Der Philosoph Richard David Precht sprach in Zürich über das Verhältnis zwischen Mensch und Tier. Mit überraschendem Ende.
Bereits im Buch «Noahs Erbe», das 1997 erschien, ging der Philosoph, Publizist und Bestseller-Autor Richard David Precht auf die Tiere ein. Im Rahmen eines Vortrages für den Efficiency-Club im April sprach der redegewandte Deutsche über sein neuestes Buch «Tiere denken – vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen». Als Beispiel, wie intelligent und feinfühlig Tiere sein können, sprach er über die Krake. «Wussten Sie, dass diese über neun Gehirne, drei Herzen sowie drei Geschlechtsorgane verfügt, wobei zwei davon der Stimulation dienen?»
Während sich die Menschen in den vergangenen Jahrzehnten von den Tieren entfremdet haben, wächst heute die Sensibilität und Gerechtigkeit ihnen gegenüber wieder. Jeder zehnte Deutsche esse aus diesen Gründen kein Fleisch. «Tiere zu essen, wird je länger desto mehr rechtfertigungspflichtig.»
Der Fleischkonsum werde sich weiter verändern. «Wir müssen auch aus ökologischen Gründen Ersatzprodukte dafür finden.» Denn 60 Prozent der Fläche der Erde wird für die Tierhaltung und die Fütterung der Tiere benötigt. Die Metanausscheidung der Rinder sei der grösste Faktor der Verseuchung von Meeren und Luft. «Und wenn dann die neuen, reichen 300 Millionen Chinesen auch noch Fleisch essen wollen, droht der ökologische Kollaps», so der streitbare 53-Jährige.
Als eine Lösung nennt er neben Algen, Insekten und Fleischersatzprodukten In-vitro-Fleisch. Für dessen Herstellung wird aus Zellen mit Hilfe von Fett im Labor Fleisch gezüchtet. Er ist sich sicher, dass teure Restaurants in fünf Jahren Burger aus diesem Fleisch verkaufen werden. «In Holland und Israel sagen sie, dass In-vitro-Fleisch in fünf Jahren massentauglich wird. Dieses Produkt kann plötzlich ganz schnell kommen.» Er rief die Anwesenden dazu auf, jetzt zu handeln: «Wir sollten heute über die Herstellung dieses Fleischersatzproduktes nachdenken. Auch politisch. Sonst patentieren die Grossen dieses Vorgehen.»
Weil eine Welt ohne Tiere jedoch eine sehr arme Welt wäre, schlägt der deutsche Philosoph vor, sie zur Landschaftspflege einzusetzen.
(Sarah Siedler)