Auch nach über 20 Jahren als Direktor des Art Deco Hotel Montana in Luzern gehen Fritz Erni die Ideen nicht aus. Der risikobereite Hotelier im Interview.
Herr Erni, welches war rückblickend Ihre beste Entscheidung für das Art Deco Hotel Montana?
Fritz Erni: Das ist ganz einfach: keine Gruppengeschäfte mehr anzunehmen. Als wir im Jahr 2000 entschieden, uns ganz auf das Individualgeschäft zu konzentrieren, schafften wir den Turnaround. Sowohl die Auslastung wie auch der Durchschnittspreis erhöhten sich, und ab dann ging die Post ab.
Und welches war Ihre schlechteste Entscheidung?
(überlegt lange) Ehrlich gesagt, fällt mir dazu gerade nichts Konkretes ein. Das heisst natürlich nicht, dass ich nie eine schlechte Entscheidung getroffen habe (lacht). Aber rückblickend waren wahrscheinlich neun von zehn Entscheidungen richtig. Und mit der zehnten können wir leben. Wieso sollte ich mich mit Dingen belasten, die nicht funktionieren? Ich suche Lösungen, keine Probleme.
Ist das Teil Ihres Erfolgsrezepts?
Ich denke schon. Ich gehe Herausforderungen immer mit einer positiven Grundhaltung an, und versuche offen zu sein für Neues. Man muss spüren, welche Bedürfnisse gerade aktuell sind und wie sie sich entwickeln. Ausserdem ist es wichtig, auch die Meinungen aus dem Umfeld miteinzubeziehen. Das ermöglicht gemeinsame Erfolgserlebnisse.
Hat es Sie nie aus Luzern weggezogen?
Nein. Durch meine Arbeit bei Hilton International in Kanada hatte ich schon etwas von der Welt gesehen, bevor ich zum «Montana» kam. Ab dann konnte ich mich ganz auf das Schönste und Beste konzentrieren (lacht).
Das «Montana» hat sich stetig weiterentwickelt. Wie haben sich die Erwartungen der Gäste in den vergangenen Jahren verändert?
Viele Gäste legen weniger Wert auf einen klassisch-traditionellen Servicestandard und einen bestimmten Verhaltenskodex. Früher durfte nur der Chef de service mit dem Gast reden und nur der Sommelier Weine empfehlen. Heute ist man da lockerer. Die persönliche Betreuung hingegen ist wichtiger denn je: Eine persönliche Begrüssung und herzliche Betreuung sind ein Muss.
Ende 2017 lancierten Sie im «Montana» ein neues Angebot, das in der Schweiz einzigartig ist: Fünf-Sterne-Service auf den beiden obersten Etagen eines Vier-Sterne-Superior-Hotels. Wieso dieser Schritt?
Diese neue Marktausrichtung ist eine Konsequenz aus der Veränderung unseres unmittelbaren Mitbewerberumfelds. Auf der einen Seite die Eröffnung des Bürgenstock Resorts im Herbst, auf der anderen Seite die vorübergehende Schliessung des Hotels Palace wegen Sanierungsarbeiten – beides Fünf-Sterne-Häuser. Wir machten uns Gedanken, wie wir uns während, aber vor allem auch nach dieser Zeit positionieren wollen. Und beschlossen, über 1,5 Millionen Franken in die oberen Stockwerke zu investieren, um das Konzept «Hotel im Hotel» umzusetzen.
Was musste dafür angepasst werden?
Manche Fünf-Sterne-Dienstleistungen bieten wir sowieso schon an, beispielsweise den Portier-Service oder das Valet Parking. Anderes wie den 24-Stunden-Roomservice haben wir eingeführt. Auf Wunsch steht ein privater Butler zur Verfügung. Die renovierten 19 Zimmer und Suiten sind grosszügiger und luxuriöser und können mit privatem Outdoor-Whirlpool, Indoor-Whirlwanne oder Indoor-Erlebnisdusche gebucht werden.
Die Ideen gehen Ihnen nicht aus. Was ist die nächste?
Ab Februar können die Penthouse-Suiten von montags bis freitags sowie sonntags auch als Private Spa Suite gebucht werden – wahlweise für drei, fünf oder sieben Stunden. Ein neues Angebot, um für einige Stunden dem Alltag zu entfliehen und Zeit zu zweit zu geniessen. Zusätzlich kann man Roomservice, Massagen oder Kosmetik-Behandlungen buchen.
Woher holen Sie sich die Inspirationen für neue Ideen?
Einerseits braucht es dazu die Grundhaltung, offen für Neues zu sein. Andererseits haben wir so genannte «CreaSessions» eingeführt, bei denen in kleinen Gruppen über neue Ideen diskutiert wird. Danach wird eine Arbeitsgruppe gebildet, die ein Projekt auf die Beine stellt.
Das klingt nach kurzen Wegen und schnellen Entscheidungen.
Auf jeden Fall, das ist essentiell. Ich bin überzeugt: Wenn man eine Idee nicht innerhalb von 72 Stunden angeht, dann wird nichts daraus. Wenn einem etwas unter den Nägeln brennt, muss man sofort handeln.
(Interview Angela Hüppi)
Nach der Koch-Ausbildung absolvierte Fritz Erni die Schweizerische Hotelfachschule Luzern SHL. Danach war er sechs Jahre in Kanada für Hilton International tätig, wo er die gesamte Kaderschulung durchlief. Zurück in der Schweiz übernahm er in Zürich die Geschäftsführung eines Mövenpick-Betriebs, zwei Jahre später wechselte er ins Zürich Airport Hilton. 1992 wurde er zum Vizedirektor Food & Beverage und ein Jahr später zum Regional Food & Beverage Director bei Hilton Switzerland befördert. Ab 1994 amtierte Erni als Vizedirektor der SHL, und seit 1996 ist er Direktor des Art Deco Hotel Montana in Luzern. 2017 wurde er für seinen Innovationsgeist, sein Gespür für Trends sowie seinen nahbaren Führungsstil zum «Hotelier des Jahres» gekürt. Fritz Erni ist verheiratet und hat zwei Kinder.