Mediadaten Données Media Olympiade der Köche

«Ich habe schon immer gern gestaltet»

20 Jahre Kochkunst. Dann zwang ihn eine schwere Krankheit zur Berufsaufgabe. Heute ist Kilian Michlig Maler und bildender Künstler.

  • Einst Teamchef der Schweizer Kochnati, heute freischaffender Künstler. (ZVG)
  • «Die Päpstin» lautet der Titel einer Arbeit aus Papier und Gips (160×80 cm).

Vor zehn Jahren holten Sie mit der Kochnati zwei Mal Gold in Luxemburg und wurden mit dem Team Gesamt-Vierter. Welche Erinnerungen haben Sie an Ihre Wettbewerbszeit?
Ich durchlebte lehrreiche, arbeitsintensive und spannende, oft lustige, aber auch traurige Momente. Das hat mein Leben geprägt. Luxemburg war eines der emotionalsten Ereignisse. Das Schaustück zerbrach am Morgen vor den Augen der Jury in tausend Stücke. Das hat uns sicherlich den Gesamtsieg gekostet.

Damals war Friedrich Zemanek Team Captain. Ein Jahr später nahm sich das grosse Kochtalent das Leben. Denken Sie noch an ihn?
Ja, er ist nach wie vor präsent in meinem Leben. Friedrich hat mich nach meiner ersten Kochkunstausstellung zu sich geholt. Wir wohnten im gleichen Dorf und waren täglich zusammen, haben getüftelt und Gerichte kreiert. Jeder Teller hatte seinen Ursprung auf Papier. Zuerst wurde gezeichnet, erst dann gekocht.

Sie selbst haben nach Ihrer Nati-Karriere die Kochbluse an den Nagel gehängt. Warum?
Ich lebe seit meiner Geburt mit der Stoffwechselerkrankung Cystische Fibrose. Aktuell komme ich mit einem Lungenvolumen von rund 35 Prozent aus. Es ist mir deshalb nicht mehr möglich, jeden Tag im Betrieb zu stehen.

Heute sind Sie künstlerisch tätig. Erzählen Sie uns davon.
Ich habe immer gestaltet. Nach der Aktivkarriere in der Kochkunst hat mir das gefehlt. Ich besuchte in Bern die Kunstschule und habe mich vertieft mit der bildenden Kunst, darunter Malerei und Plastik, auseinandergesetzt. Meine Kunst ist direkt, versteckt nichts, gibt vieles preis. In mei-nen Gestaltungen werden sowohl innere Empfindungen als auch von aussen kommende Eindrücke sichtbar. Ich mache nicht, was ich sehe, sondern was ich beim Sehen wahrnehme und empfinde. Das Ergebnis ist kein Abbild des Gesehenen, es ist eher die sichtbare Übersetzung in eine andere Sprache.

«Schnee von gestern» hiess eine Ihrer Installationen. Was steckte dahinter?
Zwischen November und Mai habe ich an verschiedenen Orten und zu verschiedenen Tageszeiten Schnee gesammelt, in Einmachgläser gefüllt und diese beschriftet. Über Monate wurden die Gläser sorgsam gelagert und gekühlt und schliesslich im Rahmen der Ausstellung «Twingi Land Art 2020» platziert. Einige Daten erinnern an historische Ereignisse, andere sind zufällig gewählt. Woher der Schnee auch kommt und wann er gefallen ist, spielt keine Rolle – er wird zu Wasser. Genauso ergeht es uns Menschen: Egal welcher Herkunft, Hautfarbe, sexueller Orientierung oder Religion – wir werden als Asche zur Natur zurückkehren.

Stimmt es, dass Sie auch für Winzer Diego Mathier gearbeitet haben?
Ja, ich durfte für Diego und Nadja eine Tuschezeichnung anfertigen, die nun auf dem Wein «Petit Gigolo» zu sehen ist. Eine sehr schöne Geschichte, die mich an die Freundschaft mit der Familie Mathier erinnert.

Was wünschen Sie sich 2021?
Eine stabile Gesundheit und viele schöne Augenblicke mit meinen Kids und meiner liebevollen Partnerin.

(Interview Jörg Ruppelt)


Zur Person

Kilian Michlig (42) stammt aus einer Gomser Gastgeberfamilie, die noch heute die «Tenne» in Gluringen/VS führt. Seine Kochlehre absolvierte er bei Walter Walker in Mörel/VS. Berufserfahrungen sammelte er unter anderem bei Jörg Slaschek in Attisholz/SO. Kilian Michlig ist Mitbe­gründer der «Rhoneköche», die von 2008 bis 2012 die Schweizer Kochnationalmannschaft stellten.

Kontakt zum Künstler per E-Mail: kilian.michlig(at)bluewin.ch