Einst musste der Sri Lanker aus seiner Heimat fliehen. Heute führt Logatharan Thangarajah ein Restaurant.
Der 6. Oktober 2023 war für Logatharan Thangarajah ein denkwürdiger Tag. An diesem Datum erfüllte er sich seinen grossen Lebenstraum und eröffnete sein eigenes Restaurant: den Gasthof Sonne in Uerkheim/AG. Logatharan Thangarajah ist gelernter Koch EFZ. Folglich sorgt er in der «Sonne» für das kulinarische Wohl der Gäste, während seine Frau Pawathariny für den Service zuständig ist.
Das Wirtepaar wohnte bis zur Eröffnung des Gasthofs Sonne in Sissach/BL. Der Wechsel nach Uerkheim dürfte ein Schritt gewesen sein, der den beiden leicht gefallen ist. «Das Wort ‹Uerkheim› hat in der Sprache Sri Lankas die Bedeutung ‹mein Dorf› respektive ‹meine Heimat›. Und eine solche braucht man, um ein glückliches Leben zu führen», ist Logatharan Thangarajah überzeugt.
Ein glückliches Leben scheint den frischgebackenen Gastgebern bevorzustehen. Am Eröffnungstag jedenfalls strahlte als gutes Omen die Sonne über der «Sonne».
Vor seiner Selbständigkeit arbeitete Logatharan Thangarajah unter anderem im Restaurant Moosersagi in Wiliberg/AG und im Restaurant Federal in Zofingen/AG. Beides sind traditionsreiche Unternehmen, die für ihre gutbürgerliche Schweizer Küche bekannt sind.
Auch das Wirtepaar mit Wurzeln in Sri Lanka bietet im Gasthof Sonne gutbürgerliche Schweizer Küche an. Denn Logatharan Thangarajah kocht am liebsten Rösti. Auch sonst ist er von der kulinarischen Seite der Schweiz begeistert. So kommt es, dass die Hausspezialitäten in der «Sonne» Klassiker wie Zürcher Geschnetzeltes, Kalbsleberli und Cordon bleu sind.
Das Angebot kommt gut an. Das kleine à-la-carte-Restaurant mit 24 Sitzplätzen hat sich bereits eine einheimische Stammkundschaft erarbeitet. Auch die beiden Säle mit 24 und 60 Sitzplätzen sind gut gebucht. «Wir haben rund 60 Bankette durchgeführt», freut sich Logatharan Thangarajah. Keine schlechte Bilanz für die ersten sechs Monate nach der Eröffnung. Vor allem da das umtriebige Wirtepaar – abgesehen von der Unterstützung durch eine Hilfskraft und Aushilfen auf Abruf – alles alleine macht.
Das soll sich bald ändern. «Ich möchte einen Koch und Servicemitarbeitende fest einstellen», kündigt der Gastgeber an. «Durch die Entlastung hätte ich dann die nötige freie Kapazität, einen Lernenden auszubilden.»
Logatharan Thangarajah wurde in Sri Lanka geboren. Dort arbeitete er als Geschäftsführer eines Lebensmittellagers. Weil in seiner Heimat ein Bürgerkrieg tobte, flüchtete er in die Schweiz. Thangarajah sprach zwar kein Deutsch, dennoch hatte er bereits drei Monate nach seiner Ankunft in der Schweiz einen Job. Er sagt über sich selbst: «Ich bin ein fleissiger Mann.» Dass dies keine leeren Worte sind, hat Logatharan Thangarajah in seiner Karriere mehrfach bewiesen.
Im Jahr 2017 meldete er sich zu einem Progresso-Kurs an. «Ich habe mich für den Kurs Küche entschieden, weil die Arbeit dort vielseitig ist.» Ausserdem wollte er die Schweizer Kultur besser kennenlernen. «Was und wie ein Volk kocht und isst, verrät viel über dessen Geschichte und Kultur», sagt der Koch EFZ.
Direkt nach dem Progressokurs absolvierte er die verkürzte Ausbildung zum Küchenangestellten EBA und hängte zwei Jahre später die Nachholbildung EFZ an. Anschliessend machte er das Wirtepatent und durchlief zielstrebig alle Module des G1. Damit er sein Wissen an junge Berufsleute weitergeben darf, besuchte Logatharan Thangarajah zudem den Ausbildner- sowie den Berufsbildnerkurs.
Mit der Eröffnung des eigenen Restaurants ist er an seinem Ziel angekommen. Jetzt gilt es, sich als Küchenchef und Gastgeber langfristig zu etablieren.
(Riccarda Frei)