Gute Mitarbeitende finden und binden: Wer dieses Ziel verfolgt, kommt an Employer Branding nicht vorbei.
Selten war ein Thema gleichzeitig so alt, dass es einen fast langweilt, und zugleich so aktuell, dass man trotzdem aufhorcht, wenn sich andere darüber unterhalten, wie der Fachkräftemangel im Gastgewerbe. Wobei der Begriff Mitarbeitermangel es eigentlich besser träfe. Für viele Betriebe ist es schwierig, überhaupt Mitarbeitende zu finden. Im Vorteil sind jene, die nebst der aktiven Suche fortlaufend etwas dafür tun, sich als attraktiven Arbeitgeber im Markt zu positionieren.
Die Massnahmen, die zu diesem Ziel führen, können unter dem Begriff Employer Branding zusammengefasst werden. Employer Branding bedeutet auf Deutsch übersetzt in etwa so viel wie Arbeitgebermarkenbildung, wobei die Marke nicht nur für neue Mitarbeitende attraktiv sein sollte.
Die Thematik findet in der Branche mehr Beachtung als noch vor der Pandemie, weiss Lisa Boje von der Beratungs- und Kommunikationsagentur Die Hotelharmonisierer mit Sitz in Ramlinsburg/BL. «Anfragen wie: ‹Was genau ist Employer Branding?› oder ‹Wie binde ich meine Mitarbeiter besser, so dass sie nicht weglaufen?› häufen sich.» Bei ihren interaktiven Webinaren sowie den Podcastfolgen bei «Salz inner Suppe» zu diesen Themen häuften sich die Teilnehmer- und Klickzahlen.
Konkrete Investitionen blieben allerdings noch aus. Viele Rücklagen seien schlicht aufgebraucht. «Die Branche ist weiterhin sehr verhalten, was Beratungs- oder Trainingsinvestitionen angeht», sagt Boje. Dabei würden sich diese lohnen. Vor allem auf Ebene der Führung.
Etwas, das zwar oft gepredigt, aber bei weitem nicht immer gelebt wird, ist Wertschätzung. Dabei wäre sie so wichtig für die Zufriedenheit der Mitarbeitenden.
«Ein Danke wirkt Wunder. Eine handgeschriebene Karte mit lobenden Worten des Chefs löst Glücksmomente aus. Es sind oft die kleinen Dinge, die den grossen Unterschied machen», betont Christoph Jordi von der Unternehmensberatung Do Different aus Zürich. Auch bei Do Different haben Anfragen für Beratungen in diesem Bereich zugenommen. «Der Fachkräftemangel ist in praktisch allen Branchen, nicht nur in der Gastronomie, stark spürbar», sagt Jordi.
In der Gastronomie hätten viele Mitarbeitende gesehen, dass es anderswo bequemer sei, Geld zu verdienen. Bei Beratungen schauen Jordi und seine Kolleginnen und Kollegen von Beginn an auf die Mitarbeitenden. Diese würden zu Botschaftern und unterstützten in der Kommunikation und der Rekrutierung. Jordi sagt: «Etwa, indem sie potenzielle Kandidierende ansprechen oder bei der Einarbeitung helfen. Oft sehen sie auch Dinge, die wir einfach und ohne grosse Kosten anpassen können. Die Mitarbeitenden sind letztlich der Schlüssel zum Erfolg.»
(Désirée Klarer)