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«Nachteulen gehören in den Spätdienst»

Wer unausgeschlafen ist, leistet schlechtere Arbeit. Schlafexpertin Christine Lenz schlägt vor, Arbeitspläne nach dem Biorhythmus der Mitarbeitenden auszurichten.

  • Christine Lenz weiss genau, was es für einen guten Schlaf braucht. Dieser ist unerlässlich für leistungsfähige Mitarbeitende. (ZVG)
  • Zu den grössten Schlafkillern gehören Licht und Geräusche. (UNSPLASH)

Christine Lenz, in der Hotellerie ist der Schlaf der Gäste ein grosses Thema. Wie steht es um den Schlaf der Mitarbeitenden?
Letzterer wird leider sehr oft vergessen. Wenn Mitarbeitende bis 23 Uhr arbeiten, handelt es sich um Schichtarbeit. Und diese ist Gift für einen guten Schlaf.

Wieso sind ausgeschlafene Mitarbeitende so wichtig?
Arbeitsunfälle aufgrund von Schlafmangel sind ein grosses Thema, das nicht unterschätzt werden darf. Gerade auf dem Arbeitsweg gibt es viele Unfälle, wenn Mitarbeitende nach langen Schichten übermüdet nach Hause fahren. Wer schlecht schläft, hat aber auch ein höheres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Infektionen. Gerade in Zeiten von akutem Fachkräftemangel sind solche Ausfälle verheerend.

Tipps für einen besseren Schlaf gibt es unzählige. Welches sind Ihrer Meinung nach die effektivsten?
Wer zu wenig geschlafen hat, kann zum Beispiel ein Powernap oder einen Mittagsschlaf machen. Ein Powernap sollte zehn bis fünfzehn Minuten dauern, ein Mittagsschlaf um die 90 Minuten. Um den Schlaf zu verbessern, sollte man zudem darauf achten, keine kalten Füsse zu haben. Eine Wärmflasche, die das Bett vor dem Schlafengehen aufwärmt, ist schnell gemacht und sehr effektiv.

Lässt sich denn Schichtarbeit mit gutem Schlaf vereinbaren?
Ja, aber die Betriebe müssen ihre Arbeitspläne anpassen. Es gibt drei so genannte Chronotypen: Lerchen sind Frühaufsteher, Eulen sind spätabends am fittesten und die Tauben sind irgendwo dazwischen. Eine genetische Lerche ist als Barkeeper eine absolute Fehlbesetzung. Jemand, der erst spätabends fit ist, eignet sich hingegen nicht für den Frühdienst.

Und woher weiss man, welcher Typ man ist?
Die meisten Menschen spüren wahrscheinlich intuitiv, wann sie am leistungsfähigsten sind. Für Menschen, die es genau wissen wollen, bietet die Firma Bodyclock einen RNA-Test an. Mittels der Haarwurzel wird nicht nur der Chronotyp eruiert, sondern man erhält auch eine Broschüre mit 25 Seiten Tipps, wie man den Alltag am besten gemäss seines Chronotyps gestaltet.

«Betriebe können sich Ausfälle wegen Schlafmangel nicht leisten.»

Was, wenn es in einem Team nur Lerchen gibt?
Es hat sich gezeigt, dass die Chronotypen relativ gleichmässig über die Menschheit verteilt sind. Aus evolutionsbiologischer Sicht machte das wahrscheinlich Sinn, damit in einer Gemeinschaft zum Beispiel immer jemand wach war, um sich um das Feuer zu kümmern oder aufzupassen. Es sollten also normalerweise für alle Schichten genügend Mitarbeitende zur Verfügung stehen.

Wie können Unternehmen den Schlaf ihrer Mitarbeitenden sonst noch unterstützen?
Wenn es Mitarbeiterräume zum Schlafen gibt, kann man diese mit Schlafmaske, Ohrstöpsel, Noise-Cancelling-Kopfhörer, Gewichtsdecken oder Mittel gegen das Schnarchen ausstatten. Wichtig ist, dass die Räume dunkel und ruhig sind – muffige Abstellkammern über der Küche gehen gar nicht. Während der Arbeit können Tageslichtleuchten dabei helfen, auch in dunklen Räumen fitter zu sein.

(Interview Angela Hüppi)


Zur Person

Christine Lenz ist Expertin für Schlafgesundheit und -medizin. Mit Beratungsangeboten, Workshops und Vorträgen bietet sie ihren Kunden – darunter auch viele Hotels – die Möglichkeit, einen aktiven Beitrag zur Gesundheitsprävention ihrer Mitarbeitenden zu leisten und gleichzeitig Gästebedürfnisse besser zu verstehen.


Mehr Informationen unter:

lenz-christine.de

bodyclock.health