Erwachsene mit langjähriger Praxiserfahrung im Bereich der Hauswirtschaft haben die Möglichkeit, einen Berufsabschluss nachzuholen. Amélia Barroso ist eine von ihnen.
Viel Praxiserfahrung, aber kein Lehrabschluss machen die Suche nach einer Arbeitsstelle schwer. Für Erwachsene besteht nach Art. 32 der Berufsbildungsverordnung die Chance, zur Abschlussprüfung zugelassen zu werden, ohne die reguläre Lehre zu durchlaufen. Nach bestandener Prüfung erhalten sie das eidgenössische Fähigkeitszeugnis (EFZ) oder das eidgenössische Berufsattest (EBA). Der Berufsverband Hotellerie-Hauswirtschaft bvhh der Hotel & Gastro Union bietet Interessenten ein individuelles Coaching an, das sie auf das Qualifikationsverfahren vorbereitet. Diesen Ausbildungsweg wählte die 35-jährige Amélia Barroso, die neben ihrem Beruf auch Netzwerkleiterin im Berufsverband Hotellerie-Hauswirtschaft ist.
Amélia Barroso: Ohne Abschluss ist es in der Schweiz fast unmöglich, Arbeit zu finden. Ich zog vor 14 Jahren aus Portugal in die Schweiz, und das Problem ist, dass es bei uns gar keine Ausbildung im Hauswirtschaftsbereich gibt. Ich arbeitete zwar drei Jahre im Service, ein Jahr in der Küche und zehn Jahre in der Hauswirtschaft, doch auf dem Papier kann ich leider nichts nachweisen.
Definitiv. Ich habe noch vor Beginn der Ausbildung im Jahr 2013 Progresso-Lehrgänge besucht und die Ausbildung berufsbegleitend absolviert. Nun arbeite ich seit einem Jahr im Hotel Sternen Muri in Bern. Selbstverständlich ist auch die Bezahlung nach einem Abschluss besser.
Ich konnte berufsbegleitend die Kurse absolvieren – das ist toll, vor allem, wenn man bereits mitten im Leben steht. Das Gute ist auch, dass man den Beruf bereits kennt und die Theorie somit gut dazu kombinieren kann. Selbst wenn man schon Erfahrung hat, kann man noch sehr viel lernen.
Ja, ich würde sehr gern die Weiterbildung zur Bereichsleiterin Hotellerie-Hauswirtschaft machen. Doch zuerst muss ich abschätzen, wie viel Zeit das in Anspruch nimmt. Ich bin vor kurzem Mutter geworden und muss schauen, ob sich das vereinbaren lässt.
Absolut. Der Standard ist in der Schweiz um einiges höher. Portugiesische Hoteliers stellen immer mehr Fachkräfte aus Spanien oder Frankreich ein, die in diesem Bereich ausgebildet sind. Das ist natürlich nicht die Lösung.
(Interview Anna Shemyakova)