Auf die richtige Wortwahl kommt es an, auch bei Stellenanzeigen. Wer genderneutral formuliert, erhält bis zu 42 Prozent mehr Bewerbungen.
Welche Wirkung hat geschlechtsspezifische oder geschlechtsneutrale Sprache? Diverse Studien beschäftigen sich mit dieser Frage. Darunter auch eine aus Schweden. Dort gibt es neben den Personalpronomen er (han) und sie (hon) seit 2015 ganz offiziell auch das geschlechtsneutrale Pronomen «hen». Damit werden Menschen beschrieben, die sich nicht den Begriffen weiblich oder männlich zuordnen lassen.
Für Arbeitgeber, die eine Stelle zu besetzen haben, sei dieses kleine, geschlechtsneutrale Wörtchen Gold wert. Die Studie zeigt, dass genderneutrale Formulierungen in Stelleninseraten zu bis zu 42 Prozent mehr Bewerbungen führen. Im Hinblick auf den Fachkräftemangel ist dies ein Wert, der es durchaus rechtfertigt, sich intensiver mit der richtigen Wortwahl zu beschäftigen. Auch wenn es in der deutschen Sprache das Zauberwörtchen «hen» nicht gibt, haben wir Möglichkeiten, frauenfreundlich respektive geschlechtsneutraler zu formulieren.
In der männlichen Bezeichnung die weiblichen Berufsleute einfach mitzumeinen, ist keine gute Lösung. Wie Studien belegen, fühlen sich Frauen bei Bezeichnungen, die nur männlich formuliert sind, nicht automatisch angesprochen. Männer tun dies im umgekehrten Fall übrigens auch nicht.
Das Einfachste, um möglichst viele Menschen anzusprechen, ist, immer die weibliche und männliche Form einer Bezeichnung zu nennen. Also Koch und Köchin, Serviceangestellte und Serviceangestellter oder Réceptionist und Réceptionistin schreiben.
Sprachlich schwieriger ist es zudem, Menschen, die sich nicht ausschliesslich als männlich oder weiblich definieren, anzusprechen. In der geschriebenen Sprache wird versucht, mit der so genannten Gender-Gap oder dem Gender-Sternchen zu arbeiten. Hoteldirektor_in und Barkeeper*in schliessen geschlechtsneutral alle Menschen dieser Berufsgruppe ein.
Diese Schreibvarianten werden es im Alltag allerdings schwer haben, sich breitflächig durchzusetzen. Der Grund: Sie sind nicht gut auszusprechen und der Unterschied ist kaum zu hören.
Verständlicher und damit besser wäre es, die Bezeichnungen umzuformulieren. Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden zu Teilnehmenden. Fachmänner und -frauen zu Fachleuten.
Immer die weibliche und männliche Form zu verwenden, macht Texte oft unnötig kompliziert. Das lässt sich zwar nicht immer vermeiden, aber es gibt Tricks, um Texte leichter verständlich und doch genderneutral zu formulieren. So kann man Worte wie jeder/jede, jedermann/jedefrau ganz einfach durch alle ersetzen. Zudem hilft es, die direkte Anrede zu verwenden. «Sie suchen ...» oder «Ihre Aufgaben umfassen ...» sind Beispiele dafür.
Leitfäden für eine genderneutrale Sprache gibt es viele. Sie können im Internet gratis heruntergeladen werden. So etwa «Geschlechtergerechte Sprache» bei der Bundeskanzlei (www.bk.admin.ch) oder «Leitfaden zur sprachlichen Gleichbehandlung von Frau und Mann» bei der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (www.zhaw.ch). Eine Liste neutraler Wörter und Redewendungen bietet die Webseite geschicktgendern.de.
(Riccarda Frei)