Rund 20 Prozent der hiesigen Bevölkerung ist temporär oder permanent auf eine barrierefreie Umgebung angewiesen – ein grosses Gästepotenzial.
Roland Bigler sitzt im Rollstuhl. Er ist bei Globetrotter für barrierefreie Reisen verantwortlich. An barrierefreien Tourismusangeboten haftet oft Krankenhausduft. Gäste, die auf solche Angebote angewiesen sind, möchten jedoch wie alle anderen Gäste behandelt werden. Bigler ist der Ansicht, dass in einem Hotel, das neu gebaut wird, mindestens zehn Prozent der Zimmer barrierefrei sein müssten. Es sei auch nicht verboten, diese Zimmer stilvoll einzurichten und so zu gestalten, dass sie an Menschen mit und ohne Behinderungen vermietet werden können. «Das Argument, solche Zimmer seien nicht rentabel, gilt also nicht.» Gut fände er auch, wenn man auf der Homepage sehen würde, ob der Betrieb barrierefreie Zimmer anbietet. «Und wenn noch Bilder des Zimmers und vom Bad vorhanden sind, wäre das optimal.» Hotels, die Menschen begrüssen können, die im Rollstuhl sitzen, gebe es zwar in der Schweiz, aber oft müsse man länger danach suchen.
Eigentlich brauche es gar nicht so viel, um ein Zimmer barrierefrei einzurichten. Die Türen müssten breit genug sein und die Zimmer eine Grösse vorweisen, in denen man sich mit dem Rollstuhl drehen könne. «Wichtig ist auch ein Lavabo, das man unterfahren kann und eine Dusche ohne Absatz», gibt Bigler zu bedenken. Aber auf die teuren Spiegel, die man kippen kann, könne man getrost verzichten. «Einen Spiegel, der bis zum Boden reicht, würden auch Gäste, die nicht im Rollstuhl sitzen, schätzen.»
Hotels, die daran interessiert sind, Zimmer für besondere Bedürfnisse einzurichten, erhalten bei Procap Unterstützung – dem Verband für Menschen mit Behinderung. Die Institution berät Tourismusanbieter bei Bauvorhaben oder führt Beratungen in Tourismusfachschulen durch.
Da in der Schweiz immer mehr Menschen unter Allergien leiden, sind die Tourismusanbieter auch diesbezüglich gefordert. Service Allergie Suisse berät Beherbergungsbetriebe und die Gastronomie, worauf sie bei Allergiebetroffenen achten sollten. «Wir bieten auch Zertifizierungen an, nur hat noch kein Hotel davon Gebrauch gemacht», weiss Beatrice Zobrist von Service Allergie Suisse. Viele würden mit dem Label den Begriff Krank verbinden. Und diese Assoziation wollen sie vermeiden.
«Wenn Betroffene bei den Hotels anfragen, können die meisten auf diese Bedürfnisse eingehen», ist Zobrist überzeugt. Natürlich sei es nicht möglich, einen ganzen Betrieb anzupassen, aber beispielsweise bei Hausstaubmilben- oder Pollenallergien reichen oft die richtigen Bodenbeläge und Bettwäsche sowie Pollenfilter an den Fenstern.
(Daniela Oegerli)
Hotels, die sich überprüfen lassen möchten, können sich bei der Schweizer Hoteldatenbank anmelden. Die Prüfungen werden durch Auditoren von Hotelleriesuisse oder der Stiftung Claire & George durchgeführt. Eine Hotelprüfung ist sechs Jahre gültig. Service Allergie Suisse berät Betriebe in allen Fragen zu allergiebetroffenen Gästen.
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