Nach dem Abitur wollte Laura Meister studieren. Jetzt ist sie froh, dass sie handwerkliche Berufe lernt.
Laura Meister: Das ist eine komplizierte Geschichte. Soll ich vorne oder hinten beginnen?
Also vorne. Eigentlich begann alles mit der Ernährung. Als Kind hatte ich Probleme mit Weizen. Brot war bei uns zu Hause deshalb ein Thema. Meine Eltern betreiben einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb, und seit geraumer Zeit bäckt meine Mutter zweimal pro Woche ausschliesslich aus Urgetreide und eigen angebautem Dinkel Holzofenbrot, das sie dann verkauft. Wie meine Mutter habe ich immer schon gerne gebacken.
Überhaupt nicht. Nach dem Abitur wollte ich studieren und machte Praktika in einem Kindergarten und in der Musiktherapie. Anschliessend leistete ich einen Freiwilligendienst als «Missionarin auf Zeit» im Kinderheim und Kindergarten in Dili, der Hauptstadt Osttimors (Südostasien). Während meiner Abwesenheit besuchte meine Mutter eine Weiterbildung und unterhielt sich mit einem Bäcker über die Zukunft des Berufes. Danach meinte sie, ich solle mich wirklich für diesen Beruf interessieren und mich über die Fachschule Richemont informieren. Als ich im August des letzten Jahres zurückkehrte, hatte sie mir die Ausbildungsstelle bei der Bäckerei-Konditorei Kreyenbühl in Luzern organisiert.
Nein, noch keine Minute. Mir gefallen Luzern und die Arbeit. Zudem gibt es Vorteile für mich. Wegen des Abiturs dauert die Lehre nur zwei Jahre und anders als in Deutschland, wo es entweder die Ausbildung zum Bäcker oder zum Konditor gibt, lerne ich hier gleich zwei Berufe.
Ah, ja. An der FBK wurde ich darauf angesprochen, hatte den Wettbewerb aber abgetan, weil ich dachte, nach so kurzer Zeit im Beruf sowieso keine Chance zu haben. Ich habe meine Lehre erst Mitte September 2016 begonnen. Der Gedanke hat mich dann doch nicht losgelassen. Als mir mein Chef und mein Ausbildner die volle Unterstützung zusicherten, habe ich mich angemeldet, Produktideen entworfen, ausprobiert und das Dossier eingeschickt. Als der Anruf kam, ich sei im Final, konnte ich es erst gar nicht so recht fassen. Aber ich habe mich natürlich unheimlich gefreut, was an dem Tag auch alle gemerkt haben.
In meinem Programm «Alles ausser gewöhnlich» arbeite ich viel mit Urdinkel. Wie vorher schon gesagt, habe ich eine besondere Verbindung zu diesem Getreide. Ausserdem ist Urdinkel für mich auch typisch schweizerisch, also perfekt, um dem Motto des Wettbewerbs treu zu bleiben. Die Verbindung von Le Gruyère AOP und Brot fiel gar nicht so schwer, und die Idee zur Spezialität mit Gruyère-Käse kam meinem Chef, ich war begeistert und das Endprodukt überzeugt.
Ich verarbeite die Birne auf eine andere Art als im bekannten Luzerner Bireweggen, oder Rüebli kommen ins Brot, anstatt in die Torte. Und natürlich darf Schweizer Schoggi nicht fehlen.
Ich bin am Austesten und Verbessern meiner Produkte. Immer wieder stehe ich nach der Arbeit oder an freien Tagen in der Backstube und probiere weiter aus. Jedes Mal finde ich etwas, das noch besser gemacht werden kann.
Ich spiele Querflöte und Oboe. Doch momentan pausiert dieses Hobby. Früher nahm ich Unterricht, unterrichtete selber Schüler und spielte in Orchestern. Auch an Wettbewerben habe ich teilgenommen und oft gewonnen. Trotz Wettbewerbserfahrung bin ich immer wieder aufs Neue nervös. Das wird auch beim Brot-Chef so sein.
(Interview Gabriel Tinguely)
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