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«Die Beleuchtung ist wichtiger geworden»

Menschen und Objekte mit Licht in Szene setzen sowie Räume wirken lassen: für Lichtdesigner Ramon Martin ein Kinderspiel. Die Gastronomie bildet dabei keine Ausnahme.

Ramon Martin schloss die Ausbildung zum Lichtdesigner 2011 ab. (ZVG)

Ramon Martin, früher nannte man es schlicht Beleuchtung, heute spricht man vermehrt von Lichtdesign. Hat sich das Bewusstsein in der Bevölkerung für den Einfluss von Licht verstärkt?
Ja, durchaus. Vor allem in den letzten zehn Jahren. Nicht zuletzt wegen der LEDs hat das Thema Beleuchtung insgesamt an Bedeutung gewonnen und damit den Leuten das Gebiet des Lichtdesigns ebenfalls ein wenig nähergebracht. Sie reagieren teilweise auch sensibler auf die Thematik, aber es ist immer noch ein grosses Potenzial vorhanden.

Welchen Stellenwert hat Lichtdesign Ihrer Ansicht nach in der Gastronomie?
Einen von entscheidender Bedeutung. Mit dem richtigen Licht kann man das Gestaltungskonzept des Raums besonders hervorheben und inszenieren. Also zum Beispiel Farben und Materialien lebendig wirken lassen, Kontraste schaffen und Emotionen wecken.

Sind sich Gastronominnen dieser Kraft bewusst?
Der bewusste Umgang mit Licht und dessen Auswirkung auf Mensch und Raum fehlt in Bezug auf Gastronomieprojekte oftmals. Wir Lichtdesigner sind dazu da, den Menschen den Mehrwert des Lichts näherzubringen. 

Ist heutzutage dank der LEDs im Bereich der Beleuchtung mehr Kreativität im Spiel?
Mit LEDs ist man in der Gestaltung viel freier als früher, als es nur Fluoreszenz-Röhren und Wärmestrahler gab. Auch die LED-Leuchten selbst haben sich weiterentwickelt. Die Form einer Leuchte kann filigraner und kleiner ausfallen, und trotzdem hat man am Ende das gewünschte Licht. Hinzu kommt, dass Architekten für besondere Lichtlösungen zugänglicher geworden sind.

Können Gastronomen mit der richtigen Beleuchtung auch tricksen, etwa in Hinblick auf die Wahrnehmung der Gäste bezüglich der Grösse der Tische oder des Abstands dazwischen?
Wenn man beispielsweise einen grossen, langen Tisch hat, an dem die Gäste mehr oder weniger direkt nebeneinander sitzen, dann hilft es, diesen punktuell zu beleuchten. Dadurch wird die Nähe zu den anderen Gästen nicht mehr so stark wahrgenommen. Ähnlich verhält es sich bei geringen Abständen zwischen den Tischen. In dieser Situation kann man die einzelnen Tische zum Beispiel mit Pendellampen beleuchten.

«Punktuelle Beleuchtung kann helfen, die Tischabstände in den Hintergrund treten zu lassen.»


Und was hilft bei einem grösseren, vollen Raum?
Falls die Einrichtung als zu voll wahrgenommen wird, ist ein von der Einrichtung unabhängiges und verspieltes Licht eine mögliche Lösung. Ein guter Ansatz wäre auch, die Raumgestaltung selbst in den Vordergrund zu stellen, mit Licht zu inszenieren und zu betonen. In sehr grossen Räumen in der Gastronomie ist es wichtig, zusätzlich auf Lichtakzente zu achten. Sie sollten warm und anziehend wirken. So entsteht trotz Raumdimension für den Gast ein Wohlbefinden.

Wie kommt es, dass gerade Bars häufig zu stark beleuchtet sind, obwohl mittlerweile jede und jeder wissen dürfte, dass schummriges Licht für mehr Wohlbehagen sorgt?
Was wir häufig erleben, ist, dass sich Kunden die Beleuchtungslösung nur tagsüber anschauen. Wenn diese auf die Nacht hin nicht angepasst wird, ist die Beleuchtung dann viel zu hell. Das erleben wir oft auch bei Aussenbeleuchtungen. Es wird nicht daran gedacht, dass sich das natürliche Licht im Tagesverlauf verändert.

Gibt es Grundsätze, an die sich Gastronominnen und Gastronomen bei der Lichtgestaltung halten können?
Das Bild vom Menschen, der am Feuer sitzt. Das ist so das Urbild, wann sich der Mensch wohlfühlt. In der Umsetzung ist es oft ein punktuelles und warmes Licht. Die kühlere und flächigere Beleuchtung wiederum ist selten eine gute Wahl, ausser vielleicht in Mensen, wo die Beleuchtung funktionaler sein kann. Aber eine Mensa steht auch stärker im Kontext der Arbeit. Ins Restaurant geht man, um zu geniessen.

Was ist die grösste Herausforderung bei der Lichtgestaltung in der Gastronomie?
In einem Restaurant begibt sich der Gast in die Welt der Erholung und Intimität. Doch diese Welt bedeutet für jeden Betreiber und jeden Gast etwas anderes. Es sind viele verschiedene Menschen, die sich wohlfühlen sollen. Diesem Anspruch gerecht zu werden und diesen zudem mit den Anforderungen des Projektes in Einklang zu bringen, das ist die Herausforderung.

(Interview Désirée Klarer)


Zur Person

Ramon Martin ist gelernter Elektromonteur und Elektroplaner mit Weiterbildung in Projektmanagement, Lichtdesign und Innenarchitektur. 2020 stiess er als Senior-Projektleiter zur Matí Lichtgestaltung AG mit Sitz in Adliswil/ZH. Seit November dieses Jahres ist er Teil der Geschäftsleitung.

www.mati.ch