Die Gastkolumne – diese Woche von: Dorrit Türck, Leiterin Hiltl Akademie
Ob in der Kühltruhe im Supermarkt oder an der Metzgertheke – Fleischersatzprodukte wie Würste, Burger und Schnitzel sind gefragter denn je. Was auffällt: Die Produkte unterscheiden sich in Konsistenz, Geschmack und Farbe kaum von den fleischhaltigen Originalen. Doch wieso braucht es für Vegis und Veganer Fleischersatzprodukte, die wie Fleisch aussehen und schmecken – ist das nicht völlig widersprüchlich? Gründe, sich vegetarisch oder vegan zu ernähren, können die Gesundheit, Ethik, das Umweltbewusstsein oder die Religion sein. Es ist also möglich, dass Vegis und Veganer den Geschmack eines Burgers oder einer Wurst gerne mögen, weshalb Fleischimitate durchaus ihre Berechtigung haben.
Die Frage sollte demzufolge nicht sein, weshalb sie diese Produkte essen, sondern weshalb andere sie nicht auch essen, sofern sie ethisch und ökologisch einwandfrei und nicht industriell hochverarbeitet sind. Hinzu kommt der soziale Aspekt; so möchte man etwa bei einem Grillfest gemeinsam mit den Freunden einen Cervelat geniessen – unabhängig davon, was in der Hülle steckt. Gemeinsames Essen ist sehr emotional, wenn nicht vielleicht die schönste Hauptsache der Welt. Vor allem, weil Geschmacks- und Geruchssinn direkt mit unserem Erinnerungszentrum verbunden sind. So geniessen wir gerne einen Hackbraten aus Sojahack, weil er uns an jenen von Grosi erinnert – und dies nicht nur als Vegetarier oder Veganer. 90 Prozent unserer Gäste sind Flexitarier, und vor allem bei denen sind die Interpretationen von Schweizer Fleisch- und Fischklassikern sehr beliebt. Könnte es sein, dass sie einfach fein schmecken?