Dass sich mutige Entscheidungen lohnen, weiss Samuel Menti. Was den ehemaligen Hotelmanager heute beruflich umtreibt, verrät er im Interview.
Samuel Menti, Sie waren in Geschäftsführerpositionen in der Hospitality-Branche tätig – zuletzt als Direktor im Hotel Hermitage Luzern. Dann haben Sie den Schritt in die Selbständigkeit gewagt. Wie kam es dazu?
Die Selbständigkeit habe ich weder gewollt noch gesucht. Als ich nach einer beruflichen Auszeit von unterschiedlichen Seiten für fachliche Unterstützung angefragt wurde, war der erste Schritt getan. Es kamen weitere Anfragen dazu, und zwei Monate später hatte ich meine Firma Samuel Menti Hospitality gegründet. Unverhofft kommt oft.
Wann wussten Sie, dass dafür der richtige Zeitpunkt war?
Ich wusste es nicht direkt. Und ich glaube auch nicht, dass es den einen richtigen Zeitpunkt gibt. Als ich meine Kontakte über meine Pläne informiert hatte, öffneten sich schnell neue Türen.
Was waren Ihre Schlüsselerkenntnisse auf dem Weg in die Selbständigkeit?
Es ist essenziell, über ein gutes Netzwerk zu verfügen und dieses gut zu pflegen. Und natürlich hat mir die Qualität der Arbeit, die ich als Arbeitnehmer geleistet hatte, ebenfalls gedient. Ob angestellt oder selbständig: Beide Arbeitsformen haben sowohl gute als auch herausfordernde Seiten. Da ich anpassungsfähig bin, fand ich mich schnell mit der neuen Situation zurecht.
Welche Fähigkeiten aus Ihrer Zeit als Geschäftsführer erweisen sich als nützlich für Ihre Beratungstätigkeit?
Die Analysetätigkeiten und umgesetzten Bauprojekte sowie das Verständnis für Zahlen. Aber auch die Führungserfahrung und das Gespür dafür, was der Kunde oder Gast will, helfen mir, Projekte erfolgreich umzusetzen.
Auf welche Bereiche konzentrieren Sie sich in Ihrer Arbeit?
Ich arbeite in drei Bereichen: So betreue ich Beratungsmandate und Projekte, bin Partner und Projektmanager von Hospitality Cockpit und bin Co-Leiter des Nachdiplomstudiums Hotelmanagement HF der Hotelfachschule Thun. Es ist die Abwechslung, die meine Arbeit spannend macht. Demnach bearbeite ich Themen, die von Machbarkeitsstudien bis zu Pachtausschreibungen und von Budgetierungen bis zu Standortanalysen reichen.
Wo sehen Sie die Herausforderungen in der Hotelbranche?
Es ist herausfordernd, die Balance zwischen digital und analog zu finden. Welche Prozesse digitalisiert man und wo holt man den Gast noch als Mensch ab? Dann geht es um effizientes Ressourcen-Management. Um sich im umkämpften Markt mit hoher Konkurrenzdichte und Preisdruck behaupten zu können, müssen die bestehenden Ressourcen wie Zeit, Mitarbeitende oder Waren optimal eingesetzt und deren Prozesse effizient gestaltet werden.
Nicht zuletzt geht es darum, sich schnell anpassen zu können. Die Welt dreht sich immer schneller und Veränderungen im geschäftlichen Umfeld sind an der Tagesordnung. Die erfolgreiche Bewältigung dieser Herausforderungen verlangt von den Gastronomen und Hoteliers Flexibilität, Innovationskraft, eine kluge strategische Ausrichtung und die Fähigkeit, schnell auf sich verändernde Marktbedingungen einzugehen.
Was raten Sie aufstrebenden Talenten im Gastgewerbe?
Es ist wichtig, nicht zu lange in der Komfortzone zu bleiben und zu lernen, auch mal Nein sagen zu können, wenn das Bauchgefühlt nicht stimmt. Wer nicht gleich beim ersten Gegenwind den Kurs wechselt und Durchhaltewillen zeigt, wird meist belohnt.
Was hat es mit Ihrem Start-up Hospitality Cockpit auf sich?
«Hospitality Cockpit» ist ein massgeschneidertes Führungsinstrument. Es sammelt Daten mittels des Business Intelligence Tools Blent aus allen gängigen Daten-, Finanz- und Betriebsmanagement-Systemen und erstellt in Echtzeit individuelle Reports und Dashboards. Es ermöglicht nicht nur Einblicke in betriebliche Abläufe, sondern optimiert Prozesse und steigert die Gästezufriedenheit und Profitabilität.
Was zeichnet «Hospitality Cockpit» aus?
Alle Management-Systeme können Schlüsselkennzahlen abbilden. Der ganzheitliche Ansatz fehlt jedoch. «Hospitality Cockpit» liefert sofortige Kontrolle täglicher Personalkosten, deren genaue Zukunftsprognosen, Produktivitäts- und Frequenzmessungen sowie die Identifikation von Engpässen und Schwachstellen im Betrieb. Diese Daten sind die Grundlage für strategische Entscheidungen.
(Andrea Decker)
Der Abschluss an der Hotelfachschule Thun brachte Samuel Menti als F&B Manager in Hotels in Luzern und im Engadin. Zurück im Berner Oberland, trat er die Stelle als Vize-Direktor an der Hotelfachschule Thun an. Später übernahm er die operative Leitung für acht Restaurants bei Bindella SA. In seiner Heimat Luzern folgte die Direktionsstelle im Hotel Hermitage. Seit 2023 berät Samuel Menti mit seiner Firma Kunden aus Gastronomie und Hotellerie.