Die Digitalisierung macht auch vor der Hotellerie nicht Halt, im Gegenteil. Es gibt bereits einige Hotels, die auf Gebäudeautomation setzen. Für die Betriebe ist es wichtig, Kosten und Energie einzusparen sowie Abläufe zu vereinfachen.
Was macht den Besuch in einem Hotel zum Erlebnis? Das, was man Zuhause nicht hat. Vor hundert Jahren waren es fliessendes Warmwasser oder Personenaufzüge. Heutzutage reicht dies längst nicht mehr, um Gäste anzulocken. Neben dem Service und der Gastfreundschaft legen viele, vor allem jüngere Gäste Wert auf eine moderne Infrastruktur. Dazu gehört beispielsweise eine einfache Handhabung von Unterhaltung, Licht, Heizung und Lüftung. «Viele Leute verfügen in ihren Wohnungen oder Häusern über eine Gebäudeautomation und möchten das auch im Hotel vorfinden», erklärt Cédric Riwar, Gründer und Inhaber von Vision Inside AG in Wetzikon/ZH. Vision Inside ist ein Unternehmen für Gebäudeautomationen.
Automatisieren bedeutet Abläufe vereinfachen und Ressourcen einsparen. Obwohl die Installation einer Gebäudeautomation ins Geld geht, spart man Energie und die Mitarbeitenden können viele Tätigkeiten mit einem Handgriff erledigen. So müssen sie beispielsweise nicht in jedem Zimmer separat kontrollieren, ob die Fenster geschlossen sind oder die Heizung auf eine normale Temperatur eingestellt ist.
Ganz auf Digitalisierung setzen die Verantwortlichen in der Stoos Lodge auf dem Stoos/SZ. «Das gesamte Hotelkonzept ist digital ausgerichtet», erklärt Dominik Lichtenhahn, Gastgeber in der Stoos Lodge. Das moderne Hotel wurde im Dezember 2022 eröffnet. Der Hoteldirektor war während der Realisierung des Hotels Projektleiter für die Digitalisierung. «Unser Ziel ist, die Ressourcen effizient einzusetzen.» Das ganze Haus sei so konzipiert, dass die Betreiber jederzeit die Energiezufuhr sowie den Stromverbrauch in allen Bereichen kontrollieren können.
Dominik Lichtenhahn, Gastgeber in der Stoos Lodge.
Die Stoos Lodge verfügt auch über ein digitales Schliesssystem. Über dieses werden nicht nur die Zimmertüren bedient. Damit können die Mitarbeitenden sämtliche Bereiche im Hotel kontrollieren und bei Bedarf reagieren. Sie sehen beispielsweise, wo Fenster geöffnet sind und ob sich in einem Zimmer gerade ein Gast befindet. «Falls es stark windet oder Schnee oder Regen einsetzt, können wir da die Fenster schliessen, wo der Gast nicht im Zimmer ist», erklärt Dominik Lichtenhahn. Zudem schalte die Heizung aus, sobald ein Fenster geöffnet werde. Die Gäste können die Temperatur nur zwei Grad plus oder minus verändern.
Ähnlich funktioniert es beispielsweise auch im Hotel des Balances in Luzern: «Unsere Mitarbeitenden können die Zimmertemperatur via Gebäudeautomation Zentral von der Réception aus bedienen», erklärt Simon Roos, technischer Leiter. Im Moment hätten sie in einer Suite eine Hausautomation installiert, mit der die Gäste das Licht und die Zimmertemperatur mittels eines Tablets selber steuern können.
Die Digitalisierung hat aber auch weitere Vorteile: «Dank unserer Systeme können wir dem Fachkräftemangel entgegenwirken», erklärt Dominik Lichtenhahn, Direktor der Stoos-Lodge. So sei bei ihnen fast alles digitalisiert: Das heisst von der Buchung über das Check-in und das Buchen zusätzlicher Leistungen während des Aufenthalts bis zum Check-out.
Auch der Restaurantbetrieb ist in der Stoos-Lodge teilweise digitalisiert. «Wir haben in unserem Restaurant ein Teil-Selbstbedienungskonzept. Das heisst, die Gäste holen ihr bestelltes Essen an der Küche ab.» Ein Würfel auf dem Tisch zeigt den Gästen, wann ihr Essen abholbereit ist. Mit diesem Würfel können die Gäste zudem die Mitarbeitenden avisieren.
Auch im Hotel des Balances hat man die Prozesse vereinfacht. «Bei uns können die Gäste den Meldeschein sowie das Check-in von zu Hause erledigen», erklärt Simon Roos. Das brauche viel weniger Papier und vereinfache die Arbeit an der Réception. Ihr Ziel sei es, dereinst gänzlich zu papierlosen Prozessen zu gelangen.
Gründe, warum Hotels auf Digitalisierung setzen oder setzen sollten, gibt es einige. Ein wichtiger Punkt ist sicher das Vereinfachen der Prozesse. In der Stoos Lodge sehen die Gäste bereits auf der Internetseite, dass man nur online buchen kann und das Check-in digital geschieht. «Natürlich dürfen die Gäste auch anrufen, und am Infopoint ist auch immer jemand vor Ort, um Auskünfte zu erteilen oder bei Problemen weiterzuhelfen», erklärt Dominik Lichtenhahn. Sie möchten jedoch genau diese Gäste ansprechen, welche die Digitalisierung schätzen und auch wünschen.
«Die Verantwortlichen in den Hotels müssen sich auch bewusst sein, dass sie für die nächste Generation modernisieren und investieren», ist Cédric Riwar von Vision Inside überzeugt. Denn die Generation Z lege Wert auf technische Neuerungen. «Und sie sind die Gäste von morgen.»
(Daniela Oegerli)
Zu einem «Smart Room» gehört auch die Unterhaltung im Hotelzimmer. Die meisten Gäste schätzen es, wenn sie Musik über eine qualitativ hochstehende Anlage hören können. Die Unterhaltungssysteme bieten Musik zu verschiedenen Stimmungen an, unter denen die Gäste auswählen können. Eine umfangreiche Musikbibliothek anzubieten, wie Spotify oder Ähnliches, wäre für ein Hotel zu teuer. Ausserdem können Hotelièren und Hoteliers ihren Gästen mittels des Fernsehgeräts oder eines anderen Geräts Informationen zukommen lassen. Auch lässt sich eine persönliche Begrüssung auf dem Bildschirm einrichten. Mit dem Unterhaltungssystem lassen sich nicht nur Filme anschauen. Die Gäste können auch Informationen abrufen wie beispielsweise alles Wissenswerte über das Hotel. Oder die Gäste können Speisen oder Getränke auf das Zimmer bestellen oder Wellnessanwendungen buchen. Zudem besteht die Möglichkeit, den Gästen aktuelle Ausflugs- oder Ausgehtipps zu geben oder die Menükarten der umliegenden Restaurants zur Verfügung zu stellen.
Licht hat einen grossen Einfluss auf die Stimmung des Menschen. Aber nicht alle mögen dasselbe Licht. Dank der Gebäudeautomation und der richtigen Lichtquellen lassen sich unzählige Stimmungen im Hotelzimmer oder in anderen Räumen einstellen. Zudem können die Mitarbeitenden von der Réception aus ein definiertes Licht bei der Ankunft des Gastes einrichten. Die Mitarbeitenden der Hauswirtschaft wiederum können beim Reinigen des Zimmers die maximale Lichtstärke einstellen, damit ihre Arbeit einfacher wird. Lichtstimmungen können jedoch nicht nur in den Hotelzimmern automatisiert werden. Verschiedene Lichtstimmungen sind auch im Innen- oder Aussenbereich möglich. Sogar die Poolbeleuchtung lässt sich ins rechte Licht rücken. Mit nur einem Klick kann im Restaurant die passende Lichtstimmung für den normalen Betrieb, eine Feier oder viele andere Szenarien aktiviert werden. Und zu guter Letzt lässt sich mit der Beleuchtung viel Strom und damit auch Geld sparen. In allen Bereichen des Hotels kann das Licht zentral gesteuert werden. Und die Mitarbeitenden sehen an einem Ort und auf einen Blick, wo Licht brennt und können es bei Bedarf löschen oder einschalten.
Ein modernes Gebäudeleitsystem beinhaltet auch die Steuerung von Rollläden, Vorhängen und Sonnenschutz-Storen. Diese lassen sich je nachdem über Wandtaster, Touchpanels, Tablets oder Smartphones bedienen oder automatisiert und witterungsabhängig steuern. Die intelligente Beschattungssteuerung dient dem Sonnen-, Blend- und Hitzeschutz. Elektronische Windwächter verhindern Beschädigungen bei höheren Windgeschwindigkeiten. Die Gäste können, im Bett liegend, die Fenster verdunkeln und müssen dazu nicht aufstehen. Die Rollläden oder Storen können auch so programmiert werden, dass sie sich je nach Stand der Sonne selbständig öffnen oder schliessen. Zudem sehen die Mitarbeitenden, ob in einem Raum, der gerade nicht genutzt wird, ein Fenster offensteht, das geschlossen werden muss.
Ein digitales Ressourcenmanagement kann dabei helfen, dauerhaft Energie und Strom zu sparen. So können beispielsweise die Heizung, die Lüftung und die Klimaanlage nicht nur vom Gast direkt im Zimmer gesteuert werden. Auch die Mitarbeitenden in der Hauswirtschaft können zentral das Klima in den Zimmern anpassen. Sie sehen jederzeit auf ihrem Dashboard, welche Temperatur in welchem Zimmer herrscht. Das macht Sinn, denn wenn ein Zimmer nicht belegt ist, dann kann die Raumtemperatur etwas tiefer sein und der Betrieb spart so Energiekosten. Ein paar Stunden bevor ein Gast im Hotel eintrifft, können die Mitarbeitenden die Temperatur anpassen, damit im Zimmer ein angenehmes Klima herrscht. Eine Hausautomation erkennt auch, ob ein Fenster offensteht und passt das Heizverhalten automatisch an. Die Temperatur wird auch angepasst, wenn der Raum von der Sonneneinstrahlung zusätzlich erwärmt wird. Das digitale Ressourcenmanagement schickt eine Benachrichtigung, wenn eine Klimaanlage oder Lüftung eine Störung hat. So kann man rasch reagieren und spart damit Energiekosten.
Wie funktioniert Gebäudeautomation?
Die Gebäudeautomation ermöglicht die Vernetzung und zentrale Steuerung und Überwachung von Gebäudetechnik wie beispielsweise Heizung, Lüftung, Beleuchtung oder Sicherheitssysteme. Durch die Automatisierung und Regelung kann Energie gespart, der Komfort erhöht und die Sicherheit verbessert werden.
Lässt sich eine Gebäudeautomation auch ohne Renovation installieren?
Das ist stark von der bestehenden Installation in einem Hotel abhängig. Es kann aber auch ohne grössere Aufwendungen mit kabellosen Raumautomationssystemen umgesetzt werden.
Und was kostet es, ein Zimmer zu «automatisieren»?
Weil die Investition je nach Gegebenheit und Bedürfnis sehr variabel ist, kann man es nicht generell beziffern. Durch die Ressourcen, die man damit einspart, sind die Kosten schnell wieder gedeckt.
Worauf sollte man bei der Umsetzung achten?
Dass der Ist- und der Soll-Zustand klar geregelt sind, die Bedürfnisse entsprechend abgeholt und die Möglichkeiten geprüft werden. Es ist wichtig, alle Beteiligten mit an Bord zu nehmen und die Schnittstellen abzusprechen und zu koordinieren. Ich empfehle eine übergeordnete Fachperson, die alles plant und die Zusammenarbeit überwacht und koordiniert.
Cédric Riwar hat 2004 zusammen mit seinem Handball-Freund und Geschäftspartner Marco Rast die Firma Vision Inside gegründet. Vision Inside ist ein digitales Unternehmen für Smart Building, Security, Cloud, Work Smart und Infrastructure. Sie beschäftigen über 60 Mitarbeitende und sind schweizweit an drei Standorten tätig. Für Cédric Riwar war schon während seiner Lehre zum Elektromonteur klar, dass er eine Firma gründen würde. Und er gab schon damals abends privat Computerschulungen und verkaufte PCs.