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Essen wir bald Bienen?

Insekten könnten einen wichtigen Beitrag zur weltweiten Ernährungssicherheit leisten. Warum sie auch für die Diätküche attraktiv sind, erklären Experten an der skv-Fachtagung.

Verarbeitete Produkte erleichtern den Einstieg: hier die Insect Balls von Essento mit Mehlwürmern. (Bild: Tina Sturzenegger)

So manchen ekelt es, wenn er Grillen, Heuschrecken oder Mehlwürmer auf seinem Teller sieht. Dabei könnten Insekten das Superfood der Zukunft sein. «Insekten enthalten wichtige Mineralstoffe, Vitamine wie B und B12, Proteine und ungesättigte Fettsäuren», erklärt Melchior Füglistaller von Essento. Die Firma entwickelt und vertreibt Insekten-Produkte in der Schweiz. «Zudem sind Insekten verglichen mit der konventionellen Fleischproduktion viel ressourcenschonender in der Produktion. Dadurch eignen sich Insekten perfekt als Nahrungsergänzung in der Diätküche», so Füglistaller. Diverse Studien würden auf die positiven Auswirkungen von Insektenkonsum auf den menschlichen Körper aufmerksam machen. 

Grundsätzlich können Insekten auf vielfältigste Weise in der Küche eingesetzt werden – vom Apéro bis zum Dessert. In der Diätküche braucht es gemäss Melchior Füglistaller allerdings einen Grundsatzentscheid: Bietet man ganze, unverarbeitete Insekten an oder verarbeitete? «Diese Entscheidung sollte man von den Gästen abhängig machen.» Der Einstieg falle den meisten Menschen über verarbeitete Lebensmittel viel leichter. So können etwa Gerichte mit Grillenmehl einfach mit wertvollen Nährstoffen angereichert werden. 

Die Schweiz als Vorreiterin

Ob sich Insekten in der Schweiz als Nahrungsmittel durchsetzen, wird die Zeit zeigen. Vorerst werden sie ein Nischenprodukt für Gesundheits- und Umweltbewusste bleiben, ist Paul van Tomme überzeugt. Er startete und leitete das Insektenprogramm bei der Welternährungsorganisation FAO bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2016. Global gesehen könnten Insekten eine wichtige Rolle für die Ernährungssicherheit spielen. «Insekten als Nahrungsmittel und Tierfutter haben einen viel geringeren ökologischen Fussabdruck als konventionelle Massentierhaltung und können einen Teil unseres Bedarfs an tierischem Eiweiss abdecken», so van Tomme. Die Schweiz könne eine Vorreiterrolle übernehmen, um Insekten auch im Speiseplan der westlichen Industriestaaten zu etablieren.

Derzeit sind in der Schweiz erst drei Insektenarten als Nahrungsmittel zugelassen. Jürg Grunder von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW will dies ändern. So würde sich etwa die Bienendrohne gut eignen: «Ein Grossteil der Imker in der Schweiz vernichtet regelmässig Drohnenlarven, um die Varroamilbe zu bekämpfen. Was bei uns ein Abfallprodukt ist, gilt in Japan als absolute Delikatesse.» Auch Arten, die sich von Holz ernähren, würden sich zur Züchtung eignen, etwa der Rosenkäfer oder weitere Arten des Nashornkäfers. 

Bis es so weit ist, wird es einige Jahre Forschung benötigen. Doch Grunder ist überzeugt, dass die Schweiz einen wichtigen Beitrag leisten kann: «Wir können das Know-how erarbeiten, wie Insekten am besten gezüchtet und verarbeitet werden. Wenn Insekten sich in der Schweiz als Nahrungsmittel etablieren, setzt das ein Zeichen für die ganze Welt.»

(Angela Hüppi)


skv-Fachtagung

«Kochen im Wandel. Diätetische Produkte der Zukunft»
Freitag, 9. März, Hotel Seedamm Plaza, Pfäffikon/SZ 
Sprache: Deutsch mit französischer Übersetzung
Tagungskosten: 90 Franken für HGU-Mitglieder und Ausbildner von Diätkoch-Lernenden; 160 Franken für Nichtmitglieder; für Diätkoch-Lernende ist der Anlass kostenlos.
Anmeldung und Programm unter www.hotelgastrounion.ch/skv

Mehr Informationen unter: www.fao.org und www.essento.ch 

Presenting Partner: Pistor