Im Winter herrschte im Städtchen Murten lange tote Hose. Dank verschiedener Lichtkonzepte hat sich das komplett geändert.
Bis zu 90 000 Besucherinnen und Besucher in zwölf Tagen – das ist das beeindruckende Fazit es Licht-Festivals in Murten/FR, das seit 2016 jeden Januar stattfindet. Das Festival ist aber längst nicht mehr der einzige Anlass rund um das Thema Lichtkunst, welcher das Städtchen im Winter zum Besuchermagnet macht.
«Von Frühling bis Herbst war Murten jeweils ausgebucht, aber im Winter kamen nur wenige Besucher», sagt Simon Neuhaus, stellvertretender Geschäftsleiter von Murten Tourismus. So begann man 2013, sich Gedanken über die Belebung der Wintersaison zu machen. Inspiration lieferte das Lichterfest in Lyon (FR): «Wir dachten uns: Das können wir auch.» Erklärtes Ziel: Murten soll zur Hauptstadt des Lichts werden.
Dafür brauchte es allerdings weitere Anlässe rund um das Licht-Festival. 2021 folgte der Rundgang Circuit Secret, den es in Porrentruy/JU bereits seit 2014 gibt. Die Teilnehmenden entdecken an sechs Stationen in der Altstadt geheime Räume, die von verschiedenen Künstlern mit Lichtinstallationen bespielt werden. Auch dieses Projekt ist ein Erfolg: 14 000 Menschen buchten das Erlebnis in den ersten zwei Jahren von Oktober bis Ende Mai. Künftig soll die Aktivität daher auch im Sommer angeboten werden.
Dieses Jahr kommt in Murten eine neue Attraktion hinzu: Die kulinarische Reise «Dine & Light». 2021 war «Le Petit Chef» im Hotel Bad Murtensee zu Gast – ein Konzept, welches Fine Dining mit Lichtkunst verbindet. «Das war cool, aber als Franchise war uns die Veranstaltung zu wenig lokal und auf Murten zugeschnitten», so Simon Neuhaus. Man war überzeugt: Mit dem eigenen Know-how lässt sich etwas auf die Beine stellen, das besser zu Murten passt. Für die künstlerische Komponente wurde Alexis Gabirot engagiert, der auch beim Licht-Festival seit Beginn vertreten ist. Mario Herr, Küchenchef im Hotel Bad Murtensee, hat gemeinsam mit seinem Küchenteam passend zur Lichtreise durch die Elemente Erde, Wasser, Feuer und Luft ein passendes Menü erarbeitet: «Das war eine grosse Herausforderung, aber es hat sehr viel Spass gemacht.» Insbesondere für die drei Lernenden sei das Projekt eine Bereicherung gewesen, so Hoteldirektor Peter Sperner: «Sie durften sich kreativ ausleben und unsere lokalen Produkte auf Fine-Dining-Niveau in Szene setzen.»
Entstanden ist eine faszinierende Reise, in der die Gäste so einiges erleben. Insgesamt 15 Beamer an der Decke und den Wänden entführen die Gäste und das Städtchen Murten in andere Welten. Dazu gibt es in fünf Gängen passende regionale Kreationen auf dem Teller. So etwa zum ersten Element Erde einen «Wintergarten»: Ein Gericht aus regionalem Gemüse wie Erbsen, Karotte, Pastinake, Kürbis, Rande und Federkohl, dazu gibt es Buchweizen. Zum Element Wasser wird hausgeräucherter Saibling aus dem Neuenburgersee gereicht und zum Thema Luft modern interpretierte Poire à Botzi, die bekannte Büschelibirne aus der Region Freiburg. Zu trinken gibt es wahlweise Wein aus Italien oder vom Vully/FR.
Die Zutaten sind da, um auch aus dem dritten grossen Lichtprojekt in Murten einen vollen Erfolg zu machen. Bisher fährt man mit der Belebung des Wintertourismus auf jeden Fall gut: Die Logiernächte im Januar sind seit dem Start des Licht-Festivals um 126 Prozent gestiegen.
(Angela Hüppi)