Drei Hotels haben sich im tiefen Lötschental/VS zu einer Kooperation zusammengeschlossen. Sie kaufen gemeinsam ein, planen Events und bieten den Gästen ein dreimal so grosses Angebot.
Hotellerie Gastronomie Zeitung: Lukas Kalbermatten, vor sieben Jahren haben Sie sich mit zwei anderen Hotels zu den «Lötschentalern» verbunden. Was teilen Sie? Auch die Mitarbeitenden?
Lukas Kalbermatten: Wir probierten es für eine Saison, es erwies sich jedoch als unglaublich schwierig. Alle haben zur gleichen Zeit Hochsaison, am Wochenende sind unsere 39 Angestellten voll eingespannt. Bei Grossanlässen helfen wir uns aber gegenseitig aus. Auch wenn Mitarbeitende Weiterbildungen machen, instruieren sie alle anderen Kollegen.
Sie sehen sich also als grossen Gastgeber?
Absolut. Wir teilen sehr viel und sagen: «Der Gast bucht ein Hotel und nutzt drei.» Unseren Wellnessbereich im «Edelweiss» können beispielsweise auch Gäste der anderen Hotels besuchen. Haben sie Halbpension gebucht, haben sie die Möglichkeit, in anderen Häusern zu speisen. Ist eines der Hotels ausgebucht, empfehlen wir unseren Partner. Gleiches gilt bei Restaurantreservierungen.
Wie funktioniert die Abrechnung, wenn Gäste Angebote des anderen Hotels nutzen?
Wie mit Jasskarten (lacht). Einmal in der Saison setzen wir uns zusammen und schauen, wie viele Gutscheine wir jeweils getauscht haben. Dann wird verrechnet. Zudem treffen wir uns einmal im Monat und besprechen das Gästeprogramm und die Marketingmassnahmen, aber auch, an welche Messen wir gehen und mit welchen Partnern wir zusammenarbeiten werden.
Welche Aktivitäten organisieren Sie gemeinsam?
Jedes Hotel organisiert einen Anlass pro Woche. Ich mache beispielsweise Führungen durchs Dorf. Mittwochs organisiert das Hotel Nest- und Bietschhorn ein «Frühstück am Bach» und freitags zeigt das Hotel Breithorn alte Spielfilme, die im Lötschental gedreht wurden. Im Sommer betreiben wir zudem gemeinsam einen Campingplatz und eine Buvette auf der Fafleralp.
Kaufen Sie gemeinsam ein?
Nicht den täglichen Bedarf. Haltbare Produkte oder Non-Food-Artikel lohnen sich jedoch.
Wie teilen Sie die Aufgaben innerhalb der Kooperation?
Am meisten arbeiten wir im Marketing zusammen. Wir haben eine gemeinsame Webseite und einen Social-Media-Auftritt, den Esther Bellwald vom «Nest- und Bietschhorn» betreut. Brigitte Lehner vom «Breithorn» macht die Buchhaltung, und ich bereite die strategischen Entscheide vor und bin für die Kontakte zu den Behörden und Verbänden verantwortlich. Alle haben einen unterschiedlichen Background, einige in der Hotellerie und Gastronomie, andere im KV – alle profitieren. Anfangs war ich der Einzige, der genaue Budgetplanungen gemacht hat. Jetzt machen es alle, keiner arbeitet mehr einfach drauflos.
Vor anderthalb Jahren wurden alle drei Hotels saniert. Wäre es ohne die Kooperation möglich gewesen?
Nein. Da wir aber als Gruppe auftraten, bekamen wir massiv bessere Finanzierungslösungen.
Als die Kooperation lanciert wurde, machten nicht alle Betriebe mit. Warum?
Es fehlte das Vertrauen. Sie sagten: «Wir können gern Marketing zusammen machen, aber wie ich meine Cola kalkuliere, geht andere nichts an.» Zahlen gehören nun mal zu einer Vertrauensbasis dazu. Monatlich legen wir uns gegenseitig die Zahlen offen und überlegen, was wir verbessern können. Sie sind also nicht nur Kontrolle, sie sind auch ein Ansporn.
(Interview Anna Shemyakova)
Zur Kooperation gehört das Hotel Breithorn mit 16 Betten, das «Edelweiss» mit 49 Betten und das «Nest- und Bietschhorn» mit 30 Betten, dessen Restaurant mit 16 Gault-Millau-Punkten ausgezeichnet ist.