Sie war die erste Frau an der Spitze der Swiss Barkeeper Union. Jetzt hat sich Kathrin Leisi aus der Barszene zurückgezogen.
Als Kathrin Leisi vor gut 40 Jahren ihre Karriere hinter der Bar begann, war die Bar-Welt noch eine andere. Die Cocktails waren klassisch und Barkeeper waren innerhalb der Gastronomie respektierte Berufsleute, wie sie erzählt. «Cocktails haben mich schon früh fasziniert. Bis heute kreiere ich auch gerne Neues.»
Elf Jahre lang nahm sie regelmässig an Wettbewerben teil. «Dabei war ich manchmal auch etwas zu kreativ und bin auf die Nase gefallen», erzählt sie mit einem Schmunzeln. Einmal habe sie einen Glasrand mit Chili dekoriert, was bei den Juroren für eine ungewollt scharfe Überraschung sorgte. Oft lief es aber gut: «Bei einer anderen Competition habe ich mit Basilikum gemixt, was damals noch niemand gemacht hat – und war damit sehr erfolgreich.»
Am Schweizer Meistertitel war Kathrin Leisi ein paar Mal nah dran. Nachdem sie 2010 Präsidentin der Swiss Barkeeper Union wurde, gehörte es zu ihren Highlights, die Swiss Cocktail Championships auszurichten. «Ich bin stolz auf das Format, das wir hier in der Schweiz entwickelt haben», sagt sie. Einige Elemente habe gar die International Bartenders Association übernommen, welche die Weltmeisterschaft ausrichtet.
An einige Sieger-Cocktails erinnert sich Leisi, als wäre es gestern gewesen: «Es gibt Drinks, die kommen bei der Degustationsjury so gut an, dass sie in einer anderen Liga spielen.» Einmal habe es einen Teilnehmer gegeben, der auf der Bühne sehr unsauber gearbeitet habe. «Der Cocktail schmeckte dann aber so gut, dass er sich trotzdem den Sieg holte.»
In ihrer Karriere als Barkeeperin arbeitete Kathrin Leisi meist selbständig. Zuletzt führte sie die Bar Kate’s Triple C im Zürcher Unterland. Es gab Cocktails, Champagner und Zigarren. «Die gehören für mich einfach zur Bar dazu.» Leisi bezeichnet sich selbst als Verfechterin des klassischen Bartendings. Manchen Trends habe sie sich in ihren eigenen Bars einfach verweigert. «Bei mir gab es zum Beispiel nie Aperol Spritz.»
Die aktive Zeit als Barkeeperin ist nun aber vorbei. Grund ist die Coronakrise: Zu Beginn der Pandemie entschied sie, sich für ein paar Vorlesungen in Religionswissenschaft und Sozialanthropologie an der Universität Bern einzuschreiben. Weil es ihr so gut gefiel, blieb sie dabei. Und schreibt heute Analysen über Frauen hinter der Bar oder Cocktail-Geschichte.
«Der Beruf Barkeeper geniesst heute leider nicht das gleiche Ansehen wie früher», sagt sie. «Es bräuchte mutige Direktionen und Managements, die dem Beruf wieder einen Stellenwert geben.» Auch eine fundierte Zusatzausbildung sei wichtig. «Das bedeutet, dass man nicht ab Tag eins hinter der Bar steht und Cocktails mixt.» Kathrin Leisi will der Bar aber nicht ganz den Rücken kehren. «Ich kann mir gut vorstellen, ab und zu noch in Kursen mein Wissen weiterzugeben.» Eine Rückkehr als Barkeeperin schliesst sie aber für sich aus.
(Alice Guldimann)
Kathrin Leisi (60) ist in Deutschland aufgewachsen und hat dort das Abitur gemacht. Die ausgebildete Hotelfachfrau war seit 2010 Präsidentin der Swiss Barkeeper Union. Im April hat sie das Amt an ihren Nachfolger Hanspeter Ott übergeben.