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Superfood Marroni

Vom «Brot der Armen» haben sich Marroni und Esskastanien zur beliebten Delikatesse und zum Superfood gemausert. Im Kanton Aargau und am Bodensee werden sie angebaut, im Bergell gefeiert.

Kastanien waren in der Schweiz ein Hauptnahrungsmittel. Das änderte sich, als die grossen Entdecker Mais, Reis und Kartoffeln nach Europa brachten. Wer es sich finanziell leisten konnte, ass keine Kastanien mehr. (ZVG)

Vermicelles und geröstete Kastanien gehören zum Herbst wie bunte Blätter und Nebelschwaden. Die Früchte, im botanischen Sinn sind es Nüsse, enthalten pro 100 Gramm nur zwei Gramm Fett. Sie sind ein Superfood: sehr reich an Vitaminen und Mineralstoffen.

Marroni sind eine Weiterzüchtung der Esskastanie. Ihr Aroma ist intensiver und sie lassen sich leichter schälen. Zudem sind sie grösser und haben eine herzförmige Unterseite.

Andreas Gauch, Landwirt in Niederwil/AG, hat 2013 das Experiment gewagt, eine Esskastanien- Plantage aufzubauen. Er pflanzte 1000 Bäume. Im Lauf der Jahre erkannte Gauch, dass die Bäume nicht widerstandsfähig genug für diesen Standort sind. «Heute konzentrieren wir uns auf den Anbau von Haselnüssen und bewirtschaften nur noch wenige Esskastanienbäume», sagt Gauch. 

Für dieses Jahr rechnet der Landwirt mit einer Ernte von 800 bis 1000 Kilo. Diese verkauft er ab 10. Oktober in seinem Hofladen nach dem Motto «Es hat, solange es hat». Die Nachfrage ist jeweils so gross, dass die Esskastanien in der Regel innerhalb von zwei Wochen ausverkauft sind.  

Auch am Bodensee versuchen sich die Landwirte Filipp und David Fässler als Esskastanien-Plantagenbesitzer. In der Region Rorschacherberg haben sie fast 600 Bäume der Sorten Marigoule und Marsol gepflanzt. 

Marroni als Touristenattraktion

Die meisten in der Schweiz konsumierten Marroni und Esskastanien stammen aus Italien. Es gibt aber auch in der Schweiz Kastanien-Selven. Sie befinden sich im Tessin, in Südbünden und in Murg am Walensee. Kastanienprodukte – von Bier über Pasta bis zu Torten und Likör – werden in diesen Regionen als Spezialitäten vermarktet. Ausserdem sind die Kastanienwälder touristische Attraktionen. Der Verein Pro Kastanie Murg beispielsweise unterhält einen Kastanienwanderweg, einen Kastanienspielplatz und das Kastanienstübli, in dem das jährliche Marroni-Essen stattfindet. Die nährstoffreichen Nüsse sind zudem jeden Herbst Hauptakteure zahlreicher Feste. Coronabedingt sind die grossen Festivals abgesagt, allen voran das Kastanienfestival in Ascona oder die «Chestene Chilbi» in Greppen. Sie ist der grösste Markt mit Kastanienprodukten in der Deutschschweiz. 

Das Bergell zelebriert geschützt

Durchgeführt hingegen wird das Bergeller Kastanienfestival. Es dauert bis zum 24. Oktober. Da das Festival aus kleinen, im Tal verteilten Events besteht, stand für die Organisatoren früh fest, dass sie es trotz Covid-19 durchführen werden. Natürlich mit einem entsprechenden Schutzkonzept. So wurde die Teilnehmerzahl begrenzt, die Festivaldauer von drei auf vier Wochen verlängert und bei gewissen Events, wie etwa den Kochkursen, gilt Maskenpflicht. Das grosse Kastanienfest, an dem jeweils über 1000 Personen teilnehmen, wurde in drei kleine Feste aufgeteilt, die zeitgleich in Bondo, Castasegna und Soglio stattfinden. Das Festival wird gut angenommen. Eli Müller von Bregaglia Turismo sagt: «Wir sind sehr zufrieden mit dem Buchungsstand.»


(Riccarda Frei)
 



Informationen


www.bregaglia.ch 
www.kastaniendorf.ch