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«Unfälle können teuer werden»

Wie wichtig Arbeitssicherheit ist, lernt man heute schon in der Ausbildung. Doch was tun, wenn der Arbeitgeber nicht mitspielt? Experte Manfred Remele gibt Tipps.

  • Die meisten Unfälle passieren in der Küche. (Unsplash)
  • Manfred Remele ist Spezialist für Arbeitssicherheit. Er rät, bei gutem, rutschfestem Schuhwerk nicht zu sparen.

Manfred Remele, welche Unfälle und Verletzungen sind in der Gastronomie und Hotellerie am häufigsten?
Am häufigsten kommt es zu Schnittverletzungen oder Sturzunfällen. Besonders gefährdet sind all jene, welche Tätigkeiten in der Küche ausführen.

Oft führen Zeitdruck und enge Platzverhältnisse zu Unfällen. Diese Verhältnisse lassen sich kaum ändern – wie kann man Unfällen trotzdem vorbeugen?
Wichtig ist das Einhalten des Artikels sechs in der Verordnung über die Unfallverhütung. Dieser besagt, dass Mitarbeitende vor Aufnahme der Tätigkeit und auch danach immer wieder in regelmässigen Abständen geschult werden. Zudem ist die Vorbildfunktion der Vorgesetzten von entscheidender Bedeutung.

Dass es in der Küche eng, stressig und heiss ist, weiss man. Gibt es andere gefährliche Bereiche, welche gerne vergessen gehen?
Oft wird der Umgang mit Gefahrstoffen, wie sie beispielsweise in Reinigungsmitteln vorkommen, unterschätzt. Die Mitarbeitenden sind sich nicht immer bewusst, wie gefährlich diese tatsächlich sein können.

Welche Rolle spielt die Kleidung für die Arbeitssicherheit?
Besonders wichtig sind rutschfeste Schuhe. Hier wird oftmals am falschen Ort gespart. In Fachgeschäften können gute Schuhe zu vernünftigen Preisen bezogen werden.

Unfallverhütung beginnt bereits in der Ausbildung. Welchen Platz nimmt sie dort ein?
Für jeden Beruf in der Grundbildung gibt es einen Anhang zum Bildungsplan, in welchem das Vorgehen aufgezeigt wird, sowohl in der Schule wie auch im Betrieb. Im berufskundlichen Unterricht wird das Thema theoretisch vermittelt, die Praxis wird in den überbetrieblichen Kursen nähergebracht.

Wie sind die Rückmeldungen der Lernenden, werden die Sicherheitsvorschriften in den Betrieben eingehalten?
Die Rückmeldungen sind unterschiedlich. In vielen Unternehmen werden die Vorschriften sehr gut umgesetzt. Einige stellen sogar Schuhwerk zur Verfügung.

Wo besteht am meisten Handlungsbedarf?
In vielen Betrieben stehen verantwortliche Personen wie Abteilungsleiter, die oft auch mit der Ausbildung beauftragt werden, unter Zeit- und Kostendruck. Da bleibt das Thema Arbeitssicherheit gerne auf der Strecke. «Damit wird kein Geld verdient», denken viele. Dabei ist erwiesen, dass Arbeitsunfälle teils hohe Kosten nach sich ziehen können. Diese Sensibilisierung muss gefördert werden.

Wie viel Einfluss können Mitarbeitende überhaupt auf die Unfallgefahr an ihrem Arbeitsplatz nehmen?
Ohne pauschalisieren zu wollen, gilt generell: je grösser die Unternehmung, desto mehr Gehör wird den Mitarbeitenden geschenkt. Wenn ein Unfall durch Versäumnisse an die Öffentlichkeit käme, wäre der Imageverlust gross.

Wie sollen Mitarbeitende vorgehen, wenn sie Mängel entdecken?
Auf alle Fälle melden und dranbleiben. Das heisst, immer wieder nachfragen, was getan wird. Die Vorgänge bei Bedarf auch gerne dokumentieren. Heute ist das dank Smartphones kein grosser Aufwand mehr.

Wie kann man sich wehren, wenn der Arbeitgeber Mängel nicht beheben will?
Das ist leider schwierig. Viele Mitarbeitende fürchten um ihre Stelle, wenn sie etwas sagen. Ich empfehle, sich mit Kolleginnen und Kollegen zusammenzutun und den Mangel mit sachlichen Begründungen immer wieder anzusprechen.

(Interview Angela Hüppi)


Zur Person

Manfred Remele ist Fach­lehrer für Systemgastronomie bei der Hotel & Gastro Formation und Spezialist für das Thema Arbeitssicherheit.


Informationen

www.suva.ch