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«Das Gastro-Virus hat mich früh erfasst»

Nach 18 Jahren als Direktor der Hotel & Gastro Formation Schweiz geht Max Züst in Pension.

In all den Jahren war ihm der wertschätzende Umgang mit den Mitarbeitenden eine Herzensangelegenheit. (ZVG)

Max Züst, welches waren die herausragendsten Erlebnisse bei der Hotel & Gastro Formation Schweiz mit Sitz in Weggis/LU?
Mich hat immer wieder erstaunt, welche Faszination, Leidenschaft und Freude die Mitarbeitenden in der Gastronomie an den Tag legen. Sei es bei den World Skills oder anderen Wettbewerben. Das Herzblut und die Passion, welche auch ganz junge Berufsleute inne haben, hat mich immer wieder begeistert. Auch die Detailverliebtheit, die viele Fachleute in der Branche besitzen, sucht ihresgleichen. Dieses Gastro-Virus hat mich ziemlich bald auch erfasst.

Worauf sind Sie besonders stolz?
Seit 2010 erhalten die Weiterbildungen in der Branche Unterstützung durch den L-GAV, die Branche hat hier nach wie vor eine Vorzeigelösung, und das freut mich ungemein. Insbesondere die Hotel & Gastro Union hat unterstützend gewirkt, so dass die Zusammenarbeit mit dem Bund und den Kantonen zustande gekommen ist. Auch höre ich immer wieder, dass in Weggis die Atmosphäre unter den Mitarbeitenden eine besondere ist. Selbst Leute, die nicht aus der Branche sind, sprechen vom positiven Geist, der in Weggis herrscht.

Gibt es Dinge, die Sie gerne anders gemacht hätten?
Mit meinem Zeitmanagement kam ich ab und zu unter Druck. Gerne hätte ich mehr Lektionen besucht. Auch hätte ich gerne öfter die regionalen und kantonalen Organisationen besucht, aber ich habe mich stark für den Betrieb engagiert. Meine Mitarbeitenden liegen mir sehr am Herzen, und ich nahm mir viel Zeit für sie.

In den vergangenen Jahren wurden mehrere Berufe neu geschaffen. Wie gut haben diese sich in der Branche etabliert?
Wir haben die Grundbildung Systemgastronomie sowie die Hotel-Kommunikationsfachleute ins Leben gerufen. Damit konnten wir Schulabgänger ansprechen, die eine anspruchsvolle Grundbildung absolvieren wollten. «Hoko» ist gefragt, die Lernenden schätzen den Kontakt mit den Gästen und Arbeiten, bei denen sie Kopf, Herz und Hand gebrauchen. Bei der Grundbildung Systemgastronomie konnten wir die angestrebten Zahlen jedoch nicht erreichen.

«Wir haben in der gastgewerblichen Weiterbildung sehr viel erreicht.»

Warum ist das so?
Grosse Mitspieler wie McDonald’s und andere hatten versprochen, mehr Lernende zu rekrutieren, leider hat sich das nicht bestätigt. Hervorragend engagiert sich seit Beginn die SV Group.

Konnten Sie mit diesen Berufen das Ansehen der Gastroberufe steigern?
Ja, die neuen Berufe wirken sich positiv auf das Renommee der Branche aus. Auch die neu geschaffene Weiterbildung Diätkoch und die Weiterbildungen allgemein tragen zu einem guten Ruf der Branche bei.

Ihre Aufgabe bei der Hotel & Gastro Formation erfordert viel Diplomatie. Warum ist das so?
Unsere Organisation ist föderalistisch organisiert. Wir haben knapp 70 Festangestellte und rund 500 Teilzeitmitarbeitende, das erfordert viel Konsens. Meine Philosophie ist, meinen Weg zu verfolgen und die Beteiligten mitzunehmen. So musste ich nie etwas tun, hinter dem ich nicht stehen konnte. Man muss sich selber treu bleiben.

Wie war die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Verbänden?
Die Zusammenarbeit war sehr gut, aber auch sehr anspruchsvoll. Manchmal musste ich einen gewissen Druck aushalten.

Der Fachkräftemangel ist auch in der Gastrobranche ein grosses Thema. Gibt es Massnahmen, um die Situation zu entschärfen?
Wer den Mitarbeitenden Wertschätzung und Respekt entgegenbringt, hat es einfacher, geeignete Mitarbeitende zu finden. Ausserdem sollten zeitgemässe Arbeitsmodelle und ein angemessenes Salär keine Worthülsen sein. Und ein Vorgesetzter sollte beruhigend auf die Mitarbeitenden wirken und keine Hektik verbreiten. Denn in der Ruhe liegt die Kraft.

Worauf freuen Sie sich in Zukunft am meisten?
An die neue Situation werde ich mich sicher erst gewöhnen müssen. Ich kann die Verantwortung abgeben und erhalte dafür mehr Gestaltungsraum für die neu gewonnene Zeit. Wie ich diese genau füllen werde, weiss ich noch nicht im Detail.

(Interview Daniela Oegerli)


Zur Person

Max Züst war 18 Jahre lang Direktor von Hotel & Gastro Formation Schweiz. Ende Januar geht er in den Ruhestand. Dank ihm kam die Organisation, welche vor seiner Zeit oft in der Kritik stand, wieder auf Kurs.