Das Hotel Mandarin Oriental Palace Luzern hätte eigentlich 2020 wiedereröffnet werden sollen. Die Verzögerung um zwei Jahre hat vor allem einen Grund: kulturelle Unterschiede.
Das Wahrzeichen der Belle Époque, das seit 1906 im Herzen der Schweiz erstrahlt, feiert am 24. September dieses Jahres nach einer umfangreichen Renovation seine Wiedereröffnung. Fast drei Jahre nach der offiziellen Ankündigung. Dass die Renovation des Hauses, das sich seit 2012 im Besitz des Chinesen Yunfeng Gao befindet, viel mehr Zeit in Anspruch genommen hat, als ursprünglich geplant, hat mehrere Gründe.
Der Hauptgrund dürfte gewesen sein, dass so viele verschiedene Parteien aus unterschiedlichen Bereichen und Ländern an dem Projekt beteiligt waren. Hinzu kommt, dass grosse Teile des Gebäudes – innen wie aussen – unter Denkmalschutz stehen. Das machte es umso schwieriger, Änderungen umzusetzen. Darüber hinaus gab es während der Bauphase einen entscheiden-den Wechsel, wie Franziska Willers vom Architekturbüro Itten + Brechbühl AG aus Zürich sagt. Die Itten + Brechbühl AG zeichnete für die Gesamtleitung der Umbauarbeiten verantwortlich. Willers war selbst als stellvertretende Gesamtleiterin des Umbaus intensiv in den Prozess involviert.
«Die Bauherrschaft aus der Volksrepublik China hatte bereits während eines Jahres mit einer anderen Direktion geplant, dann kam die Mandarin Oriental Hotel Group dazu mit einigen neuen Anforderungen», sagt Willers. «Als die Gruppe ins Projekt eingestiegen war, wurden nebst der Ausstattung der Gästezimmer und des Layouts der meisten Frontbereiche, zum Beispiel auch die Planung der Küche, von ihren und unseren Fachplanern neu überarbeitet», führt Franziska Willers aus. Die Aufgabe von Itten + Brechbühl AG sei es gewesen, den neuen Anforderungen zu entsprechen und gleichzeitig den Bauprozess am Laufen zu halten. «Eine komplexe Aufgabe», resümiert Willers. Dies und die Vermittlung zwischen den vielen Parteien seien anspruchsvolle Herausforderungen gewesen.
Ähnlich sieht es auch Carolin Becker, Director of PR & Communications des Hotels Mandarin Oriental Palace Luzern. Es sei ganz natürlich, dass es bei einem Projekt dieser Grössenordnung auch mal zu Diskussionen komme. «Wichtig ist dabei nur eines: immer dasselbe Ziel zu verfolgen.»
Nebst dem Architekturbüro Itten + Brechbühl AG, das die Gesamtleitung innehatte, waren unter anderem auch noch die beiden Firmen Iwan Bühler Architekten aus Luzern sowie das Londoner Innenarchitekturbüro Jestico + Whiles am Umbau beteiligt. Iwan Bühler Architekten sind in Luzern stark verwurzelt und arbeiteten für das Projekt eng mit der Denkmalpflege zusammen.
Mit der Hotellerie in Berührung gekommen, ist die Firma Iwan Bühler Architekten unter anderem beim Umbau des Hotels Kempinski Palace in Engelberg/OW. Nun das Fünfsternehotel in Luzern umzubauen, sei ihm eine grosse Freude gewesen, sagt Iwan Bühler. «Doch ich hatte auch grossen Respekt dem historischen Bau gegenüber sowie der touristischen Bedeutung, die das Hotel für die Stadt Luzern und die Zentralschweiz in Zukunft einnehmen soll.» Ihm sei es wichtig gewesen, den Umbau zeitgenössisch anzugehen und trotzdem die Bausubstanz von 1906 respektvoll zu integrieren. Das war nicht immer leicht, räumt er ein. «Nicht alles, was über die letzten hundert Jahre an diesem Haus verändert wurde, ist gelungen.» So erwähnt er beispielsweise den Haupteingang, der mit dem immer grösseren Verkehrsaufkommen, von der Haldenstrasse hin zur Westseite verlegt werden musste. Das sei eine Veränderung gewesen, die überhaupt nicht der Idee des damaligen Architekten Heinrich Meili-Wapf entsprochen hätte. «Entsprechend war es eine grosse Herausforderung, dafür zu sorgen, dass sich die Gäste dennoch bereits bei der Ankunft orientieren können.»
Eine weitere Herausforderung bei diesem Projekt sei gewesen, allen Vorstellungen und Wünschen der Bauherrschaft und des Betreibers gerecht zu werden. Und die seien nicht immer leicht zu erfüllen gewesen. «Da sind uns manchmal schon kulturelle Unterschiede aufgefallen», so Bühler.
Iwan Bühler von Iwan Bühler Architekten, Luzern
Die Diskussionen hätten auch zu Verzögerungen geführt. Wobei – Verzögerung möchte er es nicht nennen. «Ein solcher Umbau ist ein ständiger Prozess, bei dem man sich immer wieder zurechtfinden muss.» So bestellte die Bauherrschaft etwa ursprünglich 108 Zimmer, heute sind es 136. Das bedeutete, dass Iwan Bühler Architekten umplanen mussten.
Hinzu sei gekommen, dass die Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekturbüro aus London nicht immer leicht gewesen sei. «Wir hatten andere Vorstellungen davon, wie man mit solch einem historischen Gebäude umgeht», sagt er. Iwan Bühler bewahrte, wo möglich, die ursprünglichen, noch vorhandenen Elemente im Haus und baute das Gebäude zeitgenössisch fertig, immer mit Respekt zum Bestand.
Die Innenarchitekten aus London hätten bei ihrem Konzept dem bestehenden Bau nur wenig Akzeptanz geschenkt, sagt er. «Die Situation, dass meist keine Ansprechperson aus London vor Ort war, machte es nicht einfacher. Letztlich haben wir uns darauf geeinigt, die Arbeit aufzuteilen.» Die Luzerner übernahmen den gesamten öffentlichen Raum, Jestico + Whiles, die Gestaltung der Hotelzimmer.
Jennifer de Vere-Hopkins war von Seiten Jestico + Whiles für das Projekt zuständig. Durch die eingeschränkte Reisemöglichkeit aufgrund der Pandemie seien sie gezwungen gewesen, in der Zusammenarbeit neue Wege zu gehen. «Etwa in Hinblick auf Auswahl und Prüfung der Materialien», so Jennifer Vere-Hopkins. Das Projektteam sei dennoch mehrfach nach Luzern gereist, um sich mit den Verantwortlichen vor Ort abzusprechen. «Das kann kein Call ersetzen», sagt sie. Trotz Widrigkeiten: Mit dem Resultat sind die Beteiligten zufrieden. «Das Warten hat sich gelohnt», so Iwan Bühler.
(Désirée Klarer)
Anne Cheseaux, welche Faktoren spielen für Investoren aus China eine entscheidende Rolle dabei, sich für oder gegen die Investition in ein Objekt zu entscheiden?
Anne Cheseaux: Im Grossen und Ganzen handelt es sich dabei um drei Faktoren. Zum einen sind da die privaten Gründe, die je nach Investor ganz unterschiedlich sein dürften. Zum anderen müssen die Objekte eine gute Rendite aufweisen und über einen hohen Bekanntheitsgrad verfügen. Dabei spielt natürlich auch der Standort eine wichtige Rolle.
Standort – gutes Stichwort. Woher kommt das Interesse, in Hotelobjekte in der Schweiz zu investieren?
Die Schweiz hat einen sehr guten Ruf. Es handelt sich dabei um ein stabiles, sicheres Land mit stabiler Währung, das tiefe Zinsen erlangt. Das wiederum hat zur Folge, dass Hotelbetriebe in der Schweiz ein gewisses Wertsteigerungspotenzial beinhalten. Vorausgesetzt natürlich, sie werden entsprechend geführt.
Inwieweit kann der Schweizer Tourismus Ihres Erachtens von den finanzstarken Chinesen profitieren?
Durch Investoren aus China ist die Umsetzung umfangreicher Investitionsprogramme möglich. Das Hotel Mandarin Oriental Palace in Luzern ist hierfür ein gutes Beispiel.
Stimmt. Herr Gao hat hier immerhin über 100 Millionen Franken investiert.
Über die Finanzstärke hinaus ermöglichen chinesische Investoren dem hiesigen Tourismus Zugang zu neuen Gästesegmenten. Weiter können sie in der Regel sehr gut mit Zahlen umgehen und planen auf lange Sicht.
Anne Cheseaux arbeitete in verschiedenen Bereichen der Wirtschaftsprüfung und des Finanzwesens, bevor sie Unternehmensberaterin wurde. Heute ist sie als solche für Finanzen und strategisches Management im Tourismus, Gastgewerbe und Gesundheitswesen tätig.
«Le Mirador Resort & Spa» / Chardonne/VD
Käufer: Hon Kwok Lung
Jahr: 2016
Summe: k. A.
«The Alpina Mountain Resort» / Tschiertschen/GR
Käufer: Teo Ah Khing
Jahr: 2015
Summe: k. A.
«Frutt Mountain Resort» / Kerns/OW
Käufer: First Swiss Hotel Collection (Yunfeng Gao)
Jahr: 2012
Summe: 51 Millionen
«Kempinski Palace Engelberg» / Engelberg/OW
Käufer: First Swiss Hotel Collection (Yunfeng Gao)
Jahr: 2015
Summe: 50 Millionen
«Mandarin Oriental Palace Luzern» / Luzern
Käufer: First Swiss Hotel Collection (Yunfeng Gao)
Jahr: 2012
Summe: 51 Millionen
Quelle: Pricewaterhouse Coopers, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.
Das Hotel verfügt über 136 Zimmer und Suiten sowie einen grossen Spa-Bereich. Ein Highlight nebst der fantastischen Lage ist sicherlich das breite kulinarische Angebot. Die ganztägig geöffnete «Mozern Bar & Brasserie» serviert eine Mischung aus asiatischer Küche, zeitlosen Klassikern und dem britischen Afternoon Tea. Die Küche des Terrassenrestaurants Quai 10 ist mediterran. Das «Colonnade» wiederum bietet moderne französische Haute Cuisine. Das «Mizūmi» steht für elegante japanische Küche – in einer intimen Atmosphäre mit nur sechs Sitzplätzen. «Colonnade» und «Mizūmi» werden aber erst im ersten Quartal 2023 eröffnet.