Seit 2012 leitet die Braumeisterin Claudia Graf (35) die Brauerei Sonnenbräu. Die grösste Herausforderung dabei? Ganz klar die Führung der Mitarbeitenden.
Claudia Graf, als Geschäftsführerin der Brauerei Sonnenbräu befinden Sie sich in einer Männerdomäne. Haben Sie das Gefühl, als Frau anders behandelt zu werden?
Nein, dieses Gefühl habe ich nicht. Tatsächlich kommt diese Frage immer wieder, und ich glaube, die Leute lesen auch gerne darüber. Aber in der Realität spielt es in der Bierbranche für kaum jemanden eine Rolle, dass ich eine Frau bin.
Glauben Sie, das wäre auch dann der Fall, wenn Sie keinen Braumeistertitel hätten?
Wäre ich weder Braumeisterin noch Biersommelière, wäre es vermutlich anders. Aber darum habe ich auch diesen Weg gewählt und mir die nötige Fachkompetenz angeeignet. Immerhin habe ich schon früh gewusst, dass ich den Familienbetrieb einst übernehmen möchte. Und damit auch die Leitung von 60 Mitarbeitenden. Offen gesagt habe ich mir damals keine grossen Gedanken darüber gemacht, was es heisst, so viele Mitarbeitende zu leiten. Ich glaube, das ist auch das Schöne daran, wenn man einen Betrieb in jungen Jahren übernimmt: Man geht sorgloser an die Sache heran.
Und heute?
Die Mitarbeiterführung stellt auch heute noch die grösste Herausforderung für mich dar.
Weshalb?
Nun, der eine schätzt seine Freiheiten und nimmt gern die Verantwortung wahr, die damit einher geht. Der andere fühlt sich wohler, wenn er enger begleitet wird. Es gilt, die richtige Balance zu finden.
(Interview Désirée Klarer)
Claudia Graf (35) ist gelernte Bankkauffrau. Vor der Übernahme der Brauerei Sonnenbräu in Rebstein/SG hat sie sich in München zur Braumeisterin ausbilden lassen und zudem die Ausbildung zur Biersommelière absolviert. Seit 2012 leitet sie den Familienbetrieb in fünfter Generation. Von der Schweizer Gastronomie würde sie sich wünschen, dass diese der Bier-Ausbildung der Mitarbeitenden mehr Beachtung schenkt.