig eine Ehre, eine Bestätigung und auch ein Ansporn, die Qualität ihres Bildungsgangs «Dipl. Hotelier(e)-Gastronom(in) HF» stetig zu verbessern. Unter anderem wird permanent daran gearbeitet, die Handlungskompetenzorientierung zu steigern. Ausserdem wird vieles dafür getan, um auf dem Campus in Luzern eine angenehme, lernförderliche Umgebung für die Studentinnen und Studenten zu schaffen.

Die SHL begibt sich auf internationales Terrain

Seit 2010 beteiligt sich die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern an Bildungsprojekten auf der ganzen Welt. Doch spätestens mit der Entscheidung, ihren renommierten Bildungsgang in Englisch anzubieten, wurde die SHL ganz offiziell zu einer internationalen Schule.

Ein weiterer Meilenstein ist im September 2019 gesetzt worden. Die SHL startete den ersten Durchlauf des Studiengangs «Bachelor of Science in Hospitality Management». Dieser Studiengang wird in einer exklusiven Kooperation mit der Hochschule Luzern – Wirtschaft HSLU angeboten und durchgeführt.

Heute ist die SHL auch ausserhalb der Hotellerie als führende Partnerin für anwendungsorientierte Hospitality-Bildung bekannt. Neben Unternehmen aus Hotellerie, Gastronomie und Tourismus wenden sich auch diverse andere Firmen an die Schule. Sei es für Weiterbildungskonzepte, Trainings oder Beratungsdienstleistungen im Bereich «Best Customer Experience». Die Unternehmen tun dies, um ihren Kunden künftig bessere Erlebnisse und Dienstleistungen zu bieten.

115 Jahre alt und noch immer voller Tatendrang und Visionen

«Unser Engagement für die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte und für die positive Entwicklung unserer Branche ist nach wie vor ungebrochen», sagt Christa Augsburger. Sie ist bisher die erste und einzige SHL-Direk­torin in der langen Geschichte dieser Hotelfachschule. Mit Blick in Richtung Zukunft fügt Christa Augsburger an: «Wir sind voller Vorfreude auf die kommenden Jahre und die Möglichkeiten, die noch entstehen.»

Ein Podcast zum Jubiläum …

Dass sie moderne Kommunikationsmittel und Technologien für sich zu nutzen weiss, zeigt die Jubilarin mit einem Geschenk, welches sich die SHL gleich selber gemacht hat. Als besonderes Geburtstags-Highlight widmete die Schule eine Folge ihres Podcasts «Bettgeflüster – Backstage Hospitality» ihrem eigenen Jubiläum.

In dieser speziellen Podcast-Ausgabe diskutieren Henni Koch, Sounddesignerin und Podcasterin, und Wilhelm K. Weber, Mitglied des SHL-Advisory Boards und selber SHL-Absolvent, über die Geschichte des Reisens und die Bedeutung der SHL. Die beiden plaudern nicht allein. Sie haben sich Gesprächspartner und -partnerinnen eingeladen, die einen Bezug zu dieser Hotelfachschule haben.

So sind Persönlichkeiten zu hören wie beispielsweise Tobias Ragge, CEO der HRS Group. Urs Masshardt, Geschäftsleiter der Hotel & Gastro Union und damit auch Stiftungsratspräsident der SHL, kommt ebenso zu Wort wie Kurt Imhof. Der Walliser war über 33 Jahre lang in der SHL tätig. Die meiste Zeit davon als ihr Direktor. Auch die aktuelle Direktion mit Christa Augsburger und ihrem Stellvertreter Timo Albiez bringt ihre Perspektiven ein.

Besonders berührend sind jedoch die Erinnerungen der SHL-Alumni Hedi und Franco. Hedi hat nach dem Zweiten Weltkrieg ein Küchensemester in Luzern absolviert. Sie erinnert sich im Podcast an diese Zeit zurück. 2012 war Hedi übrigens erneut an der SHL. Diesmal zur Diplomfeier ihres Neffen. Franco, gebürtiger Italiener, hat sogar extra Deutsch gelernt, um die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern besuchen zu können. Er sagt: «Die Hotelfachschule hat aus mir einen Menschen gemacht, der sich seinen Traum, ein Restaurant zu übernehmen, erfüllen konnte.»

Auch in den 80er-Jahren wurde Wert auf einen gepflegten Service gelegt. Der lässt sich am besten mit realen Gästen üben.

… und vier Meter Kuchen

Im kleinen Rahmen wurde das Jubiläum auch analog gefeiert. Für die Mitarbeitenden und Studierenden kreierte das SHL-Küchenteam einen imposanten, vier Meter langen Kuchen. Dafür wurden acht Kilo Mehl und fünfzig Eier verwendet. Dekoriert war er mit 115 Kerzen, welche Christa Augsburger, unterstützt von Timo Albiez, persönlich auspustete.

Das 115-Jahr-Jubiläum wird im Juni sicher noch einmal gebührend gefeiert. Dann findet nämlich die nächste der bereits legendär gewordenen SHL-Alumnipartys statt.

(Riccarda Frei)


Zahlen und Fakten

1. März 1909

Die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern wird gegründet. Ursprünglich befanden sich die Unterrichtsräume am Vereinssitz der Union Helvetia (heute Hotel & Gastro Union) an der Sempacherstrasse in Luzern. Jahrzehnte später zieht die Schule aus dem Stadt­zentrum weg ins heutige Art Deco Hotel Montana Luzern mit prächti­gem Blick über das Luzerner Seebecken und die Stadt

164 Auszubildende

Im ersten Betriebsjahr besuchten bereits 164 Studierende die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern. Aktuell sind 813 Studierende an der SHL eingeschrieben.

54 Dozierende

Unterrichtet werden die Studierenden von 54 Lehrpersonen. In dieser Zahl sind sowohl die internen wie auch die externen Dozenten enthalten.

27 und 30 Jahre

Christa Augsburger ist die aktuell langjährigste Mitarbeiterin der SHL in Festanstellung. Sie ist seit 27 Jahren für die Hotelfachschule tätig und leitet sie seit neun Jahren. Sein 30-jähriges Dienstjubiläum feiern kann dieses Jahr Martin Schwegler. Er ist externer Dozent für Arbeitsrecht.

1987: Eröffnung Neubau

Unterhalb des Art Deco Hotels Montana in Luzern ist an Hanglage ein Neubau entstanden. Dieser ist direkt mit dem Hotel verbunden. Noch im selben Jahr zieht die SHL Schweizerische Hotelfachschule in diese neuen Räumen ein. Mittlerweile ergänzen weitere Schulungsräume in der Stadt den Campus. Ein Neubau der SHL ist geplant und soll möglichst zeitnah umgesetzt werden.

1989: Anerkennung durch den Bund

Die SHL Schweizerische Hotelfachschule Luzern erhielt von der Schweizer Regierung als erste Schule die Anerkennung als Höhere Fachschule Hotellerie Gastronomie.


«Wir befinden uns in einem Transformati­onsprozess»

Was kann die SHL aus ihrer Vergangenheit lernen?
Dass wir unseren Grundsätzen treu bleiben und sie immer wieder zeitgemäss interpretieren. Zu diesen Grundsätzen gehört, dass wir auf praxisnahe Ausbildung setzen, nicht auf Akademisierung.

Digitalisierung, Robotik und KI machen vor der Hotellerie nicht halt. Wie geht die SHL mit dieser Entwicklung um?
Wir sehen sie als grosse Chance und haben deshalb letztes Jahr eine neue Stelle geschaffen. Josef Jans ist nun unser Leiter Digitalisierung und Innovation. Er analysiert laufend die neuesten digitalen Trends und lässt sein Lehrfeld in jedes Semester einfliessen.

Braucht es in Zukunft überhaupt noch Schulen wie die SHL mit Präsenzunterricht?
Je digitaler die Welt wird, desto wertvoller und wichtiger werden soziale Kontakte und persönlicher Austausch. Ich kann mir vorstellen, dass gewisse Themen künftig digitalisiert unterrichtet werden. Doch gerade wenn man wie in der Hotellerie mit und für Menschen arbeitet, braucht es hohe soziale Kompetenzen. Diese entwickelt man nicht online, sondern im direkten Kontakt.

Die SHL hat sich seit ihrer Gründung laufend entwickelt. Was steht als Nächstes an?
Seit gut zwei Jahren befinden wir uns in einem Transformationsprozess. Während 110 Jahren hatten wir nur einen Bildungsgang. Jetzt haben wir zwei. Zudem findet eine Diversifizierung unseres Angebotes statt, dies gerade im internationalen Bereich. Da sehen wir noch viel Potenzial, denn die praxisbezogene Ausbildung ist auch international sehr gefragt. Wir arbeiten bereits mit Partnerschulen im Ausland zusammen. Ein grosses anstehendes Projekt ist der geplante Neubau, den wir vorantreiben, um ihn hoffentlich bald realisieren zu können.


Zur Person

Christa Augsburger hat selber an der SHL studiert und als Dozentin gearbeitet, bevor sie vor neun Jahren Direktorin der Schule wurde.


Mehr Informationen unter:

shl.ch