Die Koncept Hotels setzen auf Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Für CEO Martin Stockburger eine Selbstverständlichkeit.
Martin Stockburger, Sie sagen, Nachhaltigkeit sollte heute Standard sein, kein Geschäftsmodell. Was meinen Sie damit genau?
Wir leben in einer Zeit, in der es aus Sicht der Konsumenten auf kurz oder lang zu einem «Do or Die» werden wird, ob man seine Leistung nachhaltig erstellt. Diese Entwicklung hat eine erdrutschartige Dynamik angenommen. Selbst Grosskonzerne wie Nestlé sehen sich mit der Frage nach Environmental Social Governance konfrontiert –und eben nicht mehr nur dem Marktwert. Diese Entwicklung wird alle und jeden erreichen.
Nachhaltigkeit ist für viele Betriebe ein Marketinginstrument. Hinter den Kulissen sieht es aber oft anders aus. Wie ist das bei Ihnen?
Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich bei uns durch alle Bereiche. Hier nur einige Beispiele: Seit dem ersten Tag unterstützen wir eine Werkstatt für Menschen mit Behinderungen, wir spenden einen Teil unserer Erlöse für Klima- und Artenschutzmassnahmen und wir setzen schon immer Ökostrom ein. In unserem Hotel in Münsingen/BE haben wir investitionsintensive Massnahmen zur Energieeinsparung umgesetzt. Der Verbrauch pro Übernachtung konnte so von über 14 auf 7 Cent gesenkt werden.
Ein Engagement, das sich bis ins kleinste Detail auswirkt?
Auf jeden Fall. So ist zum Beispiel der Nadelfilz, der in den Zimmern in Münsingen verlegt ist, aus 85 Prozent recyceltem Material. Zudem setzen wir auf USM-Möbel aus Münsingen, die für ihre Nachhaltigkeit und Langlebigkeit bekannt sind. Ebenfalls erhalten alle Mitarbeitenden Jobtickets für den öffentlichen Nahverkehr.
Gibt es Bereiche, in denen es noch Luft nach oben gibt?
Die gibt es immer. Derzeit zum Beispiel bei den Reinigungsmitteln oder der Anreise der Gäste. Nachhaltigkeit ist ein Prozess, kein Fragebogen zum Abhaken.
Wieso ist es wichtig, dass Hotelbetriebe bei der Nachhaltigkeit eine Vorreiterrolle übernehmen?
Das ist nicht nur für Hotelbetriebe wichtig, sondern für jedes Unternehmen in jeder Branche. Das Thema geht uns alle etwas an, und wir sollten in diesem Bereich alle unser Bestmögliches geben.
Wie bringt man das Engagement für mehr Nachhaltigkeit und ein knappes Budget unter einen Hut?
Die Fragestellung ist falsch – Nachhaltigkeit ist nicht teuer. Wenn man statt einem wöchentlich gemähten Rasen eine Blumenwiese wachsen lässt, dann spart das Geld. Wenn wir Energieverbraucher wie Minibars oder dauerbrennende Flurbeleuchtung austauschen, auch. Und wenn wir Gästen erklären, warum wir kein San Pellegrino für 13 Franken die Flasche anbieten, sondern Leitungswasser, dann kostet auch das nichts.
Das Thema Fachkräftemangel beherrscht die Branche. Wie begegnen Sie diesem?
Koncept Hotels hat sich als digitales und nachhaltiges Hotelunternehmen positioniert. Wir brauchen keine Vielzahl an nicht vorhandenen Fachkräften. Wir brauchen wenige. Die finden wir, weil wir schon immer remote arbeiten und benachteiligten Mitarbeitenden wie Menschen über sechzig oder mit Migrationshintergrund eine Chance geben. Dies kommunizieren wir, und auch unsere Gäste schätzen es .
(Interview Angela Hüppi)
Martin Stockburger ist gelernter Hotelfachmann und Betriebswirt. Er war in verschiedenen Positionen bei «Le Méridien» und Starwood Hotels tätig, bevor er zu Althoff Hotels wechselte. 2017 machte er sich selbständig und verfolgt seither mit Koncept Hotels die Vision einer nachhaltigen und digitalen Hotellerie. Das Unternehmen führt sechs Hotels in Deutschland und der Schweiz.