Felix Iseli arbeitet als Leiter Gastronomie im Alters- und Pflegeheim Ischimatt in Langendorf/SO. So erlebt er die aktuelle Situation.
Felix Iseli, wir treffen uns während der Coronakrise* im Café des Heimes. Wie ist das möglich?
Glücklicherweise haben wir durch die bauliche Gegebenheit unseres Cafés die Möglichkeit, Zusammenkünfte im kleinen Rahmen für angemeldete Besucher zu ermöglichen.
Können auch die Bewohner davon Gebrauch machen?
Ja, jeder Bewohner hat das Recht, zwei Gäste aufs Mal zu empfangen. Ende Mai wurde der Besuch durch den Kanton wieder erlaubt, und so konnten wir unser Café für Angehörigenbesuche öffnen. Wir empfehlen jedoch, Kinder unter zwölf Jahren nicht mitzubringen. Natürlich gibt es immer wieder Situationen, welche nach einer Ausnahme verlangen, wie etwa ein Grosskind, welches den neugeborenen Urenkel vorstellen möchte.
Wie meistern die Bewohner die jetzige Lage?
Erstaunlich gut. Vor allem während des Lockdowns, als keine externen Besucher erlaubt waren, haben unsere Bewohner zueinander gefunden. In dieser Zeit
sind verschiedene Gruppen und Freundschaften entstanden.
Was bedeutet es für die «Ischimatt», dass keine externen Restaurantgäste willkommen geheissen werden durften?
Das hat klare Auswirkungen auf die finanzielle Situation. Wir rechnen mit einem Verlust. Uns gehen gut zwei Drittel des Umsatzes verloren. Diesen Verlust versuchen wir durch den Ausbau des externen Angebots etwas abzufedern.
Welches externe Angebot?
Zu unseren Kunden gehören seit Jahren die Mahlzeitendienste der regionalen Spitex-Vereine. In diesem Bereich konnten wir den täglichen Ausstoss von 120 bis zu 200 Mahlzeiten ausbauen. Das erlaubt uns, alle Mitarbeiter der Küche weiter zu beschäftigen.
Ihre Küchenmannschaft ist also ausgelastet?
Ja, vor allem wegen des Umstandes, dass wir seit dem grossen Küchenumbau vor fünf Jahren einen grossen Teil selbst herstellen. Unser Convenience-Grad ist tief.
Ihr Haus bietet Platz für 74 Bewohner. Wie viele Mitarbeitende haben Sie?
Wir beschäftigen 120 Mitarbeitende. Leider sind nur 22 davon männlich.
Wieso leider?
Wir würden gerne den männlichen Anteil unserer Mitarbeiter erhöhen, doch die Betreuung und Pflege spricht eher Frauen an.
Wie wichtig ist für Sie die Mitarbeiterförderung?
Sehr wichtig. Wenn sich jemand berufliche Ziele setzt, bekommt er oder sie bei uns die Chance, diese zu erreichen. Ich hatte zum Beispiel eine Küchenmitarbeiterin, die eine Zusatzausbildung zur Diätköchin machen wollte. Wir ermöglichten ihr die Ausbildung und haben nun eine motivierte und bestens ausgebildete Chefköchin.
Sie haben sich bereits als Bub für eine Kochlehre entschieden. Weshalb?
Mein Vater hatte ein Malergeschäft. Als Ausgleich bekochte er an Sonntagen die Familie. Er war mir ein gutes Vorbild. Bereits mit neun Jahren lehrte er mich, ein Kaninchen zu schlachten. Ich hatte schon damals keinerlei Berührungsängste. Als ich in der neunten Klasse war, heuerte ich bei uns im Dorfrestaurant an, dem Gasthof Bären in Lausen/BL. Mit meinen Einsätzen verdiente ich mir mein Taschengeld.
Wie ist man dort dem Jungspund begegnet?
Ich habe gute Erinnerungen an diese Zeit. Die Lernenden des Betriebes warben mich für eine Mitgliedschaft im Kochverband an. So konnten sie sich die Mitgliederwerbung sichern. Das waren 20 Franken, viel Geld für damals. So war ich Mitglied bei der Hotel & Gastro Union, bevor ich einen Lehrvertrag unterschrieben hatte.
Mittlerweile ist das 39 Jahre her. Warum sind Sie geblieben?
Zum einen aus ideellen Gründen, zum andern, um mich für unseren Beruf einzusetzen. Im Laufe der Jahre hat es mir immer wieder Vorteile gebracht. Während meiner Auslandsjahre schickte mir meine Mutter die Zeitung, das damalige «eXpresso», nach. Dieses zu lesen war ein Stück Heimatgefühl. Dort habe ich auch meine 20 verschiedenen Jobs gefunden.
Seit zwei Jahren engagieren Sie sich im Zentralvorstand.Wie sind Ihre Erfahrungen?
Es ist für mich sehr spannend, in diesem Gremium mitzuarbeiten, vor allem jetzt in dieser Zeit. Wir sind eine wirklich tolle Gruppe, die gute Diskussionen führen und Ziele setzen kann. Ich hoffe, es gibt bei den Wahlen an der Delegiertenversammlung in 2021 keine grossen Rochaden. Ich wünschte mir, in dieser Zusammensetzung weiterarbeiten zu können.
(Interview Ruth Marending)
*Das Gespräch wurde am 15. Oktober geführt.
Nach der Kochlehre zog es Felix Iseli an verschiedene Saisonstellen im In- und Ausland. Seit 2010 arbeitet er zuerst als Küchenchef, dann als Leiter Gstronomie im Alters- und Pflegeheim Ischimatt. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung.