Anforderungen an die Geflügelhaltung sind streng. Als Folge ist die Fleischqualität sehr hoch. Das macht Schweizer Poulets sehr beliebt.
In der Schweiz werden pro Jahr mehr als 130 000 Tonnen Geflügelfleisch konsumiert. Dies entspricht etwa 15 Kilogramm pro Kopf der Bevölkerung. Zwei Drittel stammen aus heimischer Produktion, ein Drittel wird importiert. Gemäss dem Bericht «Der Fleischmarkt im Überblick 2023» von Proviande befanden sich unter den Importen, mit einem Anteil von 32 340 Tonnen, vor allem Pouletbrüste. Andere Stücke und ganze Poulets spielten mit 5512 respektive 1524 Tonnen eine untergeordnete Rolle. Der grösste Teil importierten Geflügelfleischs wird aus Brasilien, Ungarn, Frankreich und Deutschland bezogen.
Seit 1981 das erste Schweizer Tierschutzgesetz in Kraft trat – das strengste weltweit –, hat sich in Bezug auf das Tierwohl sehr viel getan. So konnten durch Fortschritte in der Haltung die Tiergesundheit verbessert und der Antibiotikaeinsatz reduziert werden.
Der Minimalstandard nach Schweizer Gesetzgebung verlangt Bodenhaltung mit Einstreu, so dass die Tiere scharren und picken können. Dabei dürfen entsprechend der Mastdauer von 28 bis über 43 Tage höchsten 18 000 bis 27 000 Tiere pro Betrieb gehalten werden. Mehr als die Hälfte der Betriebe halten zwischen 2000 und 12 000 Tiere. Weitere 45 Prozent sind Grossbetriebe mit über 12 000 Tieren.
Die Tiere benötigen einen einfachen Zugang zu Futter, das je nach Rasse aus unterschiedlichen Teilen Weizen, Mais und Sojaschrot zusammengestellt ist, und Wasser. Zudem schreibt das Gesetz erhöhte Sitzgelegenheiten sowie genügend Frischluft vor. Dies jedoch ohne Durchzug. Programme wie die besonders tierfreundliche Stallhaltung BTS verlangen Auslauf in einem gedeckten Aussenklimabereich. RAUS steht für regelmässigen Auslauf im Freien und auf grünen Weiden.
Für die Bioproduktion werden die Tiere in kleinen Herdeneinheiten und mobilen Ställen gehalten. Es wird Biofutter verfüttert und der gesamte Betrieb muss Bio-anerkannt sein.
In der Geflügelzucht kommen vor allem Hybriden zum Einsatz. «Die einen werden für das Eierlegen gezüchtet. Andere wie die JA, die Ross oder Hubbard kommen bei der Mast zum Einsatz», sagt Corinne Gygax, Leiterin Geschäftsstelle der Schweizer Geflügelproduzenten SGP. «Zudem gibt es Hybriden, die sich ganz besonders für die Bio- und Freilandhaltung eignen.» Für die Rückverfolgbarkeit ist es ein Plus, dass alle Küken der Masthybriden ausschliesslich in Schweizer Brütereien schlüpfen.
Die SGP zählen 1160 Mitglieder. «Für unseren Verband und somit den Grossteil der Schweizer Geflügelproduktion spielen alte Rassen eine untergeordnete Rolle. Es gibt aber Produzenten, die mit der Aufzucht spezieller Rassen erfolgreich sind», so Corinne Gygax. Ein Beispiel sind die Brüder Geisser aus Mörschwil/SG. Sie halten neben Alpstein-Poulets auch Gauloise-Hühner, die sie unter der Bezeichnung Ribelmais-Poularden vermarkten. Ein weiteres Beispiel ist Emmanuel Haar, der in Epagny/FR Nackthalshühner zu Poulets de La Gruyère aufzieht. Die Produkte beider Produzenten geniessen in der Gastronomie grosses Ansehen.
Schweizer Pouletfleisch liefert hochwertige Proteine, Mineralstoffe und Vitamine. Auf der Karkasse gebraten, mit knuspriger Haut und saftigem Fleisch, besitzen Poulets einen intensiven Eigengeschmack. Diese Zubereitungsart sicherte Axel Boesen den Sieg beim Kochwettbewerb «La Cuisine des Jeunes 2024». Die Rezepte der fünf Finalistinnen und Finalisten zum Motto «Chicken wins» gibts auf lcdj.ch.
Ohne Haut gekaufte Pouletbrüste sind eher neutral im Geschmack und verlangen nach einer würzigen Zubereitung. Auf ihrer Website stellt «Schweizer Fleisch» zahlreiche Rezepte zur Verfügung. Dort finden sich auch Zubereitungen für Suppenhühner. Zwar ist das Fleisch älterer Legehennen weniger beliebt als das von Poulets, doch es ist genauso wertvoll.
(Gabriel Tinguely)